Zusammenfassung
Schon immer haben sich Menschen vor allem dann für Geschichte interessiert, wenn Superlative zu vermelden und die eigene Stadt oder deren Attribute die ältesten, bedeutsamsten, erfolgreichsten oder mächtigsten waren, sodass Stolz und Selbstbewusstsein erzeugt wurden. So formten Adelsgeschlechter ihre Stammbäume und Städte ihre Vergangenheit und so ist auch heute noch die Ausgangslage für die Vermarktung von Geschichte. Der Beitrag macht anhand verschiedener Beispiele darauf aufmerksam, dass geschichtliches Geschehen zu allen Zeiten verformt und spekulativ gedeutet worden ist. Und dies nicht zuletzt dann, wenn es zur Identitätsstiftung benutzt wurde. Heute muss Stadtmarketing, das Städte mithilfe von Geschichte zu profilieren sucht und dabei bestrebt ist, Authentizität zu wahren und trotzdem Interesse zu wecken, sich die Frage stellen: Wie weit darf man gehen, um geschichtliches Geschehen interessant zu machen?
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Hierauf ist die Forschung auf unterschiedlichen Wegen aufmerksam geworden. Vgl. Patze (1964, 1965), der viele Beispiele monastischer Historiografie diskutiert, die die Perspektive der adligen Stifter des Klosters in den Vordergrund rücken. Kastner (1974) hat dagegen Fälle präsentiert, in denen sich das Interesse der Autoren auf die Betonung der Ansprüche und Rechte der monastischen Institution konzentrierte. Beide Ansätze führten zur Verformung der Geschichte je nach Darstellungsabsicht; vgl. hierzu auch Althoff (1988a, b, 2003, S. 52–77).
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Zur Bedeutung der ‚Ahnen‘ im mittelalterlichen Adel vgl. grundlegend Schmid (1998, S. 9 ff.).
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Zum Folgenden bereits Althoff (1979).
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Vgl. dazu und zum Folgenden Schmid (1983).
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Vgl. Historia Welforum (1978, Kap. 2, S. 6 f.). Dort findet sich aber auch eine zweite Erklärung für den ungewöhnlichen Namen: Ein Kaiser habe einen Vorfahren der Welfen, der seinen Hof verlassen wollte wegen eines Sohnes, der ihm geboren worden war, süffisant gefragt, „was, wegen eines Welpen wollt ihr so eilig nach Hause?“ Daraufhin habe dieser gekontert: „unter diesem Namen werdet ihr ihn aus der Taufe heben.“
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Vgl. dazu die detaillierte Analyse bei Hofmann (1975, S. 75–114).
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„Fiktion“ ist hier im Sinne einer mehr oder weniger spekulativen Hypothese gebraucht, zu deren Falsifizierung keine Anstrengungen gemacht werden, weil ihr Inhalt gut in ein Konzept passt; vgl. dazu Althoff (2014).
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Althoff, G. (2019). Geschichte im Superlativ. Zur langen Ahnenreihe des Stadtmarketings. In: Kenkmann, A., Spinnen, B. (eds) Stadtgeschichte, Stadtmarke, Stadtentwicklung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23706-6_7
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