Skip to main content
Log in

Macht Diagnostik Selektion?

Significances of diagnostics and assessments in inclusive education

  • Forschungsbeitrag
  • Schwerpunkt I
  • Published:
Zeitschrift für Grundschulforschung Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Gerade bei Übergangsentscheidungen spielen diagnostische Kompetenzen von Lehrkräften eine zentrale Rolle. Im vorliegenden Beitrag geht es um den Entscheidungsprozess im Rahmen einer möglichen Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Lernen. Auf der Basis einer qualitativen Interviewstudie mit Grundschullehrkräften und mit administrativen Fachvertretern aus Schulverwaltungen in Nordrhein-Westfalen (NRW) wird das jeweilige Verständnis von Diagnostik rekonstruiert. Dabei wird gefragt, welche diagnostischen Kompetenzen sich bei Grundschullehrkräften im Entscheidungsprozess widerspiegeln, welche Diagnostik aus Sicht der Fachvertreter tatsächlich eine Wirkmacht hat und ob im Zuge von Inklusion Statusdiagnostik in Form von Intelligenzdiagnostik an Bedeutung verloren hat.

Abstract

The present paper reconstructs the understanding of diagnostics using the example of the testing procedure for special educational needs. It is based on a qualitative interview study with primary school teachers and experts from school administration in North Rhine Westphalia. The research-guiding question is whether and to what extent the profession of primary school teachers and the experts from school administration reflect what significance diagnostic (assessment) and which diagnostic competencies gain in the context of inclusive education.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Institutional subscriptions

Notes

  1. Vgl. Pressemitteilung „Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen NRW e. V.“: „Schadenersatz für Sonderschul-Besuch“ vom 07.03.2017. Unter: http://www.gemeinsam-leben-nrw.de/content/heute-landgericht-koeln-schadenersatz-fuer-sonderbeschulung (abgerufen am 08.01.2018). Einen ähnlichen Fall wie Nenad beschreibt auch Hänsel (2012).

  2. Da die Untersuchung in Nordrhein-Westfalen erfolgte, werden auch die dort derzeit gültigen rechtlichen Bestimmungen zu Grunde gelegt. Die Abkürzung AO-SF steht für das derzeit gültige Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf.

  3. Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD-10)“ stellt eine statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme dar.

  4. Zur Wahrung der Anonymität der Experten können keine konkreteren Aussagen getroffen werden. Dementsprechend nutzen wir ausschließlich die männliche Form.

  5. Da ausschließlich weibliche Lehrkräfte interviewt wurden, sprechen wir im Folgenden von Lehrerinnen.

  6. Die Frage nach bestimmten Mustern und Typen der Entscheidung an sich wurde schwerpunktmäßig in vorangegangenen Veröffentlichungen analysiert (vgl. Miller und Kottmann 2016; Kottmann und Miller 2014).

Literatur

  • Amrhein, B. (Hrsg.). (2016). Diagnostik im Kontext inklusiver Bildung. Theorien, Ambivalenzen, Akteure, Konzepte. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Artelt, C., Stanat, P., Schneider, W., & Schiefele, U. (2001). Lesekompetenz: Testkonzeption und Ergebnisse. In J. Baumert, et al. (Hrsg.), PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich (S. 69–137).

    Google Scholar 

  • Bartnitzky, H. (2012). Fördern heißt Teilhabe. In H. Bartnitzky & H. Brügelmann (Hrsg.), Individuell fördern – Kompetenzen stärken in der Eingangsstufe (S. 6–36). Frankfurt a.M.: Grundschulverband e. V.

    Google Scholar 

  • Boger, M., & Textor, A. (2016). Das Förderungs-Stigmatisierungs-Dilemma. Oder: Der Effekt diagnostischer Kategorien auf die Wahrnehmung durch Lehrkräfte. In B. Amrhein (Hrsg.), Diagnostik im Kontext inklusiver Bildung (S. 79–97). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Bundschuh, K., & Winkler, Ch (2014). Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik. München, Basel: Reinhardt.

    Google Scholar 

  • Eberwein, H., & Knauer, S. (Hrsg.). (1998). Handbuch Lernprozesse verstehen. Wege einer neuen (sonder-)pädagogischen Diagnostik. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Fend, H. (2006). Neue Theorie der Schule. Einführung in das Verstehen von Bildungssystemen. Wiesbaden: VS.

    Google Scholar 

  • Foucault, M. (2008). Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Gomolla, M., & Radtke, F.-O. (2002). Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Götz, M. (2017). Editorial. Zeitschrift für Grundschulforschung, 1, 7–10.

    Google Scholar 

  • Hänsel, D. (2012). Wie die Sonderschule sozial Benachteiligte schwerstbehindert. Der Fall des Schülers S. Schulverwaltung Nordrhein-Westfalen, 23(11), 311–313.

    Google Scholar 

  • Helsper, W. (1996). Antinomien des Lehrerhandelns in modernisierten pädagogischen Kulturen. In A. Combe & W. Helsper (Hrsg.), Pädagogische Professionalität (S. 521–570). Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Huber, C. (2000). Sonderpädagogische Diagnostik im Spannungsfeld traditioneller und gegenwärtiger Sichtweisen. Ergebnisse und kritische Reflexion einer Praxisuntersuchung an Schulen für Körperbehinderte. Zeitschrift für Heilpädagogik, 51, 411–416.

    Google Scholar 

  • Joél, T. (2017). Das Dilemma der Intelligenzdiagnostik in der Sonderpädagogik – erläutert anhand der neuen KABC-II. Zeitschrift für Heilpädagogik, 68(1), 12–21.

