Zusammenfassung
Darf ich aus dem so geschlossenen Vortrag eine Einzelheit herausgreifen : den „monologue intérieur“. Für diejenigen, denen das Thema weniger vertraut ist, möchte ich etwas präzisieren. Monologe hat es schon im mittelalterlichen Versroman gegeben und hat es im Drama immer gegeben. Nun ist das etwas anderes als der Monolog, den wir bei Joyce finden. Der Monolog, wie er früher gehandhabt wurde, wurde gebraucht, um die Seelenlage, um die Ideen, um einen Entschluß des Helden dem Leser oder Zuschauer klarzumachen. Dabei ist der Monolog gewissermaßen vom Autor gesiebt. Er ist auf eine Beziehung oder, um in der Sprache des 18. Jahrhunderts zu reden, auf eine „ruling passion“ hin ausgerichtet. Um es durch ein Beispiel noch klarer zu machen: im TristanRoman von Thomas ist der lange Monolog am Schluß darauf ausgerichtet: Soll ich Isolde Weißhand heiraten? Soll ich es nicht? Was spricht die Ehre? Was spricht die Liebe? Alles andere, nicht auf das Thema Bezügliche, kommt nicht zur Diskussion, während es sich bei Joyces „monologue intérieur“, wie es der Vortrag klarmachte, um ein kunterbuntes Herauf quellen von Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen, Unterbewußtsein, Assoziation handelt.
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Referenzen
Eilmann, S. 542.
Vgl. hierzu Stanzel, Erzählsituationen, S. 126, sowie jetzt auch Herbert Rauters UlyssesInterpretation in Der Englische Roman ed. F. K. Stanzel, 2 Bde. (Düsseldorf, 1969), II, 332 ff.
J. M. Morse, „Molly Bloom Revisited“, A James Joyce Miscellany, Second Series (Carbondale, Ill., 1959), S. 144.
Ellmann, S. 641.
Wohl nicht zufällig hat E. R. Curtius bei der Wiederveröffentlichung seines Joyce-Aufsatzes aus dem Jahre 1929 in den Kritischen Essays zur europäischen Literatur (21954) die ursprünglichen Schlußseiten (60–62) gestrichen, in denen der Roman als ein letztlich „unfruchtbares“ Werk bezeichnet wird, das „zur Zerstörung der Welt führt“, „Mensch und Welt verzerrt“, dessen Substanz ein „metaphysischer Nihilismus“ ist.
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Schirmer, W.F. et al. (1970). Diskussion. In: James Joyce und sein Ulysses. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 164. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02969-4_2
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