Liebe Leserinnen und Leser,

in der vergangenen Ausgabe haben wir an dieser Stelle angemerkt, dass guter Sport auch gute Forschung braucht und ein breit angelegtes Forschungsprojekt die Datengrundlage für ein zielgerichtetes, strategisches Handeln im Kinder- und Jugendsport schaffen könnte. Ein halbes Jahr später ist in dieser Hinsicht viel passiert: Unter dem Dach der von der Deutschen Sportjugend (dsj) gestarteten Kampagne „MOVE for Health“ wird in einem wissenschaftlichen Modul derzeit erforscht, welches Potenzial Bewegung, Spiel und Sport für die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat, wie der Sportverein eine attraktive Lebenswelt im Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sein kann und was Herausforderungen und Gelingensbedingungen für den Sport von sozial benachteiligten und sportfernen Gruppen sind.

Die drei großen Fragestellungen werden sowohl quantitativ in Form eines repräsentativen Panels (unter anderem sollen mehrere Tausend Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern befragt werden) als auch qualitativ in Form von Vertiefungsstudien bearbeitet. Dabei werden Schwerpunkte im Bereich Ganztag, in der Kinder- und Jugendarbeit sowie in Richtung sozial benachteiligter Familien gelegt. Partner*innen der dsj sind dabei Wissenschaftler*innen aus dem dsj-Forschungsverbund von der Universität Münster, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Paderborn, der Leuphana Universität Lüneburg, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg sowie der Deutschen Sporthochschule Köln. Im weiteren Verlauf ist auch eine Zusammenarbeit mit Forscher*innen des Deutschen Jugendinstituts vorgesehen. Insgesamt ist es eine wunderbare Botschaft für den Kinder- und Jugendsport: Zum ersten Mal seit vielen Jahren läuft wieder eine repräsentative Kinder- und Jugendsportstudie. Über deren Ergebnisse werden wir in Forum Kinder- und Jugendsport im kommenden Jahr berichten. Erste Befunde wurden bereits beim Sportwissenschaftlichen Hochschultag in Bochum im September 2023 vorgestellt. Ein Expert*innen-Hearing zur Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse im Austausch von Wissenschaft, Politik und organisiertem, gemeinnützigem Sport ist für den Februar 2024 in Berlin geplant. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der zweite, für März 2024 geplante Bewegungsgipfel der Bundesregierung die zentrale Bedeutung von Bewegung und Sport für das Aufwachsen junger Menschen dann entsprechend aufgreift.

Forschungsergebnisse sowie vielfältige Informationen und Anregungen aus der Praxis bietet auch wieder die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift Forum Kinder und Jugendsport. Zu Beginn greift dsj-Referentin Ute Barthel in der Rubrik „Das aktuelle Stichwort“ die Diskussion um die Anpassung der Bundesjugendspiele auf. Im ersten Forschungsbeitrag skizzieren Christian Herrmann, Sara Seiler, Anna Siffert, Laura Dapp und Fabian Studer ihre Konzeption, Entwicklung und Validierung eines Evaluationsinstruments zur Erfassung der Qualität des Lehrens und Lernens bei Jugend und Sport in der Schweiz.

Unser Dialogpartner im großen FKJS-Interview ist dann Leon Ries, seit April 2023 Geschäftsführer der dsj und Vorstand Jugendsport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Er beantwortet Fragen zum Kinder- und Jugendsport im Allgemeinen, zur besonderen Rolle der Forschung dabei und erklärt, wieso es wichtig ist, die Dinge durch die Brille der Kinder und Jugendlichen anzuschauen.

