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Netzlebenslinien. Probleme der Biographie im digitalen Zeitalter

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Grundlagen der Biographik

Zusammenfassung

Der »Boom der Biographien«, den man pünktlich zu Beginn des 21. Jahrhunderts konstatiert hat,1 wurde im Computer vorprogrammiert. »Wir konnten davon ausgehen, daß wir sie in der Falle hatten«2, erinnert sich Horst Herold an seine Zeit als Präsident des Bundeskriminalamts, in der er den Kampf gegen die Rote Armee Fraktion mit neuester Technologie zu führen gedachte. Als Terroristenfalle diente der Maschinenraum in Wiesbaden. Denn Herold setzte

nicht auf Menschen, sondern auf Computer. 4500 Terminals wurden angeschafft, 70.000 Leitungen verlegt. Wütig begann er, Daten über die Terroristen und ihre Sympathisanten zu sammeln. Herold wollte alles wissen. Jede Reise, jede Wohnung, jeder Gegenstand — was irgendwie mit der RAF zu tun haben konnte, wurde registriert. Er wußte bald, daß Adelheid Schulz Oil of Olaz benutzt, er wußte, in welchem Bundesland der nächste Anschlag verübt werden würde, und er wußte, welche Wohnungen Terroristen als Versteck bevorzugen.3

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Notizen

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Oels, D., Porombka, S. (2002). Netzlebenslinien. Probleme der Biographie im digitalen Zeitalter. In: Klein, C. (eds) Grundlagen der Biographik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02884-6_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02884-6_9

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