„Wir beschäftigen uns schon seit vielen Jahren mit Hautkrankheiten, sie sind nach Schädigungen des Gehörs durch Lärm die zweithäufigste Berufskrankheit in Österreich — etwa in der Metallbranche sowie bei Menschen in Heil- und Pflegeberufen, bei Reinigungskräften, Friseuren, Malern sowie Personen, die in der Nahrungsmittelindustrie tätig sind“, erklärt Barbara Ernst, Oberärztin am Ordensklinikum Linz. Gemeinsam mit dem Leiter der dermatologischen Abteilung Norbert Sepp und der AUVA entwickelte sie das Konzept für ein interdisziplinäres Zentrum mit dem Fokus Berufsdermatologie und übernahm dann auch dessen Leitung. „Es handelt sich bei dieser Kooperation um zwei Organisationen, die sehr unterschiedlich gestrickt sind. Wichtig war, immer wieder alle an einen Tisch für Gespräche auf Augenhöhe zu bringen“, so Ernst. In einem mehrmonatigen Arbeitsprozess wurden alle Details erfolgreich entwickelt.

Patienten früher und gezielter helfen

Durch die Zusammenarbeit könne ein breiteres Spektrum an diagnostischen Leistungen und Behandlungsoptionen sichergestellt werden, gleichzeitig werden innerbetrieblicheWeiterbildungen organisiert. „Durch die Kooperation wird sichergestellt, dass den Patienten viel früher und gezielter geholfen werden kann, etwa durch rasche Diagnostik und Abklärung sowie im Bedarfsfall durch die Einleitung von Schulungsmaßnahmen der Betroffenen, wie auch Rehabilitation in der Abteilung für Berufskrankheiten und Arbeitsmedizin der Rehabilitationsklinik Tobelbad“, sagt die Dermatologin. So steigen gleichzeitig die Chancen auf einen Verbleib im Beruf — vermieden oder reduziert werden damit persönliches Leid für die Betroffenen und deren Familien, teure Ausfallzeiten in den Unternehmen und insgesamt die wirtschaftlichen Folgekosten. Eine Grundlage der Zusammenarbeit ist das Programm BK 19 — Prävention und Rehabilitation berufsbedingter Hauterkrankungen der AUVA, wobei von 2018 an mit der berufsdermatologischen Abteilung des Ordensklinikums zusammengearbeitet wurde. „Oft werden uns Patienten nach der Rehabilitation rücküberwiesen, weil eine weitergehende Behandlung angezeigt ist.“

Ernst betont die Wichtigkeit, dass es nun eine klare Anlaufstelle für dieses komplexe Krankheitsbild gibt, das oft mit jahrelanger Behandlungsnotwendigkeit einhergeht. „Durch die Einrichtung des Zentrums kann nun noch besser sichergestellt werden, dass Patienten, die länger betreut werden müssen, immer die gleichen, vertrauten Ansprechpartner haben, eine Kontinuität entsteht.“ So können auch Verschlechterungen im weiteren Verlauf rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

„Abgesehen davon führt die Kooperation durch entsprechende gemeinsame Weiterbildungen dazu, dass sich die Kompetenz zum Thema berufliche Hautkrankheiten bei allen involvierten Gesundheitsberufen steigert“, ergänzt Ernst. Stärker als früher werden auch umfassendere Daten über betroffene Patienten gesammelt, aus welchen Sparten diese kommen, was Risikofaktoren für die Entstehung von Hautkrankheiten sind, wie eine umfassende Behandlung aussehen kann und welche Erfolge diese bringt. Besonders wertvoll ist, Behandlungsverläufe leichter über längere Zeiträume kontinuierlich verfolgen zu können. Damit ergeben sich wichtige Ausgangspunkte für gezieltere Maßnahmen in der Prävention und die Qualitätssicherung bei beiden Partnern. „Es gab in Österreich bislang relativ wenig präzise Daten über beruflich bedingte Hauterkrankungen, insofern bringt unsere Arbeit auch Impulse, die deutlich über das neue Zentrum hinausgehen“, so Ernst.

Die Idee Des Interdisziplinären Berufsdermatologischen Zentrums ...

  • #x29C1; wurde initiiert von: Barbara Ernst und Norbert Sepp

  • #x29C1; kostet: Personalkosten

  • #x29C1; bringt Patienten: frühzeitige Erkennung und Meldung von Berufsdermatologien, schnellstmögliche Reha-Maßnahmen sowie umfassende Behandlung

  • #x29C1; bringt Mitarbeitern: Weiterentwicklung der Kompetenz hinsichtlich dieses komplexen Krankheitsbildes

  • #x29C1; wird evaluiert: Analyse der Patientendaten, vor allem auch in Hinblick auf die Verlaufsgeschichte über mehrere Monate hinweg

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Foto: Ordensklinikum Linz

Hautärztin Barbara Ernst, Ordensklinikum Linz: „Impulse, die über das neue Zentrum hinausgehen.“