Seit wann pflegen die Menschen ihre Mitmenschen? Und wer sind eigentlich die vielen Frauen und Männer, die tagtäglich Kranke und Ältere pflegen? Und nicht zuletzt: Wie sieht die Pflege der Zukunft aus? All diesen Fragen geht das Pflegemuseum Kaiserswerth nach.

„Krankenpflege ist eine Kunst“, sagte Florence Nightingale (1820-1910), die wohl berühmteste Krankenschwester der Welt. Was sich hinter dieser „Kunst“ verbirgt, zeigt die Ausstellung im Pflegemuseum Kaiserswerth, das sich der Geschichte und Bedeutung der Krankenpflege widmet und in dem deshalb (auch) die Kunst ihren Platz hat. Nicht, um sie dort zu verstecken und verstauben zu lassen, sondern um sie ansprechend zu präsentieren und so zum Nachdenken über die Pflege in der heutigen Gesellschaft anzuregen.

Kaiserswerth 1836: Neue Wege zu pflegen

Den Hintergrund des Museums bildet das Leben des Pfarrers Theodor Fliedner (1800-1864), das ganz im Zeichen sozialer Verantwortung stand. Fliedners Kaiserswerther Diakonissenanstalt wurde im 19. Jahrhundert zu einem Meilenstein in der Geschichte der Krankenpflege. Alles begann mit dem Entschluss des jungen Pfarrers und seiner Frau Friederike, die damals oft katastrophalen Zustände in den Krankenhäusern zu reformieren. Mangelnde Sauberkeit und fehlende menschliche Zuwendung waren häufige Missstände. Deshalb gründeten sie im Oktober 1836 die Kaiserswerther Bildungsanstalt für evangelische Pflegerinnen - das erste Diakonissenmutterhaus - und begannen, evangelische Frauen planmäßig in der Krankenpflege auszubilden. Sie leiteten damit eine Professionalisierung der Krankenfürsorge ein, deren Bedeutung für das beginnende Industriezeitalter kaum zu überschätzen ist und von der wichtige Impulse ausgingen, die bis heute wirken. Auch Florence Nightingale wurde 1851 für einige Monate in Kaiserswerth ausgebildet.

Pflegegeschichte, Praxis und Traditionen

Im Fokus stehen Fliedner und Kaiserswerth, mit der Entwicklung der Ausbildung vor Ort, der Entstehung des eigenen Krankenhauses und der Bedeutung der Diakonissengemeinschaft. Fünfzehn Themenräume widmen sich der Geschichte, der Praxis und den kulturellen Traditionen des Pflegens.

Viele Themen werden exemplarisch behandelt, so etwa das Thema „Krankenpflege und Nationalsozialismus“, in dem die Geschichte der beiden jüdisch-christlichen Diakonissen Johanne und Erna Aufricht erzählt wird - Erna wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, warum die nationalsozialistische Rassenideologie in den Diakonissengemeinschaften so viele Unterstützer und Mitläufer fand. Das Beispiel Kaiserswerth wird konsequent mit der allgemeinen Entwicklung der Krankenpflege verknüpft, einschließlich der Frage nach der notwendigen Ausbildung der Pflegenden. Dabei werden die politischen Rahmenbedingungen ebenso in den Blick genommen wie die Entwicklung der Berufsverbände.

Auf diese Weise möchte das Museum einen Beitrag dazu leisten, dass Pflege auch im 21. Jahrhundert eine gute „Kunst“ für die Menschen bleibt.