Zusammenfassung
Forschung zur politischen Sozialisation befaßt sich mit der Entstehung und Entfaltung all derjenigen individuellen Persönlichkeitsmerkmale, welche die Menschen als staatsbürgerliche Wesen im Raume der Regelung öffentlicher Angelegenheiten im engeren und weiteren Sinne konstituieren sowie vermittels häufigen Vorkommens und/oder Verdichtung in gesellschaftlichen Verhältnissen kollektive Bedeutung erlangen [1].
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Zu basalen, historisch aufschlußreichen und in mancherlei Hinsicht weiterhin aktuellen Klärungen siehe bereits H.H. Hyman, Political Socialization. A Study in the Psychology of Political Behavior, Glencoe 1959 (Neuausg. New York u. London 1969).
Siehe S.A. Renshon (Hrsg.), Handbook of Political Socialization. Theory and Research, New York u. London 1977.
Vgl. beispielsweise die Darlegungen über das Zustandekommen sozialen und politischen Handelns, verschiedene Aspekte des Einflusses von Öffentlichkeit, Hintergründe von politischer Apathie und Beteiligung oder die Entstehung, Ausprägungsformen und Konsequenzen von Mentalitäten und Ideologien bei K. Lenk, Politische Soziologie. Strukturen und Integrationsformen der Gesellschaft, Stuttgart 1982, passim, oder zur Relevanz von Angst(erzeugung) in der Politik bei
F.L. Neumann, Wirtschaft, Staat, Demokratie. Aufsätze 1930–1954, Frankfurt/Main 1978, S. 424ff. Zur realen konstitutiven Bedeutung politischer Sozialisation für das politische System und zum Interesse, das deswegen auch die praktische Politik daran hat oder haben müßte, siehe
U. Meyer, Politische Sozialisation, in: U. Andersen/W. Woyke (Hrsg.), Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1993, S. 450–452.
Zur Faktizität politischer Sozialisation in alten Zeiten und einzelnen Versuchen ihrer damaligen Reflexion siehe etwa A.J. Gurjewitsch, Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen, München 1980, oder
J. Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1992. Zu den damit verbundenen Problemen der Kongruentsetzung von Begriff und Realität oder Abbildung und Abgebildetem siehe grundlegend
O. Massing, Politische Soziologie. Paradigmata einer kritischen Politikwissenschaft, Frankfurt/Main 1974, S. 8ff.
Vgl. dazu exemplarisch die implizite Defizitanzeige bei J. Ernst, Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Die Entwicklung ihres Selbstverständnisses im Spiegel der Einführungswerke, Münster 1994.
Einige Hintergründe der darin zum Ausdruck kommenden Mängel interdisziplinärer Befruchtungen beleuchtet, aus anderem Anlaß und am Beispiel anderer Arbeitsfelder, K. Eckel, Zur Stagnation der Sozialwissenschaften im allgemeinen und der Pädagogik im besonderen. Dokumentation — Ursachen — Überwindung, Frankfurt/Main 1994.
Siehe aus jüngster Zeit insbesondere die kaleidoskopartigen Beiträge zu: O.W. Gabriel/K.G. Troitzsch (Hrsg.), Wahlen in Zeiten des Umbruchs, Frankfurt/Main 1993;
H.-D. Klingemann/M. Kaase (Hrsg.), Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1990, Opladen 1994;
H. Rattinger u.a. (Hrsg.), Wahlen und politische Einstellungen im vereinigten Deutschland, Frankfurt/Main 1994.
Vgl. insbesondere die längst zum Klassiker gewordene international vergleichende Studie von G.A. Almond/S. Verba, The Civic Culture. Political Attitudes and Democracy in Five Nations, Princeton 1963 (Neuausg. Newbury Park 1989), die nicht zuletzt durch spätere Anschlüsse reizvoll ist, mit denen auch noch intertemporäre Vergleiche möglich sind:
G.A. Almond/S. Verba (Hrsg.), The Civic Culture Revisited, Newbury Park 1989.
Besonders eindringlich dokumentiert ist das bei M. Greiffenhagen u.a. (Hrsg.), Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. Ein Lehr- und Nachschlagewerk, Opladen 1981, vor allem S. 334ff.
Systematische Überlegungen dazu finden sich bei B. Claußen, Politische Sozialisation und Politische Kultur, in: G. Koch (Hrsg.), Experiment: Politische Kultur. Berichte aus einem neuen gesellschaftlichen Alltag, Frankfurt/Main 1985, S. 26–43.
Vgl. dazu neben etlichen in der Bibliographie im Anhang dieses Handbuches enthaltenen einschlägigen Detailstudien als Einführung und ersten Überblick H. Moser (Hrsg.), Politische Psychologie. Politik im Spiegel der Sozialwissenschaften, Weinheim u. Basel 1979, insbesondere S. 75–286.
