Zusammenfassung
Willensfreiheit bedeutet, dass ich meinen Willen selbst bestimmen kann. Da unser Gehirn ein stochastisches, nichtlineares, dynamisches und prädiktiv agierendes System ist, können wir für seine Funktionsweise deterministisches Verhalten ausschließen. Die experimentellen Studien zur Frage „Haben wir einen freien Willen?“ sind kritisch zu bewerten und erlauben bis heute keine Beantwortung dieser Frage. Das Konzept der prädiktiven Codierung erklärt viele der experimentell gewonnenen Ergebnisse zur Willensfreiheit. Unser Gehirn, überwiegend der cerebrale Cortex, generiert ständig aktiv Hypothesen und Vorhersagen über zukünftige Ereignisse und greift dabei auf Erfahrungen und Erinnerungen zurück, die in internen Modellen repräsentiert und gespeichert sind. Die spontanen Aktivitätsmuster gleichen sich im Laufe unseres Lebens den erfahrenen und gespeicherten Modellen an und ermöglichen so eine schnelle, effiziente und energiesparende Verarbeitung neuronaler Informationen. Kreativität und Altersweisheit stellen möglicherweise Korrelate einer verbesserten prädiktiven Codierung dar. Wir treffen Entscheidungen auf der Grundlage von nichtdeterministischen, internen Modellen, die auf (epi)genetische Faktoren, Erinnerungen und soziale Interaktionen beruhen.
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Luhmann, H.J. (2020). Freier Wille. In: Hirnpotentiale. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60578-3_5
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