Auszug
In der faschistischen Ära Italiens sollte das Stadtbild Bozens radikal verändert werden. Es waren Prachtstraßen, Plätzen und eine Reihe monumentaler Bauten geplant, deren revolutionäre Architektur den ideologischen Geist des Faschismus ausdrücken sollte. Aber nur ein Teil der Projekte wurde umgesetzt, so z. B. das Gericht (Rossi de’ Paoli, Busiri Vici, 1939) und die „Casa Littoria“ (Pelizzari, Plattner und Rossi, 1942, heute Finanzamt). Beide Gebäude sind zusammen mit dem Platz in ihrer Mitte denkmalgeschützt, weil man ihre architektonische Qualität heute höher bewertet als ihren einstigen Zweck, Erfü llungsgehilfen für eine zweifelhafte politische Propaganda zu sein. Damit sich die denkmalgeschützten Bauten nicht zu Sehenswürdigkeiten des Faschismus entwickeln, hat man ihnen Funktionen zugeteilt, die den jeweils zeitgemä ßen Bedürfnissen angepasst werden müssen. 2003 wurde der Bau einer Tiefgarage beendet, was eine Neugestaltung des Gerichtsplatzes nach sich zog: Die Abgänge in die Tiefgarage, die Regenwasser-Kanäle, der nun von der Mitte des Platzes weggerückte Springbrunnen aus den 30er Jahren und die Entlüftungsgitter fügen sich auf eine Weise in das Gesamtkonzept des Ensembles ein, die die einstige Inszenierung behutsam unterstreicht, aber nicht überhöht. Indem die Aufgangstreppe in das Finanzamt vorgerückt wurde, konnte das Gebäude behindertengerecht mit einer Rampe ausgestattet werden. Der Eleganz des auf Straßenniveau realisierten Teils des Projekts entspricht auch die Gestaltung der darunter liegenden Tiefgarage mit ihrem feinen Tageslicht-, Färb- und Grafikkonzept.
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Fierro, S. (2006). Tiefgarage und Neugestaltung Gerichtsplatz, Bozen. In: 2000–2006 Neue Architektur in Südtirol Architetture recenti in Alto Adige New Architecture in South Tyrol. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-38131-7_29
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Publisher Name: Springer, Vienna
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Online ISBN: 978-3-211-38131-1
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