Zusammenfassung
Zum Thema „Jugendliche und Politik“ erschienen in den letzten Jahren zahlreiche Veröffentlichungen. Viele davon fokussieren auf die Themen „Rechtsextremismus“ und „Ausländerfeindlichkeit“, jedoch nur wenige beruhen auf fundierten quantitativen oder qualitativen Datenerhebungen. Unter den quantitativen Untersuchungen überwiegen Querschnittsbefragungen. Die meisten quantitativen Studien, so auch die bekannten Shell-Studien, basieren auf dem „Modell der politischen Sozialisation“ von Easton aus den sechziger Jahren (Easton, 1975), welches die Entwicklung politischer Orientierungen als Folge von „affektiver Identifikation“ mit dem jeweiligen politischen System in der Kindheit versteht. Diese Identifikation bildet dann die Grundlage für spätere Einschätzungen und Bewertungen konkreter Leistungen der jeweils Regierenden. Nach diesem Modell ist ein grundlegendes Systemvertrauen Bedingung für die Erhaltung der Demokratie. Ein späteres Modell der politischen Sozialisation (Döbert & Nunner-Winkler, 1979) kommt, aufbauend auf der Theorie der Moralentwicklung von Kohlberg, zu einer anderen Ansicht über die Verankerung von „Systemvertrauen“. Unter der Annahme einer Analogie von moralischer und politischer Entwicklung stellt dieses Modell die Frage nach der Bedeutung verschiedener Formen des Lernens für die Stabilität des Systems. Es postuliert, daß Einstellungen, die auf der Basis der klassischen Lerntheorien und nicht durch Einsichtslernen erworben wurden, sich in Krisenzeiten als labil für die Unterstützung politischer Systeme erweisen müßten. Nur wenn Individuen eine hohe Stufe der Moralentwicklung erreicht haben, könnten sie die demokratischen Grundrechte angemessen konzeptualisieren. Da diese Stufe keineswegs von der Mehrheit erreicht werde, sei insgesamt eine schwache Verankerung demokratischer Einstellungen wahrscheinlich.
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Literatur
Bereitschaft zu „Zivilem Ungehorsam“: MW 1996: 1,88 – MW 1999: 1,76.
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© 2001 Leske + Budrich, Opladen
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Sturzbecher, D., Landua, D., Heyne, M. (2001). Politische Einstellungen und Rechtsextremismus unter ostdeutschen Jugendlichen. In: Sturzbecher, D. (eds) Jugend in Ostdeutschland: Lebenssituationen und Delinquenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94985-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94985-1_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2987-4
Online ISBN: 978-3-322-94985-1
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