Zusammenfassung
Kompatibilität kennzeichnet die möglichst weitgehenden Übereinstimmungen zwischen menschlichen Eigenschaften und Arbeitsanforderungen an den Menschen. Sie stellt ein wesentliches Kriterium der Gebrauchstauglichkeit von Maschinen, Geräten und Werkzeugen dar. Auch der Wandel der Arbeit wird sich den Fragen der Kompatibilität stellen müssen.
Das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept ist die akzeptierte gemeinsame Grundlage aller am disziplinären Kanon der Arbeitswissenschaft Beteiligten, um die direkten Wirkungen, Wechselwirkungen und Rückwirkungen der Arbeitsanforderungen und ihrer resultierenden Belastungen zu beurteilen.
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz wendet sich heute neben hohen und aus gesundheitlicher Sicht zu begrenzenden Belastungen einem zunehmenden Anteil von Beschäftigten mit dauerhafter physischer Unterforderung zu: Optimale Arbeitsbedingungen