Ist ein Mensch chronisch nierenkrank, können seine Nieren das Blut nicht mehr so filtern, wie sie es sollten. Mit dem Harn gehen Stoffe verloren, die der Körper dringend braucht. Andere Stoffe wiederum werden nicht ausgeschieden, obwohl sie, sofern zu viel von ihnen vorhanden ist, schädlich sind. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium einer chronischen Nierenerkrankung sind wichtige Entscheidungen zu treffen, beispielsweise ob mit einer regelmäßigen Dialyse begonnen werden soll oder nicht.

Zusammen mit der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie hat die Initiative „Gemeinsam gut entscheiden“ sechs Behandlungsempfehlungen erarbeitet, die Entscheidungen im klinischen Alltag erleichtern sollen. Basis dafür sind aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, die die Broschüre in kompakter Form wiedergibt.

Diese sechs Empfehlungen beinhaltet die Broschüre:

1. Eisen statt EPO bei ausgeprägter Anämie

Eine Anämie tritt bei Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung häufig auf. Zeigt sich diese mit Symptomen (z.B. Atemnot, Schwindel), ist eine Behandlung notwendig. Erythropoetin (EPO) zu verabreichen ist eine Möglichkeit dafür. Oft ist aber auch ein Eisenmangel die Ursache. Eine Behandlung mit Eisen sollte bevorzugt werden, denn die EPO-Therapie erhöht das Risiko für Schlaganfälle.

2. Behandlung einer leichten Anämie

Die Gabe von EPO bei einer chronischen Nierenerkrankung, die mit einer Anämie einhergeht, sollte erst dann erfolgen, wenn der Hämoglobinspiegel unter 10 g/dl Blut liegt.

3. Bei Dialyse keine Therapie mit Statinen beginnen

Statine senken den Cholesterinspiegel und damit das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Sie bringen jedoch keine Vorteile, wenn dialysepflichtige Menschen neu damit beginnen.

4. Dialyse bei chronischer Nierenerkrankung in Stadium 5

Da der frühzeitige Beginn einer Dialyse keine Vorteile bringt, sollte auch bei einer chronischen Nierenerkrankung im fünften und letzten Stadium so lange wie möglich mit dem Start einer regelmäßigen Dialyse zugewartet werden.

5. Zuerst gemeinsam abwägen, dann Dialyse beginnen

Menschen mit wenigen Begleiterkrankungen leben mit Dialyse länger, der Vorteil ist jedoch bei älteren Menschen geringer. Die Dialyse bedeutet einen großen Eingriff in das Leben der Betroffenen. Steht der Beginn einer regelmäßigen Dialyse im Raum, sollte davor die individuelle Situation des Patienten beurteilt werden.

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6. Diabetiker nicht von Nierentransplantation ausschließen

Patienten mit Diabetes haben, wenn sie eine Nierentransplantation erhalten, eine geringere Überlebensrate als Personen ohne Diabetes. Der Diabetes bedeutet ein höheres Risiko für Komplikationen durch zusätzliche Begleiterkrankungen. Aber: Auch Patienten mit Diabetes und Niereninsuffizienz können von einer Nierentransplantation profitieren. Die Überlebenschancen und auch die Lebensqualität steigen im Vergleich zu einer andauernden Dialyse. Hier gilt es, Nutzen und Risiken vor einer Nierentransplantation gut abzuwägen.

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„Gemeinsam gut entscheiden“ ist eine Kooperation von Cochrane Österreich an der Universität für Weiterbildung Krems und dem Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Universität Graz. https://doi.org/www.gemeinsam-gut-entscheiden.at