Rechtspopulismus in Belgien

Zusammenfassung

Es wird der Frage nachgegangen, ob die Charakterisierung von Vlaams Belang (vormals: Vlaams Blok) als rechtsextrem und von Nieuw-Vlaamse Alliantie (N-VA) als rechtspopulistisch „light“ zutrifft. Die zentrale Bedeutung des Begriffs „Volk“ hat für beide Parteien mit ihrer Entstehungsgeschichte im Rahmen des belgischen Nationalitätenkonfliktes zu tun. Nachdem sich Anfang der 1990er Jahre eine jüngere Generation innerhalb des Vlaams Blok des Immigrationsthemas angenommen hatte, nahm die Partei stetig an Bedeutung zu, auch wenn sie durch den „cordon sanitaire“ von der Teilnahme an der Macht ausgeschlossen blieb. Viele Wähler kümmerte es lange Zeit nicht, dass eine Stimme für den Vlaams Blok bzw. VB eine verschenkte Stimme war: Hauptsache, sie konnten ihren Unmut über das Establishment kundtun. Diese Einstellung begann sich zu ändern, als 2003 mit der N-VA eine andere flämisch-nationalistische und respektable Partei als neuer Spieler die politische Arena betrat. Gewannen in anderen europäischen Staaten die rechtspopulistischen Parteien an Zulauf, konnte der VB in den jüngsten Wahlen in Belgien nicht von dieser Erfolgswelle profitieren. Der VB wettert gegen die Islamisierung Europas und insbesondere Belgiens – muss aber feststellen, dass es gerade die Regierungspartei N-VA ist, die mit ihrer strengen Asylpolitik auf viel Beifall stößt.

Abgewandelt vom Buchtitel » Toekomst in eigen handen « (2017) von Tom Van Grieken, dem Vorsitzenden des Vlaams Belang.