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Einmal im Quartal setzt sich Conti-Vorstand Helmut Matschi selbst in den Fahrsimulator, um neue Ideen seiner Ingenieure auszuprobieren. Sonst testen normale Autofahrer das virtuelle Auto im Simulator, den die Interior-Sparte des Zulieferers in Babenhausen betreibt. Anhand eines fiktiven Urlaubstags zeigt Matschi, wie das Auto der Zukunft Vorlieben der Fahrer erkennt, die Daten aus dem Internet zusammenträgt und dann mit wenig Ablenkung zum ausgewählten Ziel navigiert.

Bild © Olaf Becker

„Sorgen macht mir das nicht.“

„Woher nimmt der Mann seinen Optimismus?“, fragen sich Weggefährten immer wieder. An mangelnden Herausforderungen kann es nicht liegen, dass Helmut Matschi, Jahrgang 1963, stets freundlich und offen mit Menschen umgeht. Als Vorstand des Zulieferers Continental ist er für die Interior-Sparte verantwortlich – und die steht vor einem gewaltigen Umbruch. Denn die Zeiten, in denen die Automobilhersteller große Infotainmentsysteme als Komplettpaket bei einem Zulieferer kauften, sind vorüber. Die Systemintegration reklamieren immer mehr Hersteller für sich selbst. Nach dem Premium-Marken arbeiten mittlerweile auch Volumenhersteller wie Opel nach dem Motto: Einfach kaufen und einbauen, das ist zu wenig.

„Jeden Trend analysieren, nicht auf jeden aufspringen.“

Dass den Nachrichtentechniker Matschi auch große Veränderungen nicht erschüttern, mag teilweise seiner Lebenserfahrung geschuldet sein. Als Führungskraft musste er den Wandel mehrfach in seinem Leben moderieren. So 2001, als die Siemens Automobiltechnik und die Mannesmann VDO miteinander verschmolzen wurden und Matschi die Karosserie- und Fahrwerkelektronik verantwortete. Zwei Jahre später, Siemens VDO kaufte ein Elektronikwerk von Chrysler, verlegte er seinen Amtssitz kurzerhand für anderthalb Jahre in die Vereinigten Staaten. Die Integration gelang, Matschi wurde Vorstand – und blieb es. Als einziger Siemens-Topmanager überlebte er den Verkauf an Continental.

„Das vernetzte Auto begeistert.“

Fragt man ihn selbst, begründet Matschi seine Lebensfreude zuerst mit seiner Familie und seinem Glauben. „Es gibt mehr, als man sieht.“ Um dann gleich wieder von der dynamischen Technik in der Unterhaltungselektronik zu schwärmen, den vielen Möglichkeiten und Chancen. Die sieht er für Continental unverändert darin, dass man die Systemintegrationskompetenz habe und das ganze Auto durchdringe. Die sei auch dann von Vorteil, wenn es um Einzelfunktionen geht. Mit der Plattform „AutoLinQ“ hat Matschi schon vor zwei Jahren angefangen, abgesicherte und gut bedienbare Apps ins Auto zu bringen – als es ansonsten um das Thema noch recht still war. Typisch für ihn: Trends analysieren und aufgreifen, bevor andere es tun. So war es schon, als er den Autosar-Standard vorantrieb, in der alten Elektronikwelt der Steuergeräte, obwohl die Standardisierung per se nicht im Interesse eines dadurch austauschbarer werdenden Zulieferers liegt. Es ist fruchtlos, sich gegen einen reißenden Strom zu stemmen – das muss Matschi irgendwann verinnerlicht haben.

Die Begeisterung von Matschi für die Fortschritte in der digitalen Welt ist allerdings mehr als Anpassung an den Zeitgeist. Sein Privathaus hat er bereits vernetzt und kann über das iPhone die Jalousien bedienen. An der Heizungssteuerung arbeite er derzeit. Die Begeisterung ist wieder spüren.

Johannes Winterhagen