Zusammenfassung
In der Alltagssprache wird das Wort „Stress“ häufig zur Beschreibung unangenehmer Situationen oder synonym für Ärger gebraucht (Duden 2017, Die deutsche Rechtschreibung (Bd. 1). Berlin: Dudenverlag). Wo liegt nun der Unterschied zwischen „psychischer Belastung“ und „Stress“? Was passiert dabei im menschlichen Körper? Um die Ursachen und die Auswirkungen von Stressreaktionen beschreiben zu können, wurden in den letzten Jahrzehnten mehrere Theorien entwickelt. Die Beschäftigung mit diesen Theorien lohnt, weil damit das notwendige Verständnis um psychische Belastung und deren Auswirkungen entsteht und auch klar wird, auf welche Einflussfaktoren bei der Gestaltung der Arbeit geachtet werden sollte.
Neben den guten Gründen für Arbeits- und Gesundheitsschutz (Verringerung der Fehlzeiten, Erhalt und Steigerung der Leistungsfähigkeit, Erhöhung der Attraktivität des Unternehmens) gibt es auch handfeste gesetzliche Verpflichtungen als weiteres zwingendes Argument für einen effektiven Arbeits- und Gesundheitsschutz. Der zweite Teil dieses Kapitels widmet sich den gesetzlichen Grundlagen, auf denen der Arbeits- und Gesundheitsschutz ruht. Aus den Vorgaben ergeben sich eindeutige und relativ umfassende Verpflichtungen auf mehreren Ebenen: Erstens des Arbeitgebers, zweitens der Personen mit Führungsverantwortung und drittens der Beschäftigten. Nicht zu vergessen sind die Rechte der Beschäftigten und des Betriebsrates als Vertretung der Arbeitnehmer.
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Zivilisationskrankheiten sind maßgeblich ernährungs- und bewegungsbedingt – aber auch durch Stress.
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Vgl. u. a. §§ 618–619 BGB, §§ 3–11 BetrSichV, § 62 HGB, §§ 3–6 ArbStättV.
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„Dem Arbeitsschutzgesetz liegt ein Leitbild zugrunde, das in den europäischen Arbeitsschutzregelungen verankert ist. Über die frühere Einschränkung des Arbeitsschutzes […], ist es jetzt Ziel, Gesundheit und Wohlbefinden der Beschäftigten zu erhalten und arbeitsbedingten Erkrankungen vorzubeugen. […] Wichtigstes Grundprinzip ist die Prävention, die durch vorbeugendes, geplantes Handeln bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen erreicht wird. Dabei soll ganzheitlich vorgegangen werden, nicht nur körperlich wirksame Faktoren, sondern auch mögliche psychische Belastungen sind zu beachten“. (Quelle: http://www.ergo-online.de/site.aspx?url=html/rechtsgrundlagen/arbeitsschutzgesetz/arbeitsschutzgesetz.htm.)
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Siehe dazu auch BVerwG, Urteil v. 31.01.1997 – 1 C 20.95 = NZA 1997, 483.
- 5.
Eine ausführliche Kommentierung des ArbSchG wurde in einem. Rechtsgutachten vorgenommen (Kohte und Faber 2007). Dort werden aus rechtlicher Sicht relevante Punkte, wie zum Beispiel die personalvertretungsrechtliche Beteiligung (Mitbestimmung), die weiteren Organisationspflichten (bzw. Dienstherren) und die Kostentragungspflicht des Arbeitgebers, weitergehend erläutert. Den Anforderungen des ArbSchG kann mit einer theoriegeleiteten Herangehensweise („gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse“ – § 4 ArbSchG) entsprochen werden.
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Die Begriffe „Fachkraft für Arbeitssicherheit“ (FaSi) und „Sicherheitsfachkraft“ (SiFa) sind synonym. Der offizielle Abkürzung für Fachkraft für Arbeitssicherheit lautet Sifa (Quelle: https://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/vorschriften_regeln/dguv-vorschrift_2/downloads/faq_vorschr_2.pdf).
- 7.
http://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/vorschriften_regeln/dguv-vorschrift_2/downloads/dguv_v2_hand.pdf. Zugegriffen am 27.12.2018.
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In der Norm wird der Singular „psychische Belastung“ verwendet, bezeichnet aber die „Gesamtheit aller erfassbaren Faktoren“, also mehrere unterschiedliche Faktoren.
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Neuner, R. (2019). Grundlagen. In: Psychische Gesundheit bei der Arbeit. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23961-9_2
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