Zusammenfassung
Im Rahmen eines Kapitels kann eine unkonventionelle Denkweise sicher nicht ausführlich begründet werden, aber sie läßt sich vielleicht in ihren charakteristischsten Zügen darstellen und in einzelnen Punkten hier und dort verankern. Dabei läuft man Gefahr, mißverstanden zu werden. Im Falle des Konstruktivismus kommt dazu, daß er, ähnlich wie der Skeptizismus, mit dem er einiges gemein hat, oft auf den ersten Bhck als allzu kühl und kritisch, oder einfach als dem „gesunden“ Menschenverstand widersprechend, abgetan wird. Es ist klar, daß, wo immer eine Richtung so ohne weiteres abgelehnt wird, diese Ablehnung von dem Vertreter der Richtung anders erklärt wird, als von den Kritikern und Gegnern. So ist etwa, von meinem engagierten Gesichtspunkt aus, der Widerstand, auf den im 18. Jahrhundert der erste echte Konstruktivist, Giambattista Vico, sowie in der jüngeren Vergangenheit Silvio Ceccato und Jean Piaget stießen, nicht so sehr auf Lücken oder Ungereimtheiten in ihrer Argumentation zurückzuführen, als auf den keineswegs unberechtigten Verdacht, der Konstruktivismus wolle einen allzu großen Teil der herkömmlichen Weltanschauung untergraben.
Über das Unsichtbare wie über das Irdische haben Gewißheit die Götter, uns aber als Menschen ist nur das Erschließen gestattet.
Alkmaion (Diels 1957, 39)
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© 1987 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig / Wiesbaden
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von Glaserfeld, E. (1987). Einführung in den radikalen Konstruktivismus. In: Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 24. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91089-9_17
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Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08598-8
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