Analyse der 8 Fragen (Items) der Epworth-Sleepiness-Scale

Zusammenfassung

Fragestellung

Der ESS-Fragebogen erfasst die Schlafneigung (sleep propensity) bei 8 spezifischen Situationen mit unterschiedlichem Wachdruck (“wake drive”). Aus den 8 Items (ESS-8) leitet sich die durchschnittliche Schlafneigung (“average sleep propensity”) ab. Die Altersabhängigkeit und eine Analyse der einzelnen Items von Erwachsenen wurde bis jetzt noch nicht durchgeführt. Wir überprüften deshalb die unterschiedliche Einschätzung der Schlafneigung von Normalpersonen anhand der ESS-Skala von 0 bis 3. Die ESS-8 enthält Fragen mit Situationen, die auch bei Personen mit generell geringer subjektiver Schläfrigkeit mit hoher Schlafneigung assoziiert sind. Es sollte deshalb untersucht werden, ob es im Hinblick auf pathologische Schlafneigung sinnvoll ist, alle 8 Fragen zu berücksichtigen. Da die ESS-8 häufig zur Beschreibung der Schläfrigkeit der Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) eingesetzt wird, besteht großes Interesse, pathologische Schlafneigung dieser Patienten von gesunden Personen abzugrenzen.

Methodik

Untersucht wurden 209 männliche Probanden (Alter 45,3±14,5 Jahre), die mittels Zeitungsannonce rekrutiert und anhand einer orientierenden klinischen Untersuchung, die keine pathologischen Auffälligkeiten ergab, ausgewählt wurden. Sowohl anamnestisch als auch mit dem “Functional Outcomes of Sleep questionnaire” (FOSQ) überprüft fanden sich 45 Probanden mit Schlafstörungen mit funktionellen Auswirkungen, es blieben 164 Probanden ohne Schlafstörungen und ohne Störung der Tagesbefindlichkeit. Den Effekt des Schlafapnoesyndroms auf die Schläfrigkeit berechneten wir aus der Effektstärke (Differenz der Mittelwerte des Normalkollektivs und einer Gruppe von 18 Patienten mit Schlafapnoesyndrom, geteilt durch die Standardabweichung der Normgruppe). Zur Überprüfung der Effektstärken der neuen Epworth-Sleepiness-Scale mit lediglich 4 Fragen wurde eine weitere Gruppe von 24 Patienten mit Schlafapnoesyndrom untersucht. Alle Patienten wiesen eine Epworth-Sleepiness-Scale mit einem Score unter 12 auf. Ihr Alter lag bei 51,4±9,5. Der Apnoe-Hypopnoe-Index lag bei 43,4±19,2, die tiefste Sauerstoffsättigung lag bei 78,1±9,5%. Der Score der Epworth-Sleepiness-Scale (ESS-8) lag bei 7,6±2,9.

Ergebnisse

Der Mittelwert des ESS-Scores bei allen Probanden lag bei 5,6±2,9. Zwischen Alter und ESS-Score fand sich keine signifikante Korrelation. Wird eine neue Skala mit 4 Fragen (ESS-4) mit der höchsten Effektstärke bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom formuliert, ergibt sich in der Referenzgruppe ein geringerer ESS-4-Mittelwert mit geringerer Standardabweichung. Die Effektstärke zur Beschreibung der Schläfrigkeit bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom mit der Epworth-Sleepiness-Scale-4) konnte gegenüber der Epworth-Sleepiness-Scale-8 (ESS-8) von 0,68 auf 0,88 deutlich gesteigert werden.

Schlussfolgerung

Es fand sich keine unterschiedliche Schlafneigung zwischen jüngeren und älteren Probanden. Mit weniger Fragen, die gezielt die erhöhte Schläfrigkeit bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom erfassen, wird eine schärfere Abgrenzung zum unauffälligen Referenzbereich möglich.

Summary

Question of the study

The ESS questionnaire describes sleep propensity during eight specific situations with different wake drive. The eight items yield a global score, the average sleep propensity. Up to now age dependency and analysis of the single items in adults was not studied. We examined therefore the estimation of sleep propensity in normal persons using the ESS. As the ESS is often applied for the description of sleepiness in patients with obstructive sleep apnoea, there is great interest in delimiting the pathological sleepiness in these patients from that in normal persons.

Patients and methods

We studied 209 male persons aged 45.3±14.5 years. We selected 164 persons using additionally the Functional Outcomes of Sleep questionnaire (FOSQ) to eliminate persons from the study who were disturbed by sleepiness during their daily life. The effect of sleep disturbances in sleep apnoea syndrome on sleepiness can be estimated by calculating the effect size (difference on the ESS-8 score mean values of normal persons and patients with sleep apnoea divided by the standard deviation of the score of normal persons). The new ESS-4 score with four questions with the highest effect size was tested in another group of 24 patients with OSAS age 51.4±9.5 years.

Results

The ESS-8 score in all normal persons was 5.6±2.9. There was no significant correlation between age and ESS score. The score of the short form of the ESS-4 with only four questions with the highest effect size was 2.3±1.7. The comparison of the ESS-8 compared with the ESS-4 in 24 OSAS patients resulted in an increased effect size from 0.68 to 0.88.

Conclusion

There was no age dependency of the sleep propensity described by the ESS in normal persons. With fewer but more OSAS-specific questions (ESS-4), a better delimination of patients with sleep apnoea syndrome can be achieved.