Zusammenfassung
In der klinischen Praxis sind verschiedene Faktoren zu beobachten, die sich im Umgang mit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund als Herausforderungen erweisen können: Stereotypen, schablonenhafte Denkmuster und unreflektierte Annahmen über fremde Kulturen sind oft von signifikanter Bedeutung. Eine sorgsame, sozial- und kulturanthropologisch fundierte und quellenkritische Verwendung der Begriffe und Konzepte sind daher eine notwendige Bedingung für eine an der realen Lebenswelt der betroffenen Menschen orientierte Medizin. Hinzu kommen eine adäquate Berücksichtigung juristischer und politischer Aspekte sowie die stärkere Beachtung psychosozialer Zusammenhänge von Krankheiten und Gesundheitsversorgungen auch jenseits der entsprechenden medizinischen und psychologischen Spezialdisziplinen. Es ist grundlegend, dass das von Flüchtlingen und Migranten Erlebte sowie flucht- und migrationsbedingte als auch seltene erbliche Erkrankungen (z. B. Sichelzellanämie) nicht nur medizinisch, sondern auch im kollektivistischen Krankheitsverständnis des Betroffen beleuchtet werden.
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Notes
- 1.
Asylbewerber mit unbekanntem Impfstatus sind als „ungeimpft“ zu betrachten.
- 2.
Nachdem es in Syrien 2013 einen Polio-Ausbruch gab, warnte die WHO: „Solange ein einzelnes Kind infiziert ist, bestehe für Kinder weltweit die Gefahr einer Ansteckung“. Warnungen, dass beispielsweise Flüchtlinge aus Syrien wieder aufgetretene Poliomyelitis-Erkrankungen nach Deutschland einschleppen könnten, kamen bereits 2014 vom Robert Koch-Institut.
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Beshay, M. (2020). Chirurgie: Divergierende Krankheitsbilder. In: Gillessen, A., Golsabahi-Broclawski, S., Biakowski, A., Broclawski, A. (eds) Interkulturelle Kommunikation in der Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59012-6_17
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