Nicht alles Neue und Digitale findet in Pflegeheimen Zuspruch — weder bei den Bewohnern noch bei den Pflegenden. Deshalb wurden die potentiellen Anwender des Duschroboters, der von dem Forschungsprojekt „I-Support“ entwickelt wird, von Anfang an in die Entwicklung einbezogen. Unter anderem wurde dafür das Erhebungsverfahren MEESTAR eingesetzt. „MEESTAR“ ist ein Modell zur ethischen Evaluierung soziotechnischer Arrangements, bei dem die ethische Gruppendiskussion durch ein Szenario angeregt wird. Darüber soll die Akzeptanz von potentiellen Nutzern eines Duschroboters ermittelt und die ethischen Implikationen dieser technischen Innovation heraus gearbeitet werden.

Insgesamt wurden vier „Fokusgruppen“ gebildet, die von den Studienleitern moderierte und teilstrukturierte Gruppendiskussionen durchführten. Die vier Gruppen waren:

  1. 1.

    Pflegebedürftige, die ambulant versorgt werden

  2. 2.

    Ambulante Pflegekräfte

  3. 3.

    Bewohner und Pflegekräfte eines Pflegeheims

  4. 4.

    Bewohner eines Pflegeheims

Im Fokus: Autonomie

Die Diskussionen orientierten sich an den sieben ethischen Dimensionen Selbstbestimmung, Fürsorge, Sicherheit, Gerechtigkeit, Privatsphäre, Teilhabe und Selbstverständnis. Es zeigte sich, dass für die Pflegebedürftigen bezogen auf den Duschroboter die Dimensionen Selbstbestimmung und Selbstverständnis besonders wichtig waren. Für die Pflegenden waren es Selbstbestimmung, Sicherheit und Gerechtigkeit. Das Ergebnis aller vier Diskussionsgruppen zeigt laut Studie, dass zwar die Verwendung des Duschroboters ethisch sensibel sei, dies aber in der Praxis kompensiert werden könne. Die Pflegebedürftigen zeigten sich gegenüber einem Duschroboter sehr aufgeschlossen, da er ihre Privatsphäre schütze, die durch eine Pflegekraft beeinträchtigt werde und ihnen gleichzeitig Autonomie gebe. Das heißt, sie können selbst entscheiden, wann sie duschen möchten und müssen nicht warten, bis eine Pflegekraft Zeit für sie hat. Allerdings fehlen beim Duschroboter Kommunikation, Krankenbeobachtung und die Ressourcenförderung, die bei der Versorgung durch einen Menschen vorhanden sind.

Der Duschroboter soll mit einem Alarm, mit einem Nothalt und Sensoren zur Sturzerkennung ausgestattet werden, um dem Sicherheitsbedürfnis der Pflegebedürftigen zu entsprechen. Die Pflegebedürftigen fürchten, dass technische Innovationen zukünftig die Oberhand gewinnen. Außerdem bestand der Wunsch, dass der Roboter für alle — und nicht nur für besser verdienende Bewohner — zur Verfügung stehen sollte.

Die Pflegekräfte befürchteten eine Veränderung in ihrer Arbeit, vielleicht sogar den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Die durch den Duschroboter eingesparte Zeit könnte allerdings von den Pflegenden für andere Aufgaben genutzt werden, für die jetzt keine Zeit vorhanden sei.