Das Editorial von Prof. Heppner bezeichnete COVID-19 als "ultimativen Stresstest für die Geriatrie" und endete mit den mit Hashtag versehenen Worten "bleiben Sie gesund #inzeitenwiediesen". Die große Mehrheit dachte damals, dass wir bis zu diesem Sommer doch das Meiste geschafft haben sollten.

Inzwischen kann man konstatieren, dass der Begriff "ultimativer Stresstest" für nichts weniger als den gesellschaftlichen Zusammenhalt gilt. Hier liegen - über aller Versorgungswirklichkeit in unseren Fachgebieten - sicherlich aktuell die größten Gefahren für die Zukunft. Eine umsichtige, unaufgeregte und informierte geriatrische Community kann im täglichen medizinischen Alltag sicherlich einiges zur Beruhigung beitragen.

Virusvarianten bremsen die Rückkehr zur Normalität

Aktuell kann man trotz deutlicher Entspannung sehen, dass Delta (Epsilon, Zeta...?) uns keine schnelle Rückkehr zur Normalität ermöglichen wird. Nichtsdestotrotz sind wir besser vorbereitet, wissen mehr über die Übertragungswege sowie die Wirksamkeit von Impfungen und organisieren uns in Forschungsnetzwerken zum besseren Umgang mit Pandemien in der nahen und fernen Zukunft.

Dabei ist sicherlich das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) hervorzuheben, in welchem sich mehrere geriatrische Lehrstühle einbringen konnten. Wir hoffen, im Konzert der Fächer, als Spezialisten für die am stärksten betroffene Gruppe, mehr mit angehört zu werden.

Umso wichtiger ist es, neben Corona auch die großen anderen Bereiche der Geriatrie weiter zu bearbeiten und für unsere Patientinnen und Patienten genauso drängende Themen weiter zu erforschen und die gewonnene Evidenz auch umzusetzen. Nicht zuletzt deshalb sind auch Publikationen wie der Geriatrie-Report wichtig, um schnell und umfassend über neue Entwicklungen mit starkem klinischen Bezug informiert zu werden.

Die Geriatrie betrachtet den Menschen ganzheitlich

In diesem Heft sind als höchst informative Beiträge sicherlich die schwierigen Themen der medikamentösen Fixierung, das Absetzen von Benzodiazepinen oder die orale Antikoagulation bei Tumorerkrankungen zu nennen. Horizonterweiternd sind aber auch die vielen weiteren Artikel dieser Ausgabe, wie etwa der zum Einsatz von GPS-Tracking. Er schlließt nahtlos an die Übersicht aus dem vorherigen Heft zum Thema "Wearables" an und verdeutlicht, wie nah sich Gerontologie - in diesem Fall die Gerotechnologie - und Geriatrie stehen. Die Lektüre komplettieren ebenso wichtige Beiträge zu den Themen symbiotische Beziehungen in der Geriatrie, Phytotherapie bei Prostataerkrankungen oder die CME-Fortbildung zur Schilddrüsenunterfunktion.

Wir Geriater und Geriaterinnen haben in der Medizin nichts weniger als den Anspruch, den Weitwinkel beizubehalten und damit als eine der letzten Disziplinen in der stationär geprägten Medizin den ganzen Patienten zu sehen.

Bleiben auch Sie offen, weitblickend und erweitern sie ihren Horizont - sowohl zum omnipräsenten Thema Corona als auch darüber hinaus. Die Bubble ist schnell geschlossen und der Blick über den Tellerrand lohnt in der Gesellschaft und in der Medizin - wenn auch nicht immer erfreulich, so doch immer spannend! Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen - aber vor allem: Bleiben Sie gesund #inzeitenwiediesen!

Herzlichst, Ihr

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Prof. Dr. med. Michael Denkinger

Ärztlicher Direktor, AGAPLESION Bethesda Klinik, Institut für Geriatrische Forschung der Universität Ulm, Geriatrisches Zentrum Ulm/Alb-Donau