Entsprechende Kritik muß vor allem auch jene pädagogistischen und soziologistischen Adaptationen treffen, die — wie z.B. typischer- und symptomatischerweise bei S. Reinhardt, Sozialisationsbedingungen als Faktoren für politisches Lernen in allgemeinbildenden Schulen, in: G. Breit u.a. (Hrsg.), Grundfragen und Praxisprobleme der politischen Bildung. Ein Studienbuch, Bonn 1992, S. 90–97 — den Terminus der politischen Sozialisation zur nichtssagenden Floskel geraten lassen und Aussagen darüber vom Stand der empirischen Forschung und Theoriebildung ebenso ignorant abkoppeln wie die Politische Bildung von den Grunddimensionen der Politik(wissenschaft).
Als markanten Auftakt vgl. A. Hainke, Politische Einstellungen und Lernprozesse bei Kindern und Jugendlichen. Neuere amerikanische Beiträge zu einer Theorie der politischen Sozialisation, Tübingen 1971. Zu weiteren Verästelungen, Sammlungen verstreuter Beiträge und originären Fortführungen der Diskussion beachte insbesondere die Beiträge zu:
P. Ackermann (Hrsg.), Politische Sozialisation, Opladen 1974;
B. Claußen (Hrsg.), Materialien zur politischen Sozialisation. Zur sozialwissenschaftlichen Fundierung politischer Bildung, München u. Basel 1976;
G.C. Behrmann (Hrsg.), Politische Sozialisation in entwickelten Industriegesellschaften, Bonn 1979;
G. Schmitt (Bearb.), Individuum und Gesellschaft in der politischen Sozialisation, Tutzing 1980;
B. Claußen (Hrsg.), Politische Sozialisation in Theorie und Praxis. Beiträge zu einem demokratienotwendigen Lernfeld, München u. Basel 1980. In diesen Beiträgen werden die seinerzeitigen Grundsatzfragen und Kontroversen referiert oder ausgetragen, Betrachtungsschwerpunkte dargelegt oder problematisiert und Impulse aufgegriffen oder vervielfältigt.
Siehe einerseits P. Pawelka, Politische Sozialisation, Wiesbaden 1977, oder
A. Görlitz, Politische Soziali-sationsforschung. Eine Einführung, Stuttgart 1977, und andererseits
B. Claußen/K. Wasmund (Hrsg.), Handbuch der politischen Sozialisation, Braunschweig 1982.
Erstmals wurden in deutschsprachiger Version einem größeren Publikum bereits in die vierziger Jahre zurückreichende Befunde und Analysen bekannt: T.W. Adorno u.a., Studien zum autoritären Sozialcharakter, Frankfurt/Main 1973. Daß es sich dabei um keineswegs nur historisch bedeutsame Erwägungen handelt, hat seither in etlichen punktuellen Erhebungen und Reflexionen immer wieder unterstrichen werden können und ist noch in jüngster Zeit durch die Wirklichkeit selbst bestätigt worden.
Vgl. dazu auch B. Claußen, Überlegungen zur Entwicklung des autoritären Sozialcharakters in industriellen Massengesellschaften: Perspektiven für eine international vergleichende Theorie und Praxis der politischen Sozialisation, in: B. Claußen (Hrsg.), Politische Sozialisation Jugendlicher in Ost und West, Bonn 1989, S. 287–319, und
D. Oesterreich, Autoritäre Persönlichkeit und Gesellschaftsordnung. Der Stellenwert psychischer Faktoren für politische Einstellungen — eine empirische Untersuchung von Jugendlichen in Ost und West, Weinheim u. München 1993. — Als lesenswertes Beispiel einer älteren Beschäftigung mit politischer Sozialisation sine verbo vgl.
R. Behrendt, Politischer Aktivismus. Ein Versuch zur Soziologie und Psychologie der Politik, Leipzig 1932.
Als ein besonders wichtiges Beispiel vgl. die Abhandlung von P. Reichet, Politische Kultur der Bundesrepublik, Opladen 1981, die weitaus tiefer schürft und ausgreift, als der Titel vermuten läßt und sich auch wie eine Geschichte der politischen Sozialisation in Deutschland seit dem Kaiserreich lesen läßt. Ergänzend siehe die — freilich eher feuilletonistisch gefärbten — Annotationen bei
M. Greiffenhagen/S. Greiffenhagen, Ein schwieriges Vaterland. Zur politischen Kultur im vereinigten Deutschland, München u. Leipzig 1993, S. 323–354, die von etlichen thematisch relevanten Beobachtungen umsäumt sind.
Vgl. dazu die Angaben in der Bibliographie im Anhang dieses Buches mit denen in der Bibliographie zu Claußen/Wasmund, a.a.O., S. 467–489.
Siehe B. Claußen, Politische Sozialisation: Konsolidierung und Differenzierung eines Forschungsparadigmas, in: Neue Politische Literatur 29 (1984), S. 91–116 und
Siehe B. Claußen, Politische Sozialisation: Konsolidierung und Differenzierung eines Forschungsparadigmas, in: Neue Politische Literatur 29 (1984), S. 166–186.
