FormalPara Originalpublikation

Lang Illievich K, Klivinyi C, Bornemann-Cimenti H et al (2022) The Effect of Palmitoylethanolamide on Pain Intensity, Central and Peripheral Sensitization, and Pain Modulation in Healthy Volunteers—A Randomized, Double-Blinded, Placebo-Controlled Crossover Trial. Nutrients. 14(19):4084. https://doi.org/10.3390/nu14194084.

FormalPara Hintergrund.

Palmitoylethanolamid (PEA), ein körpereigenes Fettsäureamid aus der Gruppe der N‑Acetylethanolamide, wird als „diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke“ vermarktet und zeigt cannabinomimetische Wirkung. PEA bindet nicht an die klassischen Cannabinoidrezeptoren, stimuliert aber indirekt die Endocannabinoide. Das breite Spektrum an analgetischer, entzündungshemmender und neuroprotektiver Wirkung macht PEA zu einer interessanten Substanz in der Schmerzbehandlung. Die zugrundeliegenden analgetischen Mechanismen sind jedoch noch nicht am Menschen untersucht worden. Ziel unserer Studie war es, ein besseres Verständnis für diese zu erlangen, was für die Etablierung von mechanismusbasierten Therapieansätzen und einen differenzierten Einsatz in der Schmerztherapie unerlässlich ist.

FormalPara Methodik.

An dieser randomisierten, placebokontrollierten, doppelt verblindeten Cross-over-Studie nahmen 14 gesunde Freiwillige teil. PEA 3 × 400 mg pro Tag oder Placebo wurden vier Wochen lang eingenommen. In unserer Studie wurde die Wirkungsweise von PEA anhand eines etablierten Schmerzmodells, der „repetitiven phasischen Wärmeanwendung“, untersucht. Dieses Verfahren eignet sich besonders gut, um analgetische und antihyperalgetische Effekte bei gesunden Proband:innen zu untersuchen. Untersucht wurden der Hitzeschmerz, mechanische und thermische Schmerzschwellen, das Auftreten einer Allodynie sowie Methoden zur Erfassung der endogenen Schmerzmodulation mittels „conditoned pain modulation“.

FormalPara Ergebnisse.

Unsere Daten belegen die Wirkung von PEA auf akute Schmerzen in einem experimentellen Modell am Menschen. Die Intensität des Hitzeschmerzes war nach der Einnahme von PEA um mehr als 20 % reduziert. Es wurde gezeigt, dass PEA klinisch relevante analgetische Eigenschaften besitzt, die sowohl auf periphere und zentrale Mechanismen als auch auf die Schmerzmodulation wirken.

Klinische Relevanz

Unsere Daten haben gezeigt, dass PEA seine Wirkung über mehrere Wirkmechanismen entfaltet: Es reduziert sowohl Marker der peripheren als auch der zentralen Sensibilisierung und erhöht die Schmerzmodulation. Dies erklärt seine positive Wirkung auf verschiedene chronische Schmerzzustände. Unsere Daten deuten auch auf die Wirksamkeit von PEA als präventive schmerzlindernde Behandlung hin. Dieser Ansatz könnte in künftigen Studien weiter erforscht werden, zum Beispiel bei der Behandlung und Vorbeugung von anhaltenden postoperativen Schmerzen.