Am 9. November wurde der aktuelle Pflegereport der Barmer vorgestellt. Er offenbart Lücken in der Versorgung vor allem von jungen Pflegebedürftigen. Hier gibt es laut einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse bei Pflegebedürftigen unter 60 Jahren (ab dem frühen Kindesalter), etwa 4.000 teilstationäre und rund 3.400 Kurzzeitpflegeplätze zu wenig. Zudem können junge Pflegebedürftige häufig nicht so wohnen wie sie möchten, weil die entsprechenden Angebote fehlen. „Für junge Pflegebedürftige geht das Angebot an geeigneten Pflegeplätzen an deren Bedürfnissen vorbei, (…) Die Situation der jungen Pflegebedürften muss dringend verbessert werden, und zwar kurzfristig. Hier sind Politik, Pflegekassen und Leistungserbringer gleichermaßen gefragt“, forderte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.

Etwa 13,5% der Pflegebedürftigen (386.000 Personen) waren 2015 unter 60 Jahren. Der überwiegende Teil (211.000 Personen) ist männlich. Insgesamt haben die jüngeren Betroffenen andere Krankheitsbilder als ältere. So leiden laut Pflegereport 35% an Lähmungen, 32% an Intelligenzminderungen, 24% an Epilepsie und 10% am Down-Syndrom. „Junge Pflegebedürftige haben ganz andere Bedarfe als ältere. Dem müssen Pflegeeinrichtungen künftig verstärkt Rechnung tragen“, sagt der Autor des Barmer-Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Vor allem in der Kurzzeitpflege hinkt das Angebot dem Bedarf weit hinterher. Hier ist die Nachfrage etwa doppelt so hoch wie die verfügbaren Plätze.

Die Reaktionen auf den Pflegereport fallen denn auch entsprechend deutlich aus. So mahnt DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein eindringlich: „Die Zahl der Leistungsbezieher steigt kontinuierlich, die Anzahl der Heimplätze auch. Doch woher die Pflegefachpersonen kommen sollen, die heute und morgen eine verlässliche und qualitativ gute Pflege sicherstellen, wird scheinbar immer noch ausgeblendet.“ Der DBfK fordert nachdrücklich „endlich Lösungen für die Pflege“ und weiterhin, dass bei der Entwicklung guter Wohn- und Betreuungskonzepte die pflegerische Expertise maßgeblich einzubinden sei.

Die Techniker Krankenkasse fordert von der Politik einen „Masterplan Pflegeberufe“ mit dem vordringlichen Ziel, die Fachkräfte im Job zu halten, die der Pflege den Rücken kehren. Darüber hinaus sollten laut TK Smart-Home-Lösungen im Leistungskatalog der Pflegeversicherung berücksichtigt werden, um pflegende Angehörige zu entlasten und Pflegebedürftigen möglichst lange ein selbstständiges Wohnen in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK bringt es auf den Punkt: "Damit die professionelle Pflege — sowohl im Krankenhaus als auch in Heimen — attraktiver wird, müssen diese Berufe echte Perspektiven bieten, nicht nur für Einsteiger, sondern vor allem für die bereits ausgebildeten Fachkräfte.“