Zu den wenigen und obendrein materialiter besonders bemerkenswerten Ausnahmen gehören die Ausführungen zur und im Umfeld der Forschung von W. Heitmeyer u.a., Die Bielefelder Rechtsextremismus-Studie. Erste Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher, 2. Aufl. Weinheim u. München 1993. Denn darin wird nicht nur überhaupt, sondern unter Bezugnahme auf zeitgemäße Erneuerungen umfassender Gesellschaftstheorie, unter Anknüpfung an bewährte Standards der Sozialforschung, mit Aufwendung kreativer Energien für unkonventionelle Erklärungskonzepte und Relevanz für Erneuerungen in Gesellschaft, Politik und Pädagogik einem zentralen Syndrom der Gegenwartsgesellschaft intensiv, mehr als kurzzeitig und vieldimensional nachgegangen.
Basisgedanken zu einer grundlegenden Kritik dessen, was auch in anderen Wissenschaftsbereichen als Diffusion ganz ähnlich üblich geworden ist, formuliert aus Anlaß Eklektizismen verdoppelnder Gesamtdarstellungen zu Theorien der Politik W.-D. Narr, Akademische Theorie im Zeitalter postmoderner Beliebtheiten und Beliebigkeiten, in: Neue Politische Literatur 33 (1993), S. 254–263.
Vgl. dazu die entsprechenden Länderberichte etwa aus Ungarn und Indien, aus der Türkei und aus Polen im Sammelwerk von Claußen, a.a.O., passim.
Vgl. dazu diverse Aufsätze im Sammelwerk von O. Ichilov (Hrsg.), Political Socialization, Citizenship Education, and Democracy, New York u. London 1990. Ergänzende Impulse oder gar ein Innovationsschub können durch die für die Zeitschrift ‚Perspectives on Political Science‘ in Aussicht stehende Publikation eines Symposiums ‚Revitalizing Political Socialization Research‘ im Jahre 1995 erwartet werden.
Zur Konkretisierung der Vorstellungen des Verfassers zu einer integrativ-interdisziplinären Theorie der politischen Sozialisation siehe als exemplarisch fokussierende Skizze elementarer Bausteine B. Claußen, Politische Persönlichkeit und politische Repräsentation. Zur demokratietheoretischen Bedeutung subjektiver Faktoren und ihrer Sozialisationsgeschichte, Frankfurt/Main 1988. Zu denken ist außerdem an so komplexe Werke wie früher
D. Riesman u.a., Die einsame Masse. Eine Untersuchung der Wandlungen des amerikanischen Charakters, Reinbek 1958, und
H. Marcuse, Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, Darmstadt u. Neuwied 1967 (Neuausg. München 1994), die zu ihrer Zeit allesamt nicht über einen derart großen Fundus an empirischer Sättigung und Illustrationsmaterial verfügen konnten, wie er heute mit der Vielzahl von Untersuchungen bereitsteht.
Herausragendes und bislang viel zu zu wenig beachtetes Beispiel ist die fulminante Monographie von M. Konopka, Vom Faschisten zum Ökopax. Zur Genese politisch relevanter Subjektivitätsstrukturen in der fortgeschrittenen deutschen Industriegesellschaft, Frankfurt/Main 1992, die eine Fülle kompatiblen Materials nicht nur zusammenträgt, sondern bei strikter Konsistenzorientierung zu einem Profil staatsbürgerlicher Individualkompetenz verdichtet und ohne Verdrängung von Kenntnislücken oder Widerspruchsmomenten in etliche plausible Perspektiven einmünden läßt. Unbeabsichtigte Ergänzungen, Überschneidungen und Rückstände bei einer insgesamt umständlicheren und teilweise weniger überzeugenden Argumentation werden sichtbar bei
D. Falck, Widerspruchspotential, politischer Prozeß und Politikerneuerung. Zur Bewegungsform ‚desintegrationspotenter gesellschaftlicher Subjekte‘ im Spätkapitalismus — Annäherungen an einen materialistischen Politikbegriff heute, Marburg 1988. Im kritischen Vergleich der Abhandlungen läßt sich die Spannbreite höchst unterschiedlicher Referenzen erkennen.
Der Verfasser knüpft dabei rekapitulierend, fortschreibend und aktualisierend sowie mit neuen Akzenten, die der Intention des vorliegenden Sammelwerkes entsprechen, an mehrere eigene überblicksartige und zusammenfassende Darstellungen oder Problematisierungen im Rahmen von Einführungs- und Handbuchliteratur oder Wörterbüchern an, ohne die dort bereits zugrundegelegte Literatur noch einmal akribisch zu verzeichnen. Vgl. zuletzt, um nur zwei kurze Varianten herauszugreifen, B. Claußen, Politische Sozialisation, in: D. Nohlen/R.-O. Schultze (Hrsg.), Politikwissenschaft. Theorien — Methoden — Begriffe, 3. Aufl. München u. Zürich 1989, S. 776–781, und
B. Claußen, Politische Sozialisation, in: E. Holtmann u.a. (Hrsg.), Politik-Lexikon, 2. Aufl. München u. Wien 1994, S. 503–506.
Ohne darin sich zu erschöpfen, liegt eine solche Zentrierung des Subjekts in den Arbeiten von Claußen, Politische Persönlichkeit, a.a.O., und Konopka, a.a.O., vor. Die Bezugnahme auf und Befruchtung durch Psychologie wird in dieser Perspektive am eindringlichsten.
