Zusammenfassung
Bei der intrauterinen fetoskopischen Chirurgie ist eine Elektrokauterisation in der leitfähigen, elektrolytreichen Amnionflüssigkeit nicht möglich. Da die Insufflation von Kohlendioxid in die Fruchtblase zu einer potentiell letalen Hyperkapnie und Azidose des Feten führt (1), müssen andere intrauterine Medien für die sichere, effektive intrauterine Chirurgie gefunden werden. Zielsetzung: In einem tierexperimentellen in-vitro Modell wurde die Einsatzfähigkeit und Effektivität der bipolaren Elektrokauterisation in verschiedenen Medien miteinander verglichen. Methode: An insgesamt 14 frischen Haut-Knorpelpräparaten des Ohres von New Zealand White Kaninchen wurden unter standardisierten Bedingungen (Einwirkzeit, Gewebedruck, Intensität) mit dem bipolaren Elektrokauter kontrollierte Gewebeläsionen in 4 verschiedenen Umgebungsmedien gesetzt: 1) Luft, 2) Perfluordecalin, einem Perfluorcarbon (PFC), 3) Glycerinlösung und 4) Vollelektrolytlösung (Na+ 140; K+ 5; Ca++ 2,5; Mg++ 1,5; Cl− 153 mmol/l). Nach Fixierung und Hämalaun-Eosin-Färbung wurden Nekroseindices (NI, Quotient der nativen zur manipulierten Gewebedicke) der bearbeiteten Areale mikroskopisch ermittelt, die Gewebeveränderung qualitativ beschrieben und für die verschiedenen Medien miteinander verglichen. Ergebnisse: In den bearbeiteten Arealen zeigten sich deutliche histologische Veränderungen wie die Ausdünnung des Gewebes, eine Aufhebung der Architektur mit verstärkter Anfärbung des Stromas, sowie Zeichen der Kariorhexis. Für die Elektrokauterisation ergab sich kein signifikanter Unterschied der NI bei Glycerin (1,39 ± 0,34; p= 0,35) und PFC (1,37 ± 0,20; p = 0,39) im Vergleich zu Luft (1,35 ± 0,22). Kein wesentlicher Kauterisierungseffekt ergab sich in der Elektrolytlösung (NI = 1,05 ± 0,13; p < 0,001). Schluβfolgerung und Ausblick: Unter den flüssigen Medien bieten PFC und Glycerin gleich gute Voraussetzungen für eine effektive Elektrokauterisation. Die Vorteile für den Einsatz von PFC bei der intrauterinen fetoskopischen Chirurgie sind die Grenzflächenbildung zu Blut und die inerten biologischen Eigenschaften der Substanz. Im Vergleich zum hyperosmolaren Glycerin ist PFC nicht osmotisch wirksam. Die Durchführbarkeit des Fruchtwasserersatzes mit PFC wurde von uns im Tierexperiment bereits bestätigt.
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Klis, V.J., Muensterer, O.J., Metzger, R., Till, H., Simbruner, G. (2002). Effektivität der Elektrokauterisation in verschiedenen Medien: Gas, Perfluorcarbon, Glycerin und Elektrolytlösung. In: Digitale Revolution in der Chirurgie. Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, vol 2002. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55715-6_498
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