Etwa 5-10% der Patienten auf Normalstationen erleiden einen schwerwiegenden Zwischenfall. Ein Drittel der Betroffenen, die einen Kreislaufstillstand, eine Sepsis oder andere Komplikationen entwickelt, zeigt bis 48 Stunden vorher auffällige Parameter. Bei frühem Erkennen veränderter Vitalparameter könnten diese kritischen Ereignisse in 50-60% der Fälle vermieden werden. Das European Resuscitation Council (ERC) empfiehlt daher in ihrer aktuellen Leitlinie „Erweiterte Reanimationsmaßnahmen für Erwachsene“ den Einsatz von Frühwarnsystemen, mit deren Hilfe kritisch kranke Patienten beziehungsweise Patienten mit Risiko für deutliche klinische Verschlechterung identifiziert werden können. Mit IntelliVue Guardian des Herstellers Philips existiert ein solches System, das durch frühes Erkennen möglicher Komplikationen eine rechtzeitige Einleitung therapeutischer Maßnahmen ermöglicht. Das System misst alle zwölf Stunden kabellos Vitalparameter, berechnet daraus automatisch einen speziellen Score und alarmiert bei ersten Anzeichen klinischer Verschlechterung. Die Grenzwerte für jeden Parameter können klinikintern definiert werden; Basis ist der National Early Warning Score (NEWS) mit Werten von 1-6 (Beobachten und Messung alle sechs Stunden), 7-15 (Warnung und Messung stündlich) und 16-25 (Notfall).

In Deutschland wurde das System Ende 2016 in einem Pilotprojekt im Sana Klinikum Lichtenberg installiert. Die bisherigen Erfahrungen sind laut Pflegedirektorin Cathrin Stransky, Berlin, positiv. Das System ist voll in den Stationsalltag integriert, erkennt kritische Patienten zuverlässig und gibt so zusätzliche Sicherheit bei der Überwachung. Die Akzeptanz ist bei Patienten und Personal gleichermaßen hoch.

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Die Vitalwerte auf einen Blick — ein Frühwarnsystem hilft, auf Normalstationen kritisch Kranke zu erkennen.

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