Begründet liegt darin der politikwissenschaftliche Kern einschlägiger Forschungsbemühungen, und es läßt sich daran besonders einsichtig machen, daß die Fachgebiete der Politikwissenschaft um der Erweiterung ihrer eigenen Wissensbestände willen auf die Verarbeitung von Erkenntnissen über politische Sozialisation angewiesen sind.
Vgl. auch B. Claußen, Politische Sozialisation. Zur Theorie der gesellschaftlichen Vermittlung zwischen Subjekt und politischem System, in: Moser, a.a.O., S. 148–173. Aus dieser Perspektive läßt sich auch die Zugehörigkeit der Forschung über politische Sozialisation zu demjenigen sozialwissenschaftlichen Arbeitsgebiet zwischen Politikwissenschaft und Soziologie begründen, das in einem umfassenden Sinne — und darum freilich nicht nur auf politische Sozialisation konzentriert — des Problemfelds der Politikvermittlung sich angenommen hat. Nicht nur sind nahezu alle Leistungen dieses Arbeitsgebiets wenigstens mittelbar Beiträge, welche der Sache nach politische Sozialisation zu erhellen helfen. Auch ist die Analyse von Politikvermittlung gut beraten, sich immer wieder sozialisationstheoretischer Erkenntnisfortschritte zu vergewissern.
Als exemplarische Problematisierung vgl. K. Prewitt, Kritische Bemerkungen zur politischen Sozialisati-onsforschung, in: Zeitschrift für Pädagogik 23 (1977), S. 71–82, und
K. Prewitt, Politische Sozialisations-forschung in den Vereinigten Staaten — Kommen wir auf dem eingeschlagenen Weg an das gewünschte Ziel? In: Behrmann, a.a.O., S. 117–133.
Siehe auch B. Claußen, Was ist und wie erforscht man politische Sozialisation? In: Claußen/Wasmund, a.a.O. S. 1–22.
Vgl. überdies B. Claußen, Politische Sozialisationsforschung, in: J. Kriz u.a. (Hrsg.), Politikwissenschaftliche Methoden, München 1994, S. 377–381.
Zur Einführung in die allgemeine und auf unterschiedliche Inhaltsbereiche bezogene Sozialisation(sforschung) siehe auch K. Hurrelmann/D. Ulich (Hrsg.), Neues Handbuch der Sozialisationsforschung, Weinheim u. Basel 1991.
Vgl. dazu die wiederkehrende Reflexion unterschiedlicher Beobachtungen in mehreren Beiträgen zu U. Beck (Hrsg.), Politik in der Risikogesellschaft. Essays und Analysen, Frankfurt/Main 1991. Außerdem siehe
H. Schwengel, Zukunft des Politischen, in: Ästhetik und Kommunikation 17 (1987), 2/3, S. 17–36. Zur Systematisierung und Vertiefung siehe auch
U. Beck, Die Erfindung des Politischen. Zu einer Theorie reflexiver Modernisierung, Frankfurt/Main 1993, der eine kritische Analyse mit allerlei Perspektivzeichnungen bietet, während
T. Meyer, Die Transformation des Politischen, Frankfurt/Main 1994, in dieser Hinsicht eine eher fatalistisch-sympathisierende Problembeschreibung abliefert.
In Teilen der Politischen Bildung um sich greifende Verflüchtigungen der Substanz pädagogischer und an-dragogischer Aufgaben zugunsten eines letztendlichen Verzichts auf systematische Beschäftigung mit Politik bzw. einer Deklaration aller (Aus-)Bildungsvorgänge zu Zentren der Politischen Bildung — als eine Art Vorreiter der ‚Bewegung‘ siehe beispielsweise J. Heinen-Tenrich, Neue Orientierungen in der Politischen Erwachsenenbildung, in: K. Körber (Hrsg.), Politische Weiterbildung zwischen Gesellschafts- und Subjektorientierung, Bremen 1994, S. 389–413 — wäre dafür so etwas wie eine vorauseilende Motivation und Anwendung — und doch auch dadurch weit über Gebühr aufgewertet.
In diesem Sinne lies C. Leggewie (Hrsg.), Wozu Politikwissenschaft? Über das Neue in der Politik, Darmstadt 1994.
Es ist dies auch die Hauptthese, die bereits einer Begründung der Verankerung von Politik als zentrales Moment jeglicher Bildung bzw. als systematisch zu bearbeitende originäre Lernaufgabe und der Konzentration von Allgemeinbildung auf das, was alle etwas angeht, vorausgeht. Vgl. dazu B. Claußen, Politik und Internationalismus als Bezugskategorien für eine kritisch-emanzipatorische Reformulierung des Bildungsbegriffs unter Bedingungen gegenwärtiger Gesellschaft, in: O. Hansmann/W. Marotzki (Hrsg.), Diskurs Bildungstheorie I: Systematische Markierungen. Rekonstruktion der Bildungstheorie unter Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft, Weinheim 1988, S. 183–203.
