Zusammenfassung
Der Beitrag beleuchtet die Bedeutung transnationaler Interessenvertretungsorgane – unter denen der EBR und der SE-BR als rechtlich geregelte Institutionen dieser Art eine herausragende Stellung einnehmen – für die Handlungschancen nationaler und lokaler Interessenvertretungen. Grundsätzlich ist dabei zwischen den Interessenvertretungen am Hauptsitz und denen an Auslandsstandorten der Unternehmen zu unterscheiden. Interessenvertretungen am Hauptsitz haben den Vorteil der Nähe eingespielter Arbeitsbeziehungen zum Konzernmanagement, während Interessenvertretungen an den Auslandsstandorten mit Entscheidungen aus dem Ausland konfrontiert werden, auf die sie keinen Einfluss nehmen können. Transnationale Interessenvertretung erzeugt, so die zentrale These des Beitrags, einen Mehrwert für beide Gruppen. Für die Interessenvertretung der Auslandsstandorte wird die Verbindung zur Konzernleitung hergestellt, sie können dort ihre Anliegen artikulieren und sie erhalten einen Vorteil gegenüber ihrem lokalen Management. Doch auch für die Interessenvertretungen an den Konzernsitzen fällt etwas ab: nämlich Information und Austausch mit den Kollegen anderer Standorte und die Gelegenheit, gemeinsame Positionen zu formulieren. Dabei spielt Koordinierung eine zentrale Rolle: Sitzungen gemeinsam vorbereiten, Managementstrategien bewerten und die Informationen dann an den nationalen Standorten verbreiten zu können. Dem stehen strukturelle Probleme vor allem in Ländern entgegen, in denen es keine nationalen Handlungsebenen der Interessenvertretungen gibt, in denen Gewerkschaftspluralität herrscht oder in denen nicht durchgängig Interessenvertretungen an Standorten existieren, weil hier häufig nicht alle Standorte von den transnationalen Interessenvertretungen erreicht werden können. Zudem bedürfen Verständigung und Vertrauen langfristiger Lernprozesse. Die Gewerkschaften können durch eine möglichst kompetente und engagierte Koordination und Vernetzung unterstützen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Die folgenden Ausführungen umfassen beide Formen der europäischen betrieblichen Interessenvertretung. EBR und SE-BR haben durchgängig identische Rechte. Eine Ausnahme bildet nur der Umstand, wenn die SE einen Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat hat, an dem Arbeitnehmer beteiligt sind. Diese Vertreter werden häufig vom SE-BR gewählt oder ernannt. Die wesentlichen anderen Aufgaben unterscheiden sich aber nicht von denen des EBR. Im Text nennen wir nur den EBR.
- 2.
Siehe auch BT-Drucks. 13/5608, S. 28 v. 25.9.1996.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Meißner, D., Götz, R. (2019). Spiel ohne Grenzen – Die Verzahnung der Interessenvertretung auf europäischer und nationaler Ebene aus Gewerkschaftssicht. In: Haipeter, T., Hertwig, M., Rosenbohm, S. (eds) Vernetzt und verbunden - Koordinationsprobleme im Mehrebenensystem der Arbeitnehmervertretung . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22309-0_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-22309-0_7
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-22308-3
Online ISBN: 978-3-658-22309-0
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)