Animal Encounters pp 305-321 | Cite as
Über Jäger und Jagdhunde: Literarische und bildkünstlerische Verhandlungen einer Mensch-Tier-Begegnung
Zusammenfassung
Der Beitrag versammelt Repräsentationen von Jagdhunden in Literatur, Malerei und Fotografie (Homer, Thomson, Landseer, Ebner-Eschenbach, Faulkner, Usborne). In ebenso komparatistischer wie medienkomparatistischer Differenzierung werden Jagdhunde mit Blick auf ihre zeit- und kulturgeschichtlichen Prägungen, sprich: als Ausdruck kultureller Diskursformationen gelesen. Dabei rücken Kernfragen, das heißt neuralgische Punkte von Mensch-Tier-Begegnungen (encounters) sowie ästhetische Verhandlungsräume in den Blick, die in den vorgestellten Fallbeispielen um Aspekte der Verdinglichung, der Anthropomorphisierung, der Mythologisierung und der Tiertötung kreisen. Gerade weil sich Jagdhunde charakteristischerweise auf einer ambulanten Grenze zwischen Tieren und Menschen bewegen, sind sie, so führt die Autorin vor, in besonderer Weise dazu geeignet, ästhetische Inszenierungen und Reflexionen von Mensch-Tier-Beziehungen anzuregen. Schließlich sind Jagdhunde nicht einfach nur ‚Grenztiere‘, wie es allgemein für Hunde gilt. Vielmehr eröffnen sie einen Schwellenraum, in dem nicht nur Mensch-Tier-Differenzen, sondern vor allem auch moralische und emotionale Zugehörigkeiten ausgehandelt werden, die die Jagd als speziesistische Kulturpraktik vorführen und nicht eben selten in einer elementaren Begründungskrise zeigen.
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