Als eine der wenigen Ausnahmen in neuerer Zeit vgl. H.U. Brinkmann, Politisierung, in: Holtmann u.a., a.a.O., Diskurs Bildungstheorie I: Systematische Markierungen. Rekonstruktion der Bildungstheorie unter Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft, Weinheim 1988, S. 520.
Vgl. auch M. Kaase, Bedingungen unkonventionellen politischen Verhaltens in der Bundesrepublik Deutschland, in: P.G.v. Kielmannsegg (Hrsg.), Legitimationsprobleme politischer Systeme, Opladen 1976, S. 179–216.
Ergänzend und im Hinblick auf Konsequenzen für die Besonderungen politischer Sozialisation in der Politischen Bildung siehe B. Claußen, Politisches Lernen angesichts der Veränderungen von System und Lebenswelt, in: W. Cremer/A. Klein (Hrsg.), Umbrüche in der Industriegesellschaft. Herausforderungen für die politische Bildung, Opladen 1990, S. 235–258.
Zur Kritik entsprechender Einseitigkeiten siehe auch K.v. Beyme, Theorie der Politik im 20. Jahrhundert. Von der Moderne zur Postmoderne, Frankfurt/Main 1991, S. 252ff., der als Milderung des Dilemmas freilich lediglich den schon von Narr, a.a.O., monierten Eklektizismus, die Kombination mit anderen aus der Pluralität der Konzepte resultierenden Ansätzen, anempfiehlt, ohne der Konsequenzen der daraus erwachsenden Inkonsistenzen voll bewußt zu sein. Zur nonchalanten Rechtfertigung siehe auch
K.v. Beyme, Theorie der Politik ohne emphatische Beliebigkeit. Eine Antwort an Wolf-Dieter Narr, in: Neue Politische Literatur 39 (1994), S. 481–484. Ergänzend siehe noch
D. Richter, Lebensweltliches und systemisches Wissen: Bedingungen emanzipatorischen politischen Lernens in differenzierten Gesellschaften, in: B. Claußen (Hrsg.), Vernachlässigte Themen der Politischen Wissenschaft und der Politischen Bildung, Hamburg 1994, S. 185–205.
Vgl. dazu und zum folgenden abermals Brinkmann, a.a.O.
Siehe dazu und zum folgenden zwecks exemplarischer Vertiefung B. Claußen, Politologie und politische Bildung. Zur Aktualität der edukativen Dimension zeitgemäßer Demokratiewissenschaft im Aufklärungsinteresse, in: W. Cremer/I. Commichau (Red.), Zur Theorie und Praxis der politischen Bildung, Bonn 1990, S. 339–366.
Siehe auch grundlegende Überlegungen wie diejenigen von W. Fuchs, Empirische Sozialforschung als politische Aktion, in: Soziale Welt 21/22 (1970/71), S. 1–17, die im Zuge der Regression weiter Teile der Sozialwissenschaften zu Herrschaftswissen-Beschaffungs- oder/und Akzeptanzwissenschaften kaum noch einmal andernorts aufgegriffen werden. Ergänzend siehe jedoch auch
H. Dubiel, Wissenschaftsorganisation und politische Erfahrung. Studien zur frühen Kritischen Theorie, Frankfurt/Main 1978, insbesondere S. 212ff. Zur Reflexion von Grenzen und förderlichen Bedingungen siehe noch generell
U. Beck/W. Bonß (Hrsg.), Weder Sozialtechnologie noch Aufklärung? Analysen zur Verwendung sozialwissenschaftlichen Wissens, Frankfurt/Main 1989.
Als Beispiel für nicht-instrumentelle und nicht-konsekutive Erwägungen zur Fruchtbarmachung der Forschung über politische Sozialisation für Belange und im Rahmen der Politischen Bildung vgl. B. Claußen, Zum Verhältnis von Politikdidaktik und Theorie der politischen Sozialisation: Eine Problemanzeige, in: B. Claußen, Didaktik und Sozialwissenschaften. Beiträge zur Politischen Bildung, Aachen u. Braunschweig 1987, S. 201–227. Zur Inbeziehungsetzung der Sachgegenstände der Politik — denen die Lernenden stets selbst mittelbar wie unmittelbar zugehören und mit denen sie wenigstens per politischer Sozialisation verstrickt sind — im Rahmen einer Kultivierung Politischer Bildung, die als spezifische Öffentlichkeit im Spannungsfeld von Lebenswelt, System und allgemeiner Öffentlichkeit fungiert, siehe auch
B. Claußen, Politische Kultur und Politische Bildung in der Demokratie. Aspekte der Politikvermittlung, in: Politische Bildung 23 (1990), 3, S. 84–96. Ergänzend siehe
H. Sünker, Politische Kultur, politische Sozialisation und Bildungstheorie, in: Claußen, a.a.O., S. 207–223.
Zu diesem für die politische Sozialisation ohnehin — zunächst noch in den U.S.A. — zu einer Art Paradigmenwechsel geratenden Problemkomplex siehe R. Hughes, Nachrichten aus dem Jammertal. Wie sich die Amerikaner in Political Correctness verstrickt haben, München 1994. Auf die Vielschichtigkeit der Strömungen kann hier allerdings nicht eingegangen werden.