    Google Scholar 

  • KMK (2016). Sonderpädagogische Förderung in Schulen 2005 bis 2014. Statistische Veröffentlichungen der KMK, Dokumentation Nr. 210 – Februar 2016. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentationen/Dok_210_SoPae_2014.pdf. Zugegriffen: 25. Mai 2017.

    Google Scholar 

  • KMK/HRK (2015). Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt. Gemeinsame Empfehlung von Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz. http://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2015/2015_03_12-Schule-der-Vielfalt.pdf. Zugegriffen: 25. Mai 2017.

    Google Scholar 

  • Kornmann, R. (2003). Zur Entwicklung sonderpädagogischer Handlungskonzepte im Zuge der Bildungsreform der 60er-Jahre und ihre Implikationen für die Diagnostik. In G. Ricken, A. Fritz & Ch Hofmann (Hrsg.), Diagnose: Sonderpädagogischer Förderbedarf (S. 33–53). Lengerich: Pabst.

    Google Scholar 

  • Kottmann, B. (2006). Selektion in die Sonderschule. Das Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf als Gegenstand empirischer Forschung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Kottmann, B., & Miller, S. (2014). Grundschullehrkräfte im Entscheidungsdilemma zwischen Fördern und Selektieren. In B. Kopp, S. Martschinke & M. Munser-Kiefer, et al. (Hrsg.), Individuelle Förderung und Lernen in der Gemeinschaft. Jahrbuch Grundschulforschung, (Bd. 17, S. 218–221). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Chapter  Google Scholar 

  • Luder, R., Kunz, A., & Diezi-Duplain, P. (2016). Diagnostik. In I. Hedderich, G. Biewer, J. Hollenweger & R. Markowetz (Hrsg.), Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik (S. 331–337). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken (12. Aufl.). Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Meuser, M., & Nagel, U. (2005). ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht – Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In A. Bogner, B. Littig & W. Menz (Hrsg.), Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung (S. 71–93). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Miller, S., & Kottmann, B. (2016). „Und dann war das auch noch so ein kleines, zartes Persönchen“: Grundschullehrkräfte im Entscheidungsdilemma zwischen Fördern und Selektieren. In B. Amrhein (Hrsg.), Diagnostik im Kontext inklusiver Bildung (S. 154–167). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2016). Ausbildungsordnung sonderpädagogische Förderung. https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Schulrecht/APOen/SF/AO_SF.PDF. Zugegriffen: 25. Mai 2017.

    Google Scholar 

  • Pfahl, L., & Powell, J. (2016). „Ich hoffe sehr, sehr stark, dass meine Kinder mal eine normale Schule besuchen können“. Pädagogische Klassifikationen und ihre Folgen für die (Selbst‑)Positionierung von Schüler/innen. Zeitschrift für Pädagogik, 62, 58–74.

    Google Scholar 

  • Prengel, A. (2015). Diagnostik und Didaktik in heterogenen Lerngruppen. Die Grundschulzeitschrift, 285/286, 91–94.

    Google Scholar 

  • Rindermann, H., & Kwiatkowski, V. (2010). Intelligenzdiagnostik im Kindesalter. In C. Quaiser-Pohl & H. Rindermann (Hrsg.), Entwicklungsdiagnostik. München (S. 102–132).

    Google Scholar 

  • Schäfer, H., & Rittmeyer, Ch (Hrsg.). (2015). Handbuch Inklusive Diagnostik. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Schumann, B. (2016). Sonderpädagogische Diagnostik: fragwürdig, beschädigend, verzichtbar. https://bildungsklick.de/schule/meldung/sonderpaedagogische-diagnostik-fragwuerdig-beschaedigend-verzichtbar/. Zugegriffen: 25. Mai 2017.

    Google Scholar 

  • Simon, T. (2013). Diagnostik als Kernelement inklusiver Didaktik? Inklusionspädagogische Ansprüche an die Schulpraxis am Beispiel von Diagnostik und Didaktik. In N. Bernhardt, M. Hauser, F. Poppe & S. Schuppener (Hrsg.), Inklusion und Chancengleichheit. Diversity im Spiegel von Bildung und Didaktik (S. 238–243). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Simon, J., & Simon, T. (2014). Inklusive Diagnostik – Wesenszüge und Abgrenzung von traditionellen „Grundkonzepten“ diagnostischer Praxis. Eine Diskussionsgrundlage. In: Zeitschrift für Inklusion. http://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/194. Zugegriffen: 25. Mai 2017.

    Google Scholar 

  • Streckeisen, U., Hänzi, D., & Hungerbühler, A. (2007). Fördern und Auslesen. Deutungsmuster von Lehrpersonen zu einem beruflichen Dilemma. Wiesbaden: VS.

    Google Scholar 

  • Trautmann, M., & Wischer, B. (2011). Heterogenität als Herausforderung für das Lehrerhandeln im Unterricht. In M. Trautmann & B. Wischer (Hrsg.), Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung (S. 105–136). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Chapter  Google Scholar 

  • Trost, R. (2017). „Man sieht nur, was man weiß“. Diagnostik in inklusiven und sonderpädagogischen Arbeitsfeldern. Sonderpädagogische Förderung heute, 1, 235–260.

    Google Scholar 

  • Valtin, R., & Hornberg, S. (2010). Schülerinnen und Schüler mit Leseproblemen – eine ökosystemische Betrachtungsweise. In W. Bos, et al. (Hrsg.), IGLU 2006 – die Grundschule auf dem Prüfstand. Vertiefende Analysen zu Rahmenbedingungen schulischen Lernens (S. 43–90). Münster: Waxmann.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Brigitte Kottmann.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Kottmann, B., Miller, S. & Zimmer, M. Macht Diagnostik Selektion?. ZfG 11, 23–38 (2018). https://doi.org/10.1007/s42278-018-0008-2

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s42278-018-0008-2

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation