Skip to main content
Log in

Grundwasser im Rahmen der Neuordnung der Wasserwirtschaftsverbände

  • Editorial
  • Published:
Grundwasser Aims and scope Submit manuscript

Liebe Leserinnen und Leser,

nicht nur in der Wirtschaft, der Politik und der Kultur sind derzeit Fusionen, sowohl freundliches Zusammengehen als auch feindliche Übernahmen, an der Tagesordnung. Synergie heißt das Stichwort, Zusammenlegen von Bereichen, die auf ähnlichen Gebieten arbeiten. Die daraus resultierende Effektivitätsdividende stammt aus vermeindlichen Bereichen mit Doppelarbeit, die dann schlanker gestaltet werden. Eine solche Logik gilt für berufsständige wissenschaftliche und fachtechnische Vereinigungen aber nur bedingt. Hier gibt die Anzahl der Mitglieder und deren Bereitschaft, für bestimmte Leistungen (seien sie nun ideell oder materiell) eine Jahresgebühr zu entrichten, Auskunft über die Zufriedenheit und die Identifikation mit der Gesellschaft. Wenn jedoch einzelne Verbände stark von bestimmten Geldgebern abhängig sind und in Zeiten leerer Kassen Zuschüsse gestrichen werden, dann müssen diese Fachverbände reagieren. Hinzu kommt der zunehmende Druck aus dem größer werdenden Europa, in dem die Interessen kleiner, zersplitterter Nationalverbände nicht mehr wahrgenommen werden. Vor allem im Bereich der wasserwirtschaftlichen Vereinigungen gibt es zu viele parallel bewältigte Ausgaben. Waren in den letzten Jahren Parallelarbeiten auch eine Triebfeder für Konkurrenz und bessere Leistungen, so treten jetzt doch die strukturellen Probleme der deutschen Wasserwirtschaft deutlich zutage. Ähnliches gilt auch für den noch jungen Bereich der Altlastenverbände.

Wie schon öfter berichtet, hat sich der DVWK entschlossen, mit der ATV zu fusionieren. Nach den bisher vorliegenden Verlautbarungen bleibt der DVWK dabei in seiner Grundstruktur erhalten. Gleichzeitig fusionieren der DVGW und die DELIWA. Was bedeutet dies nun für den Bereich des Grundwassers?

Im Gegensatz zu anderen Fachgruppen des DVWK geht der gemeinsame FH-DGG/DVWK-Fachausschuß Grundwasser in der geplanten neuen Struktur des ATV-DVWK weitgehend unter, für das Grundwasser soll es keinen eigenen Hauptausschuß mehr geben.

Aus fachlicher Sicht erscheint eine Anbindung an den DVGW sinnvoller, da dieser bereits z. T. parallele Arbeitskreise und ein anerkannte Regelwerk gebildet hat. Die zahlenmäßig relativ kleine DVWK-Fachgruppe Grundwasser wäre bei einem solch starken Partner sicher besser aufgehoben, würde aber sicherlich ihre Identität verlieren. Auch würden bei dem neuen Partner andere Gesichtspunkte eine Rolle spielen, nicht mehr die im DVWK auf die Fachbehörden ausgerichtete Arbeit, sondern mehr die in Richtung Wasserversorgungsunternehmen. Die von den vielen Fachwissenschaftlern geschätzten “grünen” DVWK-Hefte könnten unter diesen Umständen nicht in der bekannten Weise weitergeführt werden. Daneben steht noch die Gründung eines zwischen den Verbänden angesiedelten “Feldes Grundwasser” im Raume, das den Nukleus eines Gesamtverbandes bilden könnte. Von dieser Möglichkeit redet aber derzeit niemand mehr, da dessen Struktur ungewiß und die Verwaltung der relativ kleinen Gruppe kaum handhabbar ist.

Es scheint sich dahingehend zu entwickeln, daß sich die Fachgruppe Grundwasser dem DVGW organisatorisch enger anschließen möchte. Ob jedoch die Mitglieder dies nachvollziehen, ist fraglich, und ebenso, ob der Verbund ATV-DVWK das Feld Grundwasser ganz aufgegeben wird. Es sieht zur Zeit so aus, als würde die Bedeutung des Grundwassers durch die Verbandszusammenlegungen eher in den Hintergrund geschoben.

Die Rolle der Fachsektion Hydrogeologie ist bei diesen Überlegungen schwierig zu definieren. Sie ist die mitgliederstärkste Vereinigung an Grundwasserfachleuten. Bisher lagen die Arbeits- und Interessenschwerpunkte der FH-DGG jedoch mehr im Bereich der wissenschaftlichen Information als im Bereich der Schaffung eines Regelwerkes. Die Ausschußarbeit wurde im wesentlichen durch die Fachgruppe Grundwasser erledigt, und nicht zuletzt durch die Verteilung der DVWK-Heft an die Mitglieder, erhielten diese eine weite Verbreitung.

Im Zuge der Neuordnung der Wasserwirtschaft ist die FH jedoch nicht in der Lage, Regelwerksaufgaben der Fachgruppe Grundwasser zu übernehmen. Wohl aber wäre der Ausfall von Fachinformationen ein herber Verlust, den zu kompensieren Aufgabe der FH-DGG werden würde.

Die geowissenschaftlichen Vereine werden durch die Schwerpunktverlagerungen bei der Änderung der Verbandsstrukturen nicht verschont bleiben. In den Geowissenschaften gibt es viele historisch gewachsene Gesellschaften, die aber alle im wesentlichen einen gemeinsamen Ursprung haben. Sie werden es sich in Zukunft kaum mehr leisten können, ihre Kräfte nicht zu bündeln. Die fehlenden wirtschaftlichen Hintergründe werden diesen Prozeß jedoch eher langsamer verlaufen lassen als in den Wasserwirtschaftsverbänden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Wohnlich, S. Grundwasser im Rahmen der Neuordnung der Wasserwirtschaftsverbände. Grundwasser 4, 93 (1999). https://doi.org/10.1007/s767-1999-8612-5

Download citation

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s767-1999-8612-5

Navigation