Zusammenfassung
Der »Boom der Biographien«, den man pünktlich zu Beginn des 21. Jahrhunderts konstatiert hat,1 wurde im Computer vorprogrammiert. »Wir konnten davon ausgehen, daß wir sie in der Falle hatten«2, erinnert sich Horst Herold an seine Zeit als Präsident des Bundeskriminalamts, in der er den Kampf gegen die Rote Armee Fraktion mit neuester Technologie zu führen gedachte. Als Terroristenfalle diente der Maschinenraum in Wiesbaden. Denn Herold setzte
nicht auf Menschen, sondern auf Computer. 4500 Terminals wurden angeschafft, 70.000 Leitungen verlegt. Wütig begann er, Daten über die Terroristen und ihre Sympathisanten zu sammeln. Herold wollte alles wissen. Jede Reise, jede Wohnung, jeder Gegenstand — was irgendwie mit der RAF zu tun haben konnte, wurde registriert. Er wußte bald, daß Adelheid Schulz Oil of Olaz benutzt, er wußte, in welchem Bundesland der nächste Anschlag verübt werden würde, und er wußte, welche Wohnungen Terroristen als Versteck bevorzugen.3
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Notizen
Irene Armbruster: Wer liest 1.600 Seiten Hitler-Biographie? Die Schwierigkeit das gute Sachbuch zu verlegen. In: Aufbau (New York), 21/2001 vom 11.10.2001 (Online-Textarchiv).
Zit nach: Dirk Kurbjuweit: Gefangen für alle Zeiten. In: Die Zeit vom 1.8.1997.
Walter Benjamin: Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskows. In: ders.: Illuminationen. Ausgewählte Schriften. Frankfurt/M. 1977, S. 385–410, hier S. 386.
Theodor W. Adorno: Standort des Erzählers im zeitgenössischen Roman. In: ders.: Noten zur Literatur. Hg. v. Rolf Tiedemann. Frankfurt/M. 1981, S. 41–47, hier S. 42.
Jean Francois Lyotard: Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Wien 1994, S. 152.
Vgl. zum Folgenden Stephan Porombka: Ankunft im Unverdrängten. Datenbanken als Verkörperung der Phantasie vom virtuell vollständigen Gedächtnis. In: Sonderband der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Stuttgart 1998, S. 313–328.
Vannevar Bush: As we may think. In: Atlantic Monthly, Jg. 176 (1945), S. 101–108.
Gary Wolf: The Curse of Xanadu. In: Wired, 1.03 (Juni 1995), S. 75–85 und 112–113, hier S. 75.
Christoph Drösser: Leben auf der Platte. In: Die Zeit vom 03.01.2002.
Jean Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod. München 1991, S. 7.
Jean Baudrillard: Das Jahr 2000 findet nicht statt. Berlin 1990, S. 9.
Jean Baudrillard: Die Transparenz des Bösen. Berlin 1992, S. 114.
Thomas Martin: Kann es zuviel Erinnerung geben? Die Bibliothek von Babylon. Anmerkungen zum Verhältnis von Biografie und Geschichte. In: Freitag vom 22.03.2002.
Vgl. Erhard Schütz: Renaissance oder Recycling? In: Gerd Herholz (Hg.): Experiment Wirklichkeit. Renaissance des Erzählens. Poetikvorlesungen und Erzählen in den 90er Jahren. Essen 1998, S. 116–123, hier S. 116.
Kevin Kelly: Das Ende der Kontrolle. Die biologische Wende in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft. Mannheim 1994, S. 44.
Helmuth Benesch: Zwischen Leib und Seele. Grundlagen der Psychokybernetik. Frankfurt/M. 1988, S. 11.
Richard Sennett: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin 1998;
Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt/M. und New York 1992;
Dieter Gross: Die Multioptionsgesellschaft. Frankfurt/M. 1994.
Vgl. Johannes Goebel und Christoph Clermont: Die Tugend der Orientierungslosigkeit. Berlin 1997.
Sherry Turkle: Leben im Netz. Identität in Zeiten des Internet. Reinbek 1998, S. 425 f.
Rainer Kuhlen: Hypertext. Ein nicht-lineares Medium zwischen Buch und Wissensbank. Berlin/ Heidelberg/New York 1991.
Hans Magnus Enzensberger: Nachrede. In: Requiem 1988 (wie Anm. 28), S. 225–232, hier S. 225.
Dieter Kühn: N. Stuttgart 1995. Der Text folgt der leicht veränderten Taschenbuchausgabe von 1973. Vgl. auch Kühns Beitrag in diesem Band.
Dieter Kühn im Süddeutschen Rundfunk, 28.12.1973: »Der Autor im Gespräch« mit J. Kolbe und H. Lehner. Zit. nach Helmut Scheuer: Nachwort. N — Dieter Kühn und die Geschichte. In: Kühn 1995 (wie Anm. 31), S. 129–150, hier S. 135.
vgl. auch Dieter Kühn: Unternehmen Rammbock. Planspiele zur Wirkung gesellschaftskritischer Literatur. Frankfurt/M. 1974.
Heribert Kuhn: Thomas Mann. Rollende Sphären. Hg. von Franz-Maria Sonner und Thomas Sprecher. München 1995, Beiheft S. 12.
