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Corinna Schaefer, Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz (DNGK)

Foto: ©privat

Mit welchen Absichten wurde das DNGK 2019 gegründet?

Unser Ziel war es, die deutschen Aktivitäten zur Förderung der Gesundheitskompetenz zu bündeln. Uns war es wichtig, die unterschiedlichen Akteure aus dem Bereich der Gesundheitskompetenz stärker miteinander zu vernetzen. Wir möchten, dass Fachleute aus Patientenversorgung, Pädagogik, Kommunikation und Wissenschaft sich mehr austauschen. Auch wenn da noch Luft nach oben ist, ist uns das schon gut gelungen. Ich nehme wahr, dass die Gespräche zwischen Menschen, die sich vorher nicht ausgetauscht haben, intensiver werden. Wir haben es immerhin geschafft, in der doch sehr kurzen Zeit seit unserer Gründung mit mehr als dreißig renommierten Organisationen Partnerschaften und Projektkooperationen zur Förderung der Gesundheitskompetenz einzugehen (siehe Tabelle). Uns ist es gelungen, die Mehrzahl der Industrie-unabhängigen Internet-Gesundheitsportale in Deutschland an einen Tisch zu bringen und mit ihnen Qualitätskriterien für „Verlässliche Gesundheitsportale“ zu konsentieren.

Was muss geschehen, damit das Thema Gesundheitskompetenz weiter vorangetrieben wird?

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir für die Vermittlung von Gesundheitskompetenz Personen stärker in den Fokus nehmen müssen, die im Behandlungsalltag der Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle spielen: Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Angehörige der Pflegeberufe oder das medizinische Fachpersonal in den Arztpraxen. Wir haben gelernt, dass bei der Ausbildung dieser Berufsgruppen das Thema Gesundheitskompetenz häufig zu kurz kommt. Das ist ein Themenbereich, in dem wir noch aktiver werden müssen. Allgemein wünschen wir uns eine stärkere Verzahnung mit Partnern, die am gleichen Strang ziehen wie wir. Es ist uns beispielsweise ein großes Anliegen, Menschen an einen Tisch zu bringen, die verlässliche Gesundheitsinformationen anbieten, um mit ihnen gute Standards zu erarbeiten. Außerdem ist uns die organisatorische Gesundheitskompetenz wichtig. Wir müssen von der Verantwortung des Einzelnen wegkommen, hin zu einem System, das gesundheitskompetentes Verhalten ermöglicht. Das ist uns ein Kernanliegen, für das wir noch auf der Suche nach Partnern sind. Dieses Thema können wir nicht allein voranbringen.

An welche Partner denken Sie?

Das betrifft alle, die im Bereich der Organisationsentwicklung tätig sind. Wir haben schon einige Partner, unter anderem das Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser, die ebenfalls das Ziel haben, in diesem Bereich gute Strukturen zu schaffen. Kontakt haben wir auch zu Krankenkassen, die bei sich selbst bestimmte Qualitätsentwicklungen in den Blick nehmen. Mittelfristig wären mehr Partner wünschenswert, die eine noch stärker systemgebende Funktion haben. Hierbei denke ich an Organe der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen. Um unsere Ziele — gesundheitskompetente Organisationen und letztendlich ein gesundheitskompetentes System — weiterzuentwickeln, ist es wichtig, nicht nur mit Einzelpartnern zu sprechen, sondern auch mit Dachverbänden.

Wir blicken auf gut zwei Jahre Coronapandemie zurück. Welche Auswirkungen hatten die Einschränkungen auf die Netzwerkarbeit?

Zu Beginn der Pandemie war das gar nicht so auffällig. Wir haben rasch die sich uns bietenden technischen Möglichkeiten genutzt und haben Webseminare veranstaltet. So konnte weiterhin ein Austausch zwischen den Mitgliedern stattfinden. Die erste virtuelle Mitgliederversammlung war aus organisatorischer Sicht schon eine Herausforderung. Wir mussten erst einmal lernen, wie das geht. Letztlich hat es zwar gut funktioniert. Der Vorteil eines Netzwerks ist jedoch eigentlich, dass man zusammenkommt, miteinander spricht, auch in den Pausen. Das findet bei Webevents so natürlich nicht statt. Wir hatten bisher erst eine Live-Veranstaltung — einen Workshop im September 2019. Das nächste geplante Treffen ist dann coronabedingt ausgefallen. Ich glaube, die Pandemie hat dazu beigetragen, dass das Netzwerk nicht so gewachsen ist, wie wir uns das erhofft hatten. Ich würde mir deshalb sehr wünschen, bald wieder Events unter vernünftigen Bedingungen durchführen zu können. So könnten wir sicherlich mehr Leute dauerhaft an das DNGK binden.

DNGK — Meilensteine 2019 bis 2021

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