Diese Ausgabe behandelt zwei Themenkomplexe mit mehreren Beiträgen. Der erste Schwerpunkt sind digitale Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf den Kinder- und Jugendsport. Anlass dazu war das von der dsj im Rahmen ihrer Kampagne „MOVE digital“ organisierte Fachgespräch zwischen Wissenschaft und Sportpraxis im März 2023 in Mainz, wo es um Erkenntnisse zu „Potenzialen digitaler Medien und Apps für Bewegung, Spiel und Sport“ ging. Daraus ist der Forschungsbeitrag von Felix Bentlin und Tilmann Teske entstanden, die untersuchten, wie digitale Hilfsmittel die Bewegung in der Stadt verändern und welche hybriden Sport- und Bewegungswelten aus Sicht der Stadtplanung dabei von Bedeutung sind. Es schließt sich der Fachbeitrag von Jens Wortmann an, dem Vorsitzenden der Sportjugend Nordrhein-Westfalen. Er gibt anhand seiner Beobachtungen in nordrhein-westfälischen Sportvereinen einen praktischen Einblick in den Stand der Digitalisierung im Kinder- und Jugendsport. Anschließend erläutert Nils Haller die Potenziale und Einsatzmöglichkeiten von Wearables zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Kindern und Jugendlichen. Schließlich hat dsj-Referentin Katharina Morlang mehrere Zusammenfassungen von Beiträgen und Referaten der „MOVE digital“-Konferenz zusammengestellt.

Unser zweiter Themenschwerpunkt ist das Schwimmen, und hier geht der Blick zunächst nach Nordeuropa: In ihrem Beitrag zur Forschung schildern die finnischen Wissenschaftlerinnen Henna Haapala, Piia-Liisa Lehtimäki, Susanna Saari und Arja Sääkslahti, wie die Schwimmfähigkeiten von Kindern auch bedingt durch die Corona-Pandemie abgenommen haben und warum es im „Land der tausend Seen“ notwendig ist, fehlende Kenntnisse auszugleichen. Genauso aus der Perspektive der Sicherheit schildert danach Axel Dietrich, Vizepräsident im Hessischen Schwimm-Verband, die Faktoren der Grundbildung des sicheren Schwimmens im Kindesalter und warum Schwimmen lernen Bildung ist. Unseren Schwimmblock schließt das Interview mit Tillman Wormuth ab. Der Schulsportreferent des Landes Berlin in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie berichtet darin über Intensivschwimmkurse für Grundschüler*innen, die dahinter steckenden Kooperationen und wie mehr Nettowasserzeit für Kinder ermöglicht werden kann.

Auch für eine Rezension ist in dieser Ausgabe wieder Platz: Sebastian Salomon bespricht die Dissertation von Christian Theis, die den Fitnesssport von Jugendlichen im Studio in seinen unterschiedlichen Facetten geradezu „erfahrbar“ mache. Danach liefert Frercks Hartwig eine persönliche Vorstellung von „Street Racket“ und schreibt darin auch über pädagogische Potenziale dieses Rückschlagspiels.

Schließlich geht es im Interview von Redakteur Oliver Kauer-Berk mit dem jungen Kinder- und Jugendtrainer Jonas Barnert um die pädagogische Trainingsqualität und motivationale Aspekte seiner Tätigkeit.

Zu guter Letzt noch eine wichtige Information in eigener Sache. Das Erscheinen von Forum Kinder- und Jugendsport wird ab der Ausgabe 1‑2024 auf eine rein elektronische Variante umgestellt. Herstellung und der Versand der gedruckten Ausgaben haben sich als im Verhältnis zu aufwändig und kostenintensiv erwiesen. Da es uns aber auf den Inhalt und dessen Verbreitung ankommt, hat sich der dsj-Vorstand gemeinsam mit dem Verlag zu dieser Weichenstellung entschieden, die letztlich auch dem in dieser Ausgabe inhaltlich behandelten Trend zum Digitalen folgt. Alle Abonnent*innen und Bezieher*innen unserer Zeitschrift werden rechtzeitig über die damit verbundenen Änderungen und die Online-Zugangsmöglichkeit informiert.

Ob (zum letzten Mal) auf Papier oder (jetzt schon) elektronisch: Wir wünschen wir Ihnen und Euch wieder viele neue Informationen und Anregungen durch die Lektüre!

Stefan Raid

(für die Institutionellen Herausgeber*innen)

Nils Neuber

(für die Herausgeber*innen der Forschungsbeiträge)

Peter Lautenbach

(für die Herausgeber*innen der Fachbeiträge)