Das rechtzeitige Erkennen möglicher Nebenwirkungen, die im Rahmen einer immunonkologischen Behandlung des malignen Melanoms auftreten können, sowie Tipps für die Pflegepraxis waren Schwerpunkte eines Pflege-Workshops auf dem diesjährigen ADO-Kongress.

Der Wirkmechanismus der sogenannten Checkpoint-Inhibitoren wie PD1-, PDL1- oder CTLA4-Inhibitoren ist komplex, wie Anja Wesemann, Hamburg, zu Beginn ihres Vortrags erläuterte. Durch die Bildung bestimmter Eiweißstoffe, der PD-L1- und PD-L2-Liganden, die in Wechselwirkung mit dem PD-1-Rezeptor der T-Zelle treten, können Tumorzellen wie der „Wolf im Schafspelz“ den ursprünglichen Schutzmechanismus des Immunsystems (die Immun-Checkpoints) überwinden, mit der Konsequenz, dass die T-Zellen nicht mehr aktiv gegen den Tumor vorgehen können. Checkpoint-Inhibitoren wie Nivolumab (Opdivo®), Ipilimumab (Yervoy®), Pembrolizumab (Keytruda®) oder Avelumab (Bavencio®) sind jedoch in der Lage, diese „T-Zell-Bremse“ wieder auzufheben.

Zu den häufigsten immunvermittelten Nebenwirkungen (immune-related adverse effects; irAE) gehören Hautveränderungen und gastroenterologische Beschwerden, wie Wesemann weiter erläuterte. Wichtig sei, die Patienten rechtzeitig über mögliche irAE aufzuklären, denn diese können unter Umständen erst Monate nach der letzten Gabe des Medikaments auftreten. Im Schnitt zeigen sich Hautveränderungen drei bis fünf Wochen nach Behandlungsbeginn, sie klingen aber nach zehn bis 22 Wochen meist wieder ab. Gastroenterologische Beschwerden können durchschnittlich fünf Wochen nach Behandlungsbeginn auftreten. Die Pflegekräfte sollten die Patienten aktiv nach einer erhöhten Stuhlfrequenz und Blutbeimengungen befragen, um die Gefahr einer Dickdarmentzündung zu begrenzen.

Für das Patientengespräch hat sich Wesemann zufolge die Methode des „mind mappings“ bewährt. Zur Unterstützung können auch die von Bristol-Myers Squibb entwickelten Fragebögen herangezogen werden, in denen Punkt für Punkt auf mögliche Nebenwirkungen eingegangen wird.