Sigrid Löffler: Biografie. Ein Spiel. Warum die Engländer Weltmeister in einem so populären wie verrufenen Genre sind. In: Literaturen Heft 7/8 (2001), S. 14–17, hier S. 15.
Jan Romein: Die Biographie. Einführung in ihre Geschichte und ihre Problematik. Bern 1948, S. 28,
zit. nach Helmut Scheuer: Biographie. Studien zur Funktion und zum Wandel einer literarischen Gattung vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Stuttgart 1979, S. 8 — vgl. ebd. in Anm. 21 die weiteren Nachweise zur »Funktion der Biographik in Krisenzeiten«.
Klaus R. Scherpe: Beschreiben, nicht Erzählen! Beispiele zu einer ästhetischen Opposition. In: Zeitschriftfür Germanistik. Neue Folge, 2. Jg. (1996), S. 368–383, hier S. 369.
Günter Blöcker: Biographie — Kunst oder Wissenschaft? In: Adolf Frisé (Hg.): Definitionen. Essays zur Literatur. Frankfurt/M. 1963, S. 58–84,hier S. 82, zit. nach Scheuer 1979 (wie Anm. 39), S. 8.
Nikolaus Förster: Die Wiederkehr des Erzählens: Deutschsprachige Prosa der 80er und 90er Jahre. Darmstadt 1999;
Dieter Thomä: Erzähle dich selbst. Lebensgeschichte als philosophisches Problem. München 1998;
Nicholas Boyle: Goethe der Dichter in seiner Zeit. Bisher 2 Bde. München 1999 ff.
Peter-André Alt: Schiller. Leben — Werk — Zeit. 2 Bde. München 2000.
Ian Kershaw: Hitler. 2 Bde. Stuttgart 1998 ff.
Vgl. zu Alt z. B. Friedmar Apel: Am Marterholz der Tischplatte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.10.2000 und trotz Lobes die Kritik an der ungewerteten Kompilation bei Thomas Leuchtenmüller: Der dichtende Deserteur. In: Neue Zürcher Zeitung vom 04.09.2001. Zu Kershaw z. B. Ulrich Herbert: Erst als Hitler tot ist, bricht der Bann. In: Süddeutsche Zeitung vom 18.10.2000;
Annette Jander: Vabanquespiele und Größenwahn. In: die tageszeitung vom 29.08.2000.
Lothar Machtan: Hitlers Geheimnis. Das Doppelleben des Diktators. Berlin 2001;
W. Daniel Wilson: Das Goethe-Tabu. Protest und Menschenrechte im klassischen Weimar. München 1999;
ders.: Unterirdische Gänge. Goethe, Freimaurerei und Politik. Göttingen 1999;
Paul Matussek, Peter Matussek und Jan Marbach: Hitler. Karriere eines Wahns. München 2000;
Anton Neumayr: Hitler. Wahnideen — Krankheiten — Perversionen. Wien 2001;
Albrecht Schöne: Schillers Schädel. München 2002;
Claudia Schmölders: Hitlers Gesicht. Eine physiognomische Biografie. München 2000.
Zuletzt im Fall von Heinz Rühmann: Franz Josef Görtz und Hans Sarkowicz: Heinz Rühmann 1902–1994. Der Schauspieler und sein Jahrhundert. München 2001;
Torsten Körner: Ein guter Freund — Heinz Rühmann. Biographie. Berlin 2001;
Fred Sellin: Ich brec’die Herzen … Das Leben des Heinz Rühmann. Reinbek 2001.
Vgl. Christoph Michel: Goethe. Der Dichter und der Wein. Frankfurt/M. 2000;
Helmut Koopmann: Schillers Leben in Briefen. Weimar 2000
sowie Axel Gellhaus und Norbert Oellers (Hg.): Schiller. Bilder und Texte zu seinem Leben. Köln u. a. 1999 — erzählt werden hier 38 Tage aus Schillers Leben, so entstehe »sozusagen im Vorbeigehen« (Klappentext) eine Lebensgeschichte.
Traudel Junge und Melissa Müller: Bis zur letzten Stunde. Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben. München 2002;
Dagmar von Gersdorff: Goethes Mutter. Eine Biographie. Frankfurt/M. 2001;
Jochen Klauß: Der »Kunschtmeyer« — Johann Heinrich Meyer. Freund und Onkel Goethes. Weimar 2001;
Martha Schad: Hitlers Spionin. Das Leben der Stephanie von Hohenlohe. München 2002.
Matthias Luserke (Hg.): Goethe und Lenz. Die Geschichte einer Entzweiung. Eine Dokumentation. Frankfurt/M. 2001;
Helmut Koopmann: Goethe und Frau von Stein. München 2002;
Ulrike Leutheuser: Hitler und die Frauen. Stuttgart 2001;
Wilfried Barner: Goethe und Lessing. Eine schwierige Konstellation. Göttingen 2001;
Wolfgang Rauscher: Hitler und Mussolini. Macht, Krieg und Terror. Graz 2001;
Ekkehart Ksippendorff: Jefferson und Goethe. Hamburg 2001.
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Oels, D., Porombka, S. (2002). Netzlebenslinien. Probleme der Biographie im digitalen Zeitalter. In: Klein, C. (eds) Grundlagen der Biographik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02884-6_9
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01904-2
Online ISBN: 978-3-476-02884-6
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