Isabelle Hollands bewegender Roman "Der Mann ohne Gesicht" erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Außenseitern im Amerika der 1960er Jahre. Für Mel Gibson war die Verfilmung eine weitere Hauptrolle und sein Debüt als Regisseur.

Der 10-jährige Chuck verbringt die Sommerferien an der Küste Neuenglands. Er gilt als Außenseiter und leicht zurückgeblieben, da er sich oft in Tagträume verliert. Außerdem ist er unglücklich über seine Patchworkfamilie und den nächsten Stiefvater. Daher möchte er unbedingt auf ein Internat, aber seine Leistungen sind für die Aufnahmeprüfung zu schwach. Also ist Lernen angesagt. Doch leichter gesagt als getan.

Sommerfreundschaft

Ein anderer Außenseiter im Ort ist Justin McLeod - ein ehemaliger Lehrer, der durch einen Unfall mit Brandnarben entstellt und zum "Mann ohne Gesicht" wurde. Er lebt zurückgezogen mit seinem Hund und geht den Menschen in seiner Umgebung aus dem Weg. Inmitten seiner eigenen inneren Kämpfe und dem Stigma, das mit seinen Narben einhergeht, begegnet er Chuck, der von einer unerklärlichen Anziehung zu Justin getrieben wird. Nach anfänglicher Ablehnung erklärt dieser sich bereit, Chuck beim Lernen zu helfen. Chuck spürt eine Verbindung zu McLeod und sieht in ihm den Vater, den er nie hatte.

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© Grafik: Eva Künzel

Isabelle Holland beschreibt mit beeindruckender Intensität die Entwicklung der Freundschaft zwischen Justin und Chuck. Die Autorin vermittelt die Bedeutung von Vertrauen und Akzeptanz, während die beiden Charaktere gemeinsam gegen die Herausforderungen des Alltags und die Reaktionen der Gesellschaft kämpfen.

Brandverletzungen

Brandverletzungen gehören zu den schmerzhaftesten und traumatischsten Verletzungen, die Menschen erleiden können.

Justin McLeod wurde bei einem Autounfall verletzt, doch die häufigsten Ursachen von Brandverletzungen sind Unfälle im Haushalt. Der Kontakt mit heißen Oberflächen wie Herdplatten, das Verschütten heißer Flüssigkeiten oder offene Flammen können zu Verbrennungen führen. Aber auch Brände in Gebäuden, Arbeitsunfälle und Stromschläge sind weitere potenzielle Ursachen für Brandverletzungen. Diese werden in drei Kategorien eingeteilt: erstgradige, zweitgradige und drittgradige. Verbrennungen können - je nach Grad - nur die oberste Hautschicht, aber auch alle Hautschichten sowie möglicherweise Muskeln, Sehnen und Knochen betreffen. Drittgradige Verbrennungen führen zu Gewebenekrosen, starken Schmerzen und in vielen Fällen zum Verlust betroffener Gliedmaße. Die Heilung ist langwierig und erfordert oft die Behandlung in spezialisierten Verbrennungszentren sowie Hauttransplantationen, um die betroffenen Bereiche zu ersetzen. Doch auch danach müssen die Verletzungen langfristig mit Kompression behandelt werden. Insbesondere überschießende Narbenbildung und Kontrakturen gehören zu den Langzeitfolgen.

Hoffnung

Neben den direkten körperlichen Auswirkungen können Brandverletzungen auch langfristige psychosoziale Folgen haben. Betroffene leiden häufig unter posttraumatischen Belastungsstörungen, Schmerzen und Körperbildstörungen, was zu sozialem Rückzug führen kann.

Zurück zum Roman: Justin McLeods Unfall hat eine weitere dunkle Seite. Bei dem Unfall kam einer seiner Schüler ums Leben. Dieser Umstand führte zur Vermutung, dass McLeod eine persönliche Beziehung zu dem Schüler gehabt haben könnte. Die Spekulationen gingen sogar soweit, dass er seinen Schüler absichtlich sterben ließ, um die Beziehung geheim zu halten. Die Umstände wurden nie ganz geklärt und McLeod wurde zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Danach zog er sich von der Gesellschaft zurück, um unter Pseudonym Fantasy-Romane zu schreiben. Nachdem Chuck immer mehr Zeit bei McLeod verbringt, werden die Gerüchte der Vergangenheit wieder lauter und die Polizei befragt McLeod. Er willigt ein, Chuck nie wieder zu treffen und zieht an einen unbekannten Ort.

Der "Mann ohne Gesicht" ist ein berührender Roman, der die Kraft der Freundschaft und die Schönheit der menschlichen Seele beschreibt. Er erinnert uns daran, dass wahre Freundschaft über äußere Narben und Vorurteile hinaussieht bis tief in das Herz eines Menschen - und uns ein Leben lang begleitet.