Unser gesamtes Leben ist längst von Informationstechnologie durchdrungen. Zuerst hielt die Automatisierung in der industriellen Produktion Einzug und führte zu Fertigungsstraßen, in denen fast nur noch Roboter beschäftigt waren. Inzwischen greift Digitalisierung auf immer mehr Bereiche der Wirtschaft über.

Längst geht es dabei auch um Dinge, die Endverbraucher direkt betreffen. Sei es in der Kommunikation mit der Krankenkasse, Bank und Versicherung oder beim Einkauf. Gerade Letzteres, das Einkaufen auf elektronischem Weg, ist inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Mindestens vor einem Kauf informieren sich Kunden überwiegend im Internet; selbst wenn sie planen, ein Produkt im Einzelhandel zu erwerben. Groß ist die Klage, dass sich Geschäfte in Städten kaum noch halten könnten und reihenweise schließen müssen. Die Analyse der Gründe für dieses Phänomen kratzt aber meist nur an der Oberfläche „Amazon und Co. machen die Kaufhäuser kaputt“. Ganz falsch ist das ja nicht. Es liegt aber weniger an besseren Preisen, sondern am Komfort und an der Größe des Angebots. Wer etwas ganz Spezielles braucht, findet das oft eher beim Internethändler als im Fachgeschäft.

Die Lösung des Problems liegt darin zu identifizieren, was der Einzelhandel kann, das Onlineanbieter nicht können. Lesungen im Buchladen etwa oder Vorträge von Abenteurern im Outdoorshop. Es lohnt sich für Spezialgeschäfte auch, in passionierte Verkäufer:innen zu investieren; wenn Kund:innen sich angeregt mit diesen unterhalten können und das Gefühl haben, da weiß jemand worum es geht und nutzt solche Produkte auch selbst, sinkt die Bedeutung des Preises. Ein anderer Ansatz, den zum Beispiel große Elektronikmärkte nutzen, ist die Hybridisierung. Der Kunde wählt, kauft und bezahlt im Netz, kann dann aber wählen, ob er das Produkt im Laden abholen möchte oder per Lieferung nach Hause gesendet bekommen. Für viele ist es attraktiv, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben und ein Gerät dort – etwa im Garantiefall – einfach abgeben zu können.

Nicht jede Art von Einzelhandelsgeschäft hat eine Zukunft, aber mit der richtigen Vorgehensweise haben viele eine sehr gute Chance, sich auch in Zeiten der Digitalisierung ihrer Branche erfolgreich zu behaupten. Ein Zurück in vordigitale Zeiten wird es nicht geben.

Herzliche Grüße

Peter Pagel

Chefredakteur