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Gedankensplitter – Sprachsplitter

  • Editorial
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Grundwasser Aims and scope Submit manuscript

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht interessiert es Sie auch, wenn ich heute einmal unsere hochverehrten Autoren anspreche:

Sie sind die hervortretenden Leistungsträger unter uns Grundwasserarbeitern, dem Fußvolk, das quasi redaktionell artesisch gespannt auf den Eingang Ihrer Manuskripte wartet.

Neue Erkenntnisse – klar und verständlich dargelegt, übersichtlich gegliedert und mit leicht zu überblickenden Bildern verdeutlicht – lassen die Redakteure jubeln. Aha-Erlebnisse sollen möglichst schnell und weitestgehend in originaler Fassung unsere Leser erreichen, weiterbilden und nachdenken, ja gar staunen lassen.

Wenn die Texte sauber fließen wie die klaren Brunne, die wir lieben, herrscht eitel Freude in der Redaktion: Solche Autoren haben wir gern! – Doch manches Mal ist's leider gar nicht so: Unsere Köpfe hängen darnieder und wir bedauern nicht nur den Schreiber, sondern auch uns, wenn er nämlich seine Gedanken nicht gehobelt hat, die den Text geboren haben und der nun schmerzlich splittert.

Von der hohen und guten Bildung, welche seinerzeit die deutsche Sprache reich hat werden lassen, will ich bescheidenerweise nicht reden, sondern nur schlicht sagen, daß es mich schmerzt, wenn ich Texte aus der Perspektive eines pingeligen Deutschlehrers lesen muß, die unbeholfen daherholpern, mit unnützen dümmlich-modischen Floskeln gestopft und obendrain syntaktisch und grammatisch fehlerhaft sind.

Es gibt Vorbilder und Regeln für ein gutes, verständliches und klares Deutsch. Weshalb wohl nutzen manche Verfasser nicht die bereitstehenden Hilfen – oft leider noch nicht einmal für Fachwörter? Schlag nach im Duden, in der DIN 4049 oder im Hölting, z. B. unter: Grundwasserspiegel. Den gibt's nur in Brunnen oder GwMeßstellen als “ausgeglichene Grenzfläche des Grundwassers gegen die Atmosphäre” oder wo sonst? In der Natur gibt es eine Grundwasseroberfläche oder eine GwDruckfläche. Aquifer. Der ist bekannt aus dem Englischen. Dort ist er als Fachausdruck mehrdeutig. Wir haben den Grundwasserleiter sauber definiert als “einen Gesteinskörper, der geeignet ist, Grundwasser weiterzuleiten”, in dem also das Grundwasser verschieden hoch stehen kann oder der auch mit gespanntem Grundwasser erfüllt sein mag.

Pegel. Dies ist von jeher eine “Einrichtung zum Messen des Wasserstandes oberirdischer Gewässer”. Für das Grundwasser gibt es GwMeßstellen, “Peilrohre” umgangssprachlich allenfalls in Brunnen.

Parameter. Das ist eine mathematische Konstante z. B. in der Geometrie oder Statistik, wird jedoch unbekümmert als Synonym für die Kenngröße in unserem Fach verwendet.

Drainage heißt es französisch oder englisch. Im Deutschen ist es der Drä(!)n, mit dem dräniert wird (vgl. auch DIN 4047) und eine Dränage gebaut werden kann.

Eichung ist ein amtlicher Vorgang, der von einer Behörde vollzogen wird. Wir können und müssen Meßwerte kalibrieren, so wie auch mathematische Modelle in der Hydrogeologie.

Das Profil ist eindimensional, der Schnitt hingegen zweidimensional. In Zahlen trennt der Beistrich (das Komma) die Dezimalen ab, der Punkt die Tausender.

Man kann sich ja ruhig mal fragen: “Macht das Sinn”: oder “hat es Sinn”, sich auf richtiges Deutsch zu besinnen, wenngleich z. B. neuerdings – besonders in den Medien – kaum mehr “am Ort” darüber nachgedacht wird, daß“vor Ort” das Ort bedeutet, wo der untertägige Arbeitsplatz des Bergmannes und des Geologen ist oder war.

Ahnen Sie, was ich meine? – Na dann: Glückauf!

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Brühl, H. Gedankensplitter – Sprachsplitter. Grundwasser 3, 1 (1998). https://doi.org/10.1007/s767-1998-8559-2

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