FormalPara Synonym(e)

Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren

FormalPara Englischer Begriff

TBE virus (tick-borne encephalitis, tick-borne meningoencephalitis)

FormalPara Beschreibung des Erregers

Das FSME-Virus gehört zum Genus Flavivirus (Familie Flaviviridae). Das sphärische, etwa 50 nm große Virion besteht aus einer 10,5 kDa großen Positivstrang-RNA in einem Kapsid, das wiederum von einer Virushülle aus Lipiden der Wirtszelle und dem Protein E umgeben ist. Es sind 3 Subtypen bekannt; neben dem in Deutschland vorkommenden zentraleuropäischen Subtyp gibt es einen fernöstlichen und einen sibirischen Subtyp.

FormalPara Erkrankungen

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine meldepflichtige Erkrankung, die saisonal gehäuft vom Frühsommer bis zum Herbst auftritt. Endemiegebiete liegen in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz sowie in Regionen Saarlands und Sachsens.

Vektoren sind Schildzecken (Ixodidae) jeder Entwicklungsstufe (Larven, Nymphen, Adulte). Sie leben am Waldrand und im hohen Gras und übertragen die Viren bei der Blutmahlzeit. Natürliches Erregerreservoir sind vorwiegend kleine Säugetiere und Vögel.

Jährlich werden in Deutschland etwa 200–300 Neuerkrankungen registriert. Ein Großteil der mit FSME-Viren infizierten Personen bemerkt keine objektivierbaren Krankheitszeichen – die Serokonversion gibt dann den einzigen Hinweis. Nur etwa 10–30 % der Infizierten zeigen 7–14 Tage nach der Ansteckung grippeähnliche Beschwerden mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Erbrechen und Schwindel. Bei etwa 10 % der symptomatischen Patienten folgt nach etwa einer fieberfreien Woche eine Meningoenzephalitis mit Kopfschmerzen, Erbrechen, meningealen Reizerscheinungen und vereinzelt Stupor oder Koma.

Prävention ist möglich durch aktive Immunisierung und Expositionsprophylaxe: Beim sommerlichen Aufenthalt in Wald und Feld sollte man heutzutage „hübsch“ auf dem Weg bleiben. Die Therapie erfolgt symptomatisch.

FormalPara Analytik

Direktnachweis: In der frühen Krankheitsphase mittels Kulturverfahren oder PCR (Polymerase-Kettenreaktion) aus Blut oder Liquor möglich.

Serologie: Nachweis FSME-spezifischer Antikörper der Klasse IgG und IgM in Serum oder Liquor durch indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte), Enzymimmunoassay oder Immunblot-Techniken.

FormalPara Untersuchungsmaterial – Probenstabilität

Direktnachweis und Kultur: Untersucht werden Blut oder Liquor. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Transportzeit ist das Material einzufrieren.

Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.

FormalPara Diagnostische Wertigkeit

Labordiagnostisch stützt sich die Feststellung einer FSME-Infektion vor allem auf den Nachweis von IgG- und IgM-Antikörpern gegen das FSME-Virus. Beweisend für eine frische Infektion sind eine Serokonversion oder ein signifikanter IgG-Titeranstieg. Bei Verdacht auf eine Beteiligung des zentralen Nervensystems werden die spezifischen Antikörper und die Gesamtantikörper parallel in Liquor und Serum bestimmt und der spezifische Liquor-Serum-Quotient errechnet. Ein Wert >1,5 spricht für eine intrathekale Antikörpersynthese.

Kreuzreaktionen zu anderen humanpathogenen Flaviviren (Dengue-Viren, West-Nil-Fieberviren und Gelbfieber-Viren) müssen ausgeschlossen werden. Differenzialdiagnostisch relevant sind Poliomyelitis, Borreliose und virale Meningoenzephalitiden.