Früher hatte man sein „Lieblingsspielzeug“ – aber auch im fortgeschrittenen Alter hat wohl fast jeder von uns auch ein „Lieblingsding“, oft aus der eigenen beruflichen Umgebung. Wenn Sie beispielsweise eine Mathematikerin oder einen Mathematiker nach der Lieblingsformel fragen, könnten Sie Antworten wie die Fibonacci-Folge oder die Eulersche Identität erhalten. Expertinnen und Experten aus der Orthopädie benennen dagegen vielleicht den Trapezius oder den Gluteus Maximus als ihren „Lieblingsmuskel“. Im Gegensatz zum Lieblingsspielzeug sind solche Lieblingsdinge allerdings der Allgemeinheit oft schwer zu vermitteln und hinterlassen oft eher ein Kopfschütteln.
Ganz anders in der Kartographie! Hier erzielen Sie eher zustimmendes Kopfnicken und strahlende Augen, wenn von „Lieblingskarten“ die Rede ist. Ob es nun die Verknüpfung mit besonderen Reisen oder wichtigen Erkenntnissen ist, oder aber ein besonders ästhetischer Eindruck: Die meisten Kartographie-Expertinnen und -Experten, aber auch Laien haben mindestens sofort eine Karte im Sinn.
Diesen Effekt konnten Sie auch beobachten, wenn Sie an den Online-CartoCafés der DGfK im Mai und Juli teilgenommen haben, als in der neuen Rubrik „Meine Lieblingskarte“ insgesamt acht Personen ihre Favoriten mit viel Herzblut vorgestellt haben. Dass es bei diesen Karten eine immense Bandbreite gibt, wurde auch hier deutlich: Es gab Karten vom Mount Everest, dem Suez-Kanal oder dem Spreewald, Karten mit historischem Bezug wie den Fernhandelswegen im 12./13. Jahrhundert oder die Waldseemüller-Karte, unterschiedliche Atlanten – und es ging sogar um Karten auf Münzen.
Inzwischen befragt man ja zu allen Problemen und Wünschen auch das Dialogsystem ChatGPT. Auf die Frage „Und was ist deine Lieblings-Landkarte?“ bekommt man hier die ehrliche Antwort: „Als KI-Modell habe ich keine persönlichen Vorlieben oder Emotionen, daher habe ich keine Lieblingskarte im herkömmlichen Sinne. Ich bin darauf programmiert, Informationen zu liefern und Fragen zu beantworten, unabhängig von persönlichen Vorlieben.“ Wie schön! Der Mensch mit seinen Vorlieben und Emotionen ist also doch noch gefragt. Karten sprechen die Vorlieben und Emotionen der Menschen an – und zeigen ganz nebenbei auf, wie vielfältig unsere Disziplin ist. Welch anderes Fachgebiet im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich kann schon auf solche konkreten und die Allgemeinheit ansprechenden „Lieblingsdinge“ verweisen?
Dementsprechend möchten wir auch in Zukunft noch mehr Lieblingskarten im CartoCafé vorstellen – in anderen Worten: Machen Sie gerne mit und schreiben mir dafür einfach eine kurze E-Mail. Einige der Beiträge werden auch als Video aufgezeichnet und (dank der Unterstützung von Helge Olberding) auf dem YouTube-Kanal der DGfK zum Nachgucken angeboten (siehe Abb. 1; (https://www.youtube.com/@dgfk_net). Und schließlich soll es künftig auch im Informations- und Praxisteil der KN eine Rubrik geben, in der Sie etwas über ausgewählte Lieblingskarten nachlesen können.
Einblick in den YouTube-Kanal der DGfK (Stand: 14.07.2023); https://www.youtube.com/@dgfk.net
Abschließend noch ein Ausblick auf zwei weitere aktuelle Aktivitäten der DGfK: Der Deutsche Kartographie Kongress (DKK) 2023 wird in diesem Jahr wieder zusammen mit der INTERGEO in Berlin stattfinden. Am 11. Oktober gibt es den Kartographie-Tag – in fünf Sitzungen werden 18 Vorträge präsentiert, die Ihnen die ganze Bandbreite (und wahrscheinlich auch Schönheit) der modernen Kartographie aufzeigen werden. Im Messebereich ist die DGfK auch wieder auf dem Stand des Verbändeparks (Halle 3.2, Stand D3.037) vertreten – inklusive eines Quiz, bei dem Sie am 11. und 12. Oktober interessante Preise gewinnen können. Weitere Informationen zum DKK finden Sie auf der DGfK-Webseite https://www.dgfk.net/.
Zum anderen startet am 19. Oktober um 18 Uhr ein neues Online-Format der DGfK: Das CartoEdu ist angelehnt an die Idee des etablierten CartoCafés – nun aber mit der Zielgruppe der Studierenden und Auszubildenden. Diesen soll die Möglichkeit gegeben werden, fertige oder auch laufende Abschluss- oder Studienarbeiten aus dem Themenfeld der Kartographie und Geo(infor)matik vorzustellen und mit allen Teilnehmenden (also auch mit Lehrenden sowie Personen aus Verwaltung und Wirtschaft) zu diskutieren. „Nebenbei “ können die Studierenden und Auszubildenden nicht nur untereinander, sondern auch in Kontakt mit anderen Akteuren (inkl. Arbeitgebern) aus der Kartographie- und GIS-Welt kommen und ihren Bekanntheitsgrad in der „Community“ steigern. Die Einladung zur ersten Ausgabe erhalten Sie über den Newsletter oder auf der o. g. Webseite. Ausbildungs-Institutionen, aber auch einzelne junge Menschen können sich gerne um die Austragung einer Session oder eines Vortrages bewerben.
Ich wünsche Ihnen bei diesen vielfältigen Angeboten viele schöne „kartographische Momente“.


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Schiewe, J. Sie haben doch bestimmt auch eine Lieblingskarte!?. KN J. Cartogr. Geogr. Inf. 73, 259–260 (2023). https://doi.org/10.1007/s42489-023-00147-5
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