Integration ist für jeden Controller kein unbekanntes Konzept: akquirierte Unternehmen werden in das vorhandene Unternehmen integriert, externes und internes Rechnungswesen werden zusammengeführt, integrierte Kostenrechnungssysteme werden aufgebaut. Immer ist das Controlling eingebunden. Eine derartige Liste lässt sich noch deutlich erweitern. Traditionell wird allerdings ein wichtiges Thema in dieser Liste nicht vorkommen: die Integration der Anwendungssysteme des Controllings.

Modernes Controlling ohne Softwareunterstützung ist unvorstellbar – dies setzt sich mehr und mehr durch. Doch diese Einsicht alleine reicht nicht mehr. Die Vorstellung, dass mit Auswahl und Customizing einer Standardsoftware das Thema IT-Unterstützung im Controlling zufriedenstellend erledigt ist, gilt nur für Unternehmen ohne jede Softwareunterstützung im operativen Bereich und mit einem autark arbeitenden Controller. Beides gibt es immer seltener. Selbst der in diesem Zusammenhang oft zitierte Zementhersteller, dessen Produkte und dessen Prozesse nicht gerade informationsintensiv sind, kommt nicht ohne IT-Unterstützung aus: auch er wird seine Produktionsprozesse mit moderner Produktionsplanungssoftware steuern, auch er wird seine Lohnabrechnung nicht mehr manuell durchführen. Genau diese Daten benötigt aber der Controller in seiner Datenbank, um z. B. die Nachkalkulation für einen Auftrag zu erstellen bzw. die Entwicklung der Personalkosten zu überwachen. Damit entsteht das Integrationsproblem: die genannten Anwendungssysteme müssen zielgerecht zusammengeführt, d. h. integriert werden. Oder anders ausgedrückt: Nicht mehr die digitale Verfügbarkeit von Informationen ist heute das Problem, sondern vielmehr der Zugriff auf diese irgendwo im Unternehmen gespeicherten Informationen!

Integration wird auch notwendig, wenn Controlling-Aufgaben auf mehrere Personen im Unternehmen verteilt sind, was ja auch nicht ganz selten ist. Fast zwangsläufig werden an einer Stelle Daten produziert, die an einer anderen Stelle benötigt werden, denkt man nur z. B. an Daten zur Auslastung von Außendienst und Produktion, die sowohl für den Abteilungscontroller als auch – wenngleich in aggregierter Form – für das Unternehmenscontrolling von Interesse sind. Autark geführte Excel-Tabellen helfen hier nicht, erforderlich ist vielmehr eine Integration der verteilt gesammelten Daten in einem Datenbestand und z. B. die Bereitstellung komplexer Auswertungsfunktionen, die ein Einzelner kaum selber entwickeln kann.

Nun könnten Sie den Eindruck gewinnen, dass die Integration von Anwendungssystemen ein technisches Problem ist. Ist es auch, aber nicht nur! Ohne fundierte fachliche Vorgaben kann eine IT-Abteilung keine Integrationslösung entwickeln, die einem Controller auch wirklich hilft. Woher soll die IT-Abteilung wissen, welche der Daten aus den Tochtergesellschaften wann und in welcher Form im Anwendungssystem des Konzerncontrollings zu Verfügung stehen müssen? Woher soll besagte IT-Abteilung wissen, wie die nach lokalem Recht aktivierten Vermögensgegenstände in der Konzernbilanz nach IFRS auszuweisen sind? Derartige Fragen lassen sich nur im Zusammenspiel zwischen Controlling- und IT-Abteilung lösen. Damit Sie als Controller in dieser Zusammenarbeit ihre Interessen wahren können, haben wir im vorliegenden Heft das Thema Integration von Controllingsoftware aufgegriffen. Gerne folgen wir damit einer Anregung des Praxisbeirats unserer ZfCM und stellen Ihnen zwei Beiträge dazu vor. Der erste Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Integrationstechnologien, wie sie heute und morgen in Unternehmen zum Einsatz kommen. Aktuelle Themen wie „Application Integration“, mit denen Sie sicherlich auch schon konfrontiert wurden, werden hier erläutert. Der zweite Beitrag mit Bezug zum Schwerpunktthema geht der komplexen Frage nach, wie sich der Nutzen einer Integration von Anwendungssystemen ökonomisch bewerten lässt – ein weder in Theorie noch Praxis bereits abschließend geklärtes Thema. Ein Beitrag zu Erfahrungen mit der Einführung einer veränderter Managementstruktur für die IT bei der RAG Coal International beleuchtet das Schwerpunkthema „Controlling und IT“ aus einer anderen Perspektive und rundet das Heft damit ab.

Natürlich beschränken wir uns mit diesem Heft nicht alleine auf das Themenfeld IT und Controlling. Ferner präsentieren wir in diesem Heft einen innovativen Ansatz zur Offenlegung von Kosteninformationen in Kooperationen und einen Überblick über das immer aktuelle Thema des Investitionscontrollings in kleinen und mittleren Unternehmen. Darüber hinaus stellen wir Ihnen das Controlling in den Adler Modemärkten und den Lehrstuhl für Controlling der Universität Mainz vor. Ich bin mir sicher, dass auch diese Beiträge Ihnen Impulse für Ihre Arbeit geben werden!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Thomas Hess