Zusammenfassung
Der Spielfilm „Lauf Junge lauf“ (BRD, F, PL 2013) erzählt auf sehr einfühlsame Weise vom Schicksal eines jüdischen Jungen – Srulik – in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Srulik überlebt den Holocaust lediglich aufgrund einer Namensänderung, die für ihn im Laufe der Zeit zu Identitätskonflikten führt. Indem „Lauf Junge lauf“ die historischen Zusammenhänge der Judenverfolgung in Europa nicht ausdrücklich thematisiert, sondern sich in erster Linie auf Sruliks Erlebnisse konzentriert, unterscheidet er sich diametral von anderen Holocaust-Filmen. Der Film kann daher als Medium verstanden werden, durch das sich die Globalisierung des Holocaust nach Levy und Sznaider konkretisieren lässt. Der Beitrag entfaltet das didaktische Potenzial von „Lauf Junge lauf“ in dreifacher Weise: 1) Für das historische Lernen ist die Möglichkeit einer Perspektivenübernahme wesentlich. Hier bietet „Lauf Junge lauf“ aufgrund seiner biografischen Fokussierung gute Voraussetzungen. 2) Der Film „Lauf Junge lauf“ wird im Kontext von Identitätsbildungsprozessen bei einer sich zunehmend diversifizierenden Schülerinnen- und Schülerschaft diskutiert. 3) In „Lauf Junge lauf“ werden existenzielle Verlust- und Identitätserfahrungen durch das Prisma des Holocaust verhandelt, deshalb bietet dieser Film Potenziale zur Menschenrechtsbildung.
Abstract
The movie “Run boy run” (BRD, F, PL 2013) depicts the destiny of a Jewish boy – Srulik – in the confusion of Second World War in a very sensitive manner. Srulik survives the Holocaust merely because of a name change, which over time results in identity conflicts. As “Run boy run” doesn’t explicitly pick out the historical connections of the persecution of the Jew’s in Europe as a central theme, but concentrates, primarily, on Srulik’s experiences, it differs diametrically from other Holocaust-Movies. “Run boy run” takes up this biographical aspect in a special way, because it puts the young main protagonist’s (Holocaust-)history in the center. The film can therefore be understood as a medium through which the cosmopolitanizing of the Holocaust can be concretized according to Levy and Sznaider. The article unfolds the movie’s didactic potentials in three ways: 1) For historical learning, the possibility of a change of perspective is essential. In this field “Run boy run” offers good conditions on account of its focus on biography. 2) The article would like to introduce “Run boy run” in the context of identity education processes among increasingly diverse pupils. 3) As in “Run boy run”, existential loss and identity experiences are seen through the prism of the Holocaust, this film offers potentials for human rights education.
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Sommer, A. (2019). Holocaust und Identität: Biografische Menschenrechtsbildung am Beispiel von „Lauf Junge lauf“. In: Ballis, A., Gloe, M. (eds) Holocaust Education Revisited. Holocaust Education – Historisches Lernen – Menschenrechtsbildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24205-3_12
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