Adorno-Handbuch pp 569-575 | Cite as
Deutschland III: Die Spur der Musikphilosophie
Adornos Schriften zur Musik stellen besondere Anforderungen an den Interpreten, da sie philosophische, fachwissenschaftliche und künstlerische Lesarten zugleich fordern wie zurückweisen: fordern, weil ihr Potential erst in der Vereinigung dieser drei Zugänge deutlich wird; zurückweisen, sofern damit im Prinzip die Gefahr des Dilettantismus gegeben ist. Tatsächlich liegt der Punkt im kritischen Übergang der Bereiche ineinander, nicht in ihnen allein und für sich. Die Schwierigkeit verschärft sich dadurch, dass Adorno aller »interdisziplinären « Ausrichtung seines Denkens zum Trotz auf fundamentalphilosophischen Ansprüchen besteht. Er lässt den Rahmen »reiner« Philosophie zunächst hinter sich, um dann nach mancherlei Um- und Abwegen wieder zu einem philosophischen Diskurs zurückzukehren.
Das ist eine späte Einsicht der deutschen Rezeption. Lange Zeit war das Verständnis der Musikphilosophie Adornos naturgemäß vom je eigenen Purismus der akademischen Disziplinen dominiert. Die Philosophen...
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