Vgl. beispielsweise im Hinblick auf sozialisatorisch geprägte oder relevante Phänomene R. Geißler, Politische Ungleichheit: Soziale Schichtung und Teilnahme an Herrschaft, in: R. Geißler, (Hrsg.), Soziale Schichtung und Lebenschancen in Deutschland, Stuttgart 1994, S. 74–110.
Die vorstehend gewählten Illustrationen ließen sich beliebig erweitern. Eine systematisierende Verhältnisbestimmung der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen, die es bis heute nicht gibt, müßte an die kurze Übersicht bei B. Claußen, Politische Sozialisation. Erkenntnisinteressen — Probleme — Aufgaben, in: Claußen, a.a.O., 1994S. 1–29, anknüpfen. Ein typisches Beispiel monodisziplinärer Selbstverständnis-Auslotung bietet
H.D. Lasswell, Political Socialization as a Policy Science, in: Renshon, a.a.O., 1994 S. 445–467.
Eine Auflistung oder gar Problematisierung einzelner Verfahren und Instrumente kann hier unterbleiben, weil in den Beiträgen zum vorliegenden Sammelband wiederholt Forschungsdesigns und Methodenfragen angesprochen bzw. durch Literaturverweise erschlossen werden. Zur Einführung in den traditionellen Kanon siehe W. Rauer, Welche empirischen Methoden wendet die politische Sozialisationsforschung an? In: Claußen/Wasmund,a.a.O., S. 440–457.
Siehe auch T. Stammen, Verfall und Neukonstituierung politischen Wissens, in: M. Hättich (Hrsg.), Politische Bildung nach der Wiedervereinigung. Inhalte — Projekte — Methoden — Adressaten, München 1992, S. 9–25, und
E. Forndran, Lernen aus dem Ost-West-Konflikt? In: E. Forndran (Hrsg.), Politik nach dem Ost-West-Konflikt, Baden-Baden 1992, S. 147–195.
Sie bestimmen immerhin im wichtigsten amerikanischen Kompendium eines der Hauptteile der Darstellungen, was zugleich ein Beleg für die einstmals vorherrschende Outcome-, Produkt- oder Output-Orientierung des Forschungszweigs ist. Vgl. dazu Renshon, a.a.O., S. 329–442. Auch bei Claußen/Wasmund, a.a.O., ist in etlichen Beiträgen von Ergebnissen politischer Sozialisation die Rede, doch wird dort bereits mehr darunter subsumiert, stärker nach ihrem Zustandekommen gefragt und nicht allein auf Instanzen als bedingende Variablen zurückgegriffen.
Die bis dato geradezu kanonisierten Instanzen — Familie, Gleichaltrigen-Gruppe, schulischer Politik-Unterricht und Massenmedien — stehen im Mittelpunkt eines anderen Hauptteils des erwähnten Kompendiums. Vgl. Renshon, a.a.O., S. 115–326. In ähnlicher Weise vgl. auch R. Geißler, Instanzen der politischen Sozialisation, in: Projektgruppe am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität München (Hrsg.), Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Ein Kurs im Medienverbund, Teil 2, München 1976, S. 323–357. Ein typisches Beispiel für die Prägekraft-Perspektive bietet
P.A. Beck, The Role of Agents in Political Socialization, in: Renshon, a.a.O., S. 115–141, die allerdings durch den Titel ganz unfreiwillig andeutet, was ein freilich im selben Kontext nicht aufgeklärtes Dilemma ist: daß die Menschen von Herrschaft vielfach unterwandert werden. In den Beiträgen zu Claußen/Wasmund, a.a.O., passim, werden Instanzen bereits nicht nur als Agenturen betrachtet, sondern nicht zuletzt vermittels der schon im Titel sich ausdrückenden Befragung auch auf andere, zuweilen disparate Einflüsse ‚abgeklopft‘, Im besten Falle geschieht das gar so, daß mit bis dahin für unumstößlich gehaltenen Gewißheiten aufgeräumt wird. Ein besonders gelungenes und bislang zur Sache im engeren Sinne nirgends übertroffenes Beispiel dafür bietet
K. Wasmund, Ist der politische Einfluß der Familie ein Mythos oder eine Realität? In: Claußen/Wasmund, a.a.O., S. 23–63. — Hier wie schon in der voraufgegangenen und auch in der nachfolgenden Anmerkung sind die Verweise auf Differenzen allerdings nicht als hämische Denunziation von Mängeln in älteren Abhandlungen mißzuverstehen, da ihnen zwischenzeitliche Erkenntnis- und Reflexionsfortschritte zugrundliegen, die ohne die Vorleistungen in früheren Studien gar nicht möglich gewesen wären!
Vgl. die Übersicht und die originären Mutmaßungen von N.E. Cutler, Political Socialization Research as Generational Analysis: The Cohort Approach versus the Lineage Approach, in: Renshon, a.a.O., S. 294–326, die bezeichnenderweise den Abschluß von Resümees über Agenturen bilden. Vgl. im Gegensatz dazu die doch schon etwas stärker auf Brüche abhebenden Überlegungen von
K. Wasmund, Was wird wie und wann im Prozeß der politischen Sozialisation gelernt? In: Claußen/Wasmund, a.a.O., S. 143–153.
