Pflegerelevante Choosing Wisely-Empfehlungen

Die Gesundheits- und Krankenpflege ist seit Jahren mit Personalengpässen und damit verbundenen Leistungs- und Qualitätseinbußen sowohl national als auch international konfrontiert. Vor diesem Hintergrund gilt es umso mehr, die Arbeitszeit der Pflegenden angemessen zu nützen und in effektive und nachhaltige Maßnahmen zu investieren, denn mehr Pflege bedeutet nicht zwingend bessere Pflege. Im internationalen Kontext finden sich mehr als 60 Empfehlungen aus der Gesundheits- und Krankenpflege verschiedener nationaler Choosing Wisely- Initiativen. Diese richten sich weniger nach medizinischen Fachrichtungen, sondern fokussieren auf Settings, Alter der Zielgruppe oder auch bestimmte Phänomene wie z.B. Schmerz.

Vorgehensweise

Zur Entwicklung der Top-5-Liste wurden bereits vorhandene internationale Empfehlungen für die allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege von Experten und erfahrenen Pflegenden in mehreren Delphi-Prozessen priorisiert. Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband übernahm dabei die initiale Abstimmung mit den Experten. Die Evidenz zu den ausgewählten Empfehlungen wurde durch die universitären Partner in Graz und Krems überprüft.

Top-5-Empfehlungen: Gesundheits- und Krankenpflege

  • ▪ Wecke ältere Menschen nachts nicht für routinemäßige Pflegehandlungen, solange es weder ihr Gesundheitszustand noch ihr Pflegebedarf zwingend verlangen.

  • ▪ Vermeide bewegungseinschränkende Maßnahmen bei älteren Menschen.

  • ▪ Lass ältere Erwachsene während ihres Krankenhausaufenthalts nicht im Bett liegen oder nur auf einem Stuhl sitzen und fordere ältere Menschen während eines Krankenhausaufenthalts nicht zur Bettruhe auf, es sei denn, dies ist medizinisch angezeigt.

  • ▪ Verzichte bei der Pflege von an Demenz Erkrankten, die Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome zeigen, auf körperliche oder chemische Zwangsmaßnahmen, es sei denn, es handelt sich um einen Notfall.

  • ▪ Gehe bei älteren Erwachsenen nicht von einer Demenzdiagnose aus, wenn sich diese mit einem veränderten mentalen Status und/oder Verwirrungssymptomen vorstellen, ohne ein kurzes, sensitives und validiertes Beurteilungsinstrument zu verwenden, um ein Delirium oder ein der Demenz überlagertes Delirium festzustellen.

Weitere Informationen und die Hintergründe der Empfehlungen für Gesundheitsdienstleister, Patienten bzw. deren An-/Zugehörige sind ab Juni 2023 auf der Website www.gemeinsam-gut-entscheiden.at verfügbar. Dort kann auch die Broschüre kostenfrei bezogen werden.