Um den Patienten vor kardiovaskulären Risiken zu schützen, soll eine Hyperlipidämie behandelt werden. Dass dieser Grundsatz nicht für alle Menschen gilt, hat sich bereits in früheren Studien angedeutet, in denen höhere Cholesterinkonzentrationen bei über 80-Jährigen für die funktionelle Leistungsfähigkeit und Lebensdauer vorteilhaft waren. Ob ähnliche Zusammenhänge auch für Triglyzeride gelten, haben Yue-Bin Lv vom National Institut of Environmental Health in Peking und Kollegen jetzt im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie bei 930 Chinesen untersucht Im Durchschnitt waren die Probanden 94 Jahre alt.

Innerhalb der Beobachtungsdauer von fünf Jahren schritten der kognitive Abbau der Teilnehmer im Durchschnitt um 29%, die Funktionsfähigkeit um 45% und die Gebrechlichkeit um rund 14% fort. Bei Menschen mit höheren Triglyzeridspiegeln ergaben sich allerdings deutliche Verzögerungen: Die Autoren, errechneten, dass sich die o. g. Parameter nach Berücksichtigung aller Störfaktoren mit jedem Anstieg der Serumtriglyzeride um 1 mmol/l um rund 20% weniger verschlechterten.

Geringere Sterblichkeit bei höheren Triglyzeridwerten

Zudem ging jedes mmol/l Zuwachs mit einer Verringerung der 5-Jahres-Gesamtmortalität um 21% einher. Demgegenüber waren Triglyzeridkonzentrationen unter 2,26 mmol/l im Vergleich zu höheren Werten mit einem um 72% gesteigerten Mortalitätsrisiko assoziiert.

Das in dieser Studie deutlich gewordene Paradoxon zeige die Notwendigkeit, bei alten Menschen den Grundsatz „je niedriger, desto besser“ zu überdenken, schreiben die Studienautoren. Eine Therapie mit Lipidsenkern bei über 80-Jährigen müsse gut abgewogen werden und bringe ggf. wenig bis keinen Nutzen. Um Empfehlungen für diese Altersgruppe geben zu können, sei allerdings zunächst eine randomisierte placebokontrollierte Studie erforderlich.

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Höhere Blutfettwerte scheinen im Alter vorteilhaft zu sein.

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