Zur materialen Untersetzung und argumentativen Vertiefung vgl. die zwar je für sich produktive Potenzen ausdeutenden, jedoch trotz ähnlicher Grundlegungen im Grad von Optimismus durchaus differenten Reflexionen von Claußen, Überlegungen, a.a.O., insbesondere S. 304–315, und Konopka, a.a.O., insbesondere S. 290–294. Im übrigen beachte T. Leif, Individualisierung als Katalysator oder Bremser von Engagement und Protest? Die Chancenstruktur der neuen sozialen Bewegungen und bewegungsnaher Jugendverbände unter dem Einfluß zunehmender Individualisierung, in: W. Heitmeyer/J. Jacobi (Hrsg.), Politische Sozialisation und Individualisierung. Perspektiven und Chancen politischer Bildung, Weinheim u. München 1991, S. 145–168.
Zur weiterführenden Reflexion dazu bereits vorliegender Studien und einleuchtenden Beispielen, die allerdings auf politische Sozialisation direkt vorwiegend nicht bezogen sind, siehe auch P.A. Berger/S. Hradil (Hrsg.), Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile, Göttingen 1990, und
U. Beck/E. Beck-Gernsheim (Hrsg.), Riskante Freiheiten. Individualisierung in modernen Gesellschaften, Frankfurt/Main 1994. Ergänzend siehe diverse Beiträge zu Heitmeyer/Jacobi, a.a.O., passim.
Vgl. dazu die Beiträge zu Teil II des vorliegenden Handbuches.
Vgl. dazu die Beiträge zu Teil III des vorliegenden Handbuches.
Vgl. dazu die Beiträge zu Teil IV des vorliegenden Handbuches.
Vgl. dazu die Beiträge zu Teil V des vorliegenden Handbuches.
Siehe dazu beispielsweise: M. Förch, Das Politische ist in jeder Haltung latent. Anatomie einer Motorradclique, in: PP-Aktuell 7 (1988), 1/2, S. 25–46;
H. Friebel u.a., Selbstorganisierte Jugendgruppen zwischen Partykultur und politischer Partizipation am Beispiel von Jugendzentren und Fußball-Fanclubs, Opladen 1979;
B. Frevel, Politische Sozialisation im Laienmusikverein, Hamburg 1994; G. Wedemeyer, Kneipe und politische Kultur, Pfaffenweiler 1990.
Zur Illustration und Vertiefung beachte: H. Berking/S. Neckel, Politik und Lebensstile, in: Ästhetik und Kommunikation 17 (1987), 1/2, S. 47–57;
F. Müller-Rommel/T. Poguntke, Lebensstile und Wahlverhalten. ‚Alte‘ und ‚neue‘ Milieus in der Wahlforschung, in: Der Bürger im Staat 40 (1990), S. 171–175;
J. Gries/D. Otten (Hrsg.), Politikstil und politische Kultur Jugendlicher in der BRD der 90er Jahre. Neue Ergebnisse aus der empirischen Jugendforschung, Opladen 1991;
B.B. Flaig u.a., Alltagsästhetik und politische Kultur. Zur ästhetischen Dimension politischer Bildung und politischer Kommunikation, 2. Aufl. Bonn 1994.
Einige Impressionen bietet J. Gerhards, Politische Veranstaltungen in der Bundesrepublik. Nachfrage und wahrgenommenes Angebot einer ‚kleinen‘ Form von Öffentlichkeit, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 44 (1992), S. 766–779.
Siehe auch B. Göger/G. Neubauer, Politische Sozialisation in Jugendverbänden, in: L. Böhnisch u.a. (Hrsg.), Handbuch Jugendverbände. Eine Ortsbestimmung der Jugendverbandsarbeit in Analysen und Selbstdarstellungen, Weinheim u. München 1991, S. 513–519, und
B. Claußen, Individualisierung als Pluralisierung der Wertoptionen und Lebensstile: Welche Chancen und Aufgaben verbleiben den politischen Jugendorganisationen? In: Heitmeyer/Jacobi, a.a.O., S. 129–144.
Einige Einblicke aus einer Zeit, in der die Streßfaktoren im Vergleich zu heute noch einigermaßen niedrig waren, bietet schon U. Volmerg, Zwischen den Fronten. Bereitschaftspolizisten in der Krise. Eine politischpsychologische Untersuchung, Frankfurt/Main 1986.
Vgl. bereits R. Damme, Zur Stabilität von politischen Wohngruppen, Hannover 1977.
Einige Entwicklungen lassen sich rekonstruieren durch die vergleichende Betrachtung von: W. Plum/E. Schleussner, Das politische Verhalten älterer Menschen in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1981;
R. Studié, Grunddaten zum politischen Verhalten älterer Menschen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 35 (1986), 48, S. 21–34;
J. Wolf, Krieg der Generationen? Sozialstaatliche Verteilung und politische Handlungspotentiale Älterer in der ‚alternden‘ Gesellschaft, in: Prokla 20 (1990), 3, S. 99–117.
Als basale Erschließung von Vernetzungen siehe am Beispiel der historischen Dynamik des Verhältnisses von Religiosität, Wohnregion und sozio-ökonomischen Lebensverhältnissen G. Plum, Gesellschaftsstruktur und politisches Bewußtsein in einer katholischen Region, in: O. Büsch u.a. (Hrsg.), Wählerbewegung in der deutschen Geschichte. Analysen und Berichte zu den Reichstagswahlen 1871–1933, Berlin 1978, S. 428–453, und am Beispiel der Vernetzung von Lebensstilen und Großstadtmilieu
H. Berking/S. Neckel, Die Politik der Lebensstile in einem Berliner Bezirk: Zu einigen Formen nachtraditionaler Vergemeinschaftung, in: Berger/Hradil, a.a.O., S. 481–500.
Siehe M. Wester u.a., Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung, Köln 1993. Außerdem studiere
M. Wester, Eine neue Landkarte sozialer Milieus und Mentalitäten, in: Die Mitbestimmung 42 (1993), 7/8, S. 18–23. Wie sich etwa mit der sozio-öknomischen Demarkationslinie im Deutschland nach der Vereinigung oder dem qualitativen Wandel des Ost-West-Konflikts und dem sich verschärfenden Nord-Süd-Gefälle zeigen läßt, verbleiben gleichwohl klassenförmige Differenzen, als deren Subphänomene die Disparitäten gelesen werden müssen. Unter solchen Voraussetzungen gewinnt die Vordergründigkeit der vermeintlichen Überwindung von grundlegenden Antagonismen Profil. Zu einigen Hintergründen siehe auch
U. Beck, Jenseits von Klasse und Stand? In: Beck/Beck-Gernsheim, a.a.O., S. 43–60, und
D. Brock, Rückkehr der Klassengesellschaft? Die neuen sozialen Gräben in einer materiellen Kultur, in: Beck/Beck-Gernsheim, a.a.O., S. 61–73.
Kurze Übersichten über Entwicklungen seit dem Erscheinen der handbuchartigen Bestandsaufnahmen in den U.S.A. und in Deutschland bieten im übrigen B. Claußen, Entwicklungen der politischen Sozialisation. Erforschung und Bedeutung für die Politische Bildung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 33 (1984), 35/36, S. 29–42, und
J. Torney-Purta, From Attitudes and Knowledge to Schemata: Expanding the Outcomes of Political Socialization Research, in: Ichilov, a.a.O., S. 98–115. Als Beispiele für den Verlust an Übersicht, Sachkenntnis und Problembewußtsein, die durchaus symptomatisch für Verfallserscheinungen sind, in die sich das Fachgebiet mit anderen Bereichen der Sozialwissenschaften zu teilen begonnen hat, siehe:
H. Dekker, Political Socialization Theory and Research, in: H. Dekker/R. Meyenberg (Hrsg.), Politics and the Younger Generation. Political Socialization in Eastern, Central and Western Europe, Oldenburg 1991, S. 16–58;
R. Meyenberg, Political Socialization in the Federal Republic of Germany with Respect to the European Community, in: Dekker/Meyenberg, a.a.O., S. 301–315;
R.F. Farnen, Politik, Bildung und Paradigmenwechsel: jüngste Trends in der Kritischen Pädagogik, in den politischen Wissenschaften, der politischen Sozialisation und in der politischen Bildung in den Vereinigten Staaten, in: H. Sünker u.a. (Hrsg.), Bildung, Gesellschaft, soziale Ungleichheit. Internationale Beiträge zur Bildungssoziologie und Bildungstheorie, Frankfurt/Main 1994, S. 338–384, insbesondere
R.F. Farnen, Politik, Bildung und Paradigmenwechsel: jüngste Trends in der Kritischen Pädagogik, in den politischen Wissenschaften, der politischen Sozialisation und in der politischen Bildung in den Vereinigten Staaten, in: H. Sünker u.a. (Hrsg.), Bildung, Gesellschaft, soziale Ungleichheit. Internationale Beiträge zur Bildungssoziologie und Bildungstheorie, Frankfurt/Main 1994, S. 366ff.
Siehe B. Claußen/K. Wasmund, Wie ist die Gesamtheit der bisherigen Forschungen zur politischen Sozialisation einzuschätzen und zu befruchten? In: Claußen/Wasmund, a.a.O., S. 458–466.
Als exemplarische Vertiefung einiger der vorstehenden Stichworte vgl. die vom Verfasser aus verschiedenen Anlässen vorgelegten Studien zur Reflexion der Lernvoraussetzungen sowie zur Didaktik und Methodik der Politischen Bildung.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1996 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Claußen, B. (1996). Die Politisierung des Menschen und die Instanzen der politischen Sozialisation: Problemfelder gesellschaftlicher Alltagspraxis und sozialwissenschaftlicher Theoriebildung. In: Claußen, B., Geißler, R. (eds) Die Politisierung des Menschen. Reihe: Politische Psychologie, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97272-9_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97272-9_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-97273-6
Online ISBN: 978-3-322-97272-9
eBook Packages: Springer Book Archive