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Steuerungsmedien und -instrumente in der Versorgung mit Krankenhausleistungen

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Geld im Krankenhaus
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Zusammenfassung

Die in der Krankenversorgung existierende Informationsasymmetrie verschafft Ärztinnen und Ärzten Gelegenheiten zur Verfolgung von Partikularinteressen und setzt der Kontrolle der ärztlichen Leistungserbringung Grenzen. Dies birgt Gefahren für Qualität und Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung und ist Anlass für die Regulierung ärztlicher Leistungserbringung. Die Leistungserbringung im Krankenhaus kann Gegenstand unterschiedlicher Steuerungsinstrumente sein, unter denen finanzielle Anreize, rechtsverbindliche Pflichten und die Kontrolle ihrer Einhaltung sowie die intrinsische Motivation und ethische Verpflichtung von Ärztinnen und Ärzten zur Orientierung am Patientenwohl von besonderer Bedeutung sind. In der Wirklichkeit der Krankenhausversorgung in Deutschland werden diese und andere Steuerungsmechanismen miteinander kombiniert. Dabei haben finanzielle Anreize in Form von Pauschalen und Budgets besonders seit den 1990er Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Ihr Einsatz verfolgt primär das Ziel, die Leistungserbringung am Ziel der Kostendämpfung auszurichten. Auf diese Weise will der Gesetzgeber eine Kompatibilität zwischen den Interessen und Handlungsrationalitäten einzelner Leistungserbringer und dem Globalziel der Kostendämpfung herstellen.

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Notes

  1. 1.

    In der medizinischen Versorgung existiert eine Vielzahl von Grauzonen, die unterschiedliche Versorgungsoptionen in Diagnostik und Therapie ermöglichen. Diese Möglichkeiten sind im Allgemeinen in der ambulanten Versorgung stärker als in der stationären, nicht zuletzt, weil der Anteil von diffusen Beschwerden ohne eindeutige Diagnose in der ambulanten Versorgung deutlich höher und der Anteil von Behandlungsfällen mit durch Leitlinien oder Richtlinien mehr oder weniger stark vorgegebenen Behandlungsschritten deutlich geringer ist als im Krankenhaus.

  2. 2.

    Es wird hier der Einfachheit halber unterstellt, dass der Staat an einer guten und dabei effizienten Versorgung für die gesamte Bevölkerung interessiert ist. Freilich wird man nicht immer davon ausgehen, dass dies auch tatsächlich der Fall ist. Ziele und Präferenzen des Gesetzgebers können gerade in Abhängigkeit von der parteipolitischen Zusammensetzung der Regierung oder von den ökonomischen Rahmenbedingungen erheblich variieren.

  3. 3.

    Die Gegenposition soll dem Vernehmen nach Lenin eingenommen haben, dem ja das mittlerweile geflügelte Wort „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ zugeschrieben wird. Allerdings lässt sich dieser Satz in seinen Werken nicht finden. Es ist aber überliefert, dass er gerne ein russisches Sprichwort verwendet habe, das sinngemäß bedeutet: „Vertraue, aber prüfe nach!“ (Drösser 2000). So findet sich in seiner Schrift „Über Abenteurertum“ der Satz: „Nicht aufs Wort glauben, aufs strengste prüfen – das ist die Losung der marxistischen Arbeiter.“ (Lenin 1971, S. 358). Vermutlich handelt es sich bei der populären, vermeintlich Leninschen Losung also um einen um Zuspitzung bemühten Übersetzungsfehler.

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Gerlinger, T. (2019). Steuerungsmedien und -instrumente in der Versorgung mit Krankenhausleistungen. In: Dieterich, A., Braun, B., Gerlinger, T., Simon, M. (eds) Geld im Krankenhaus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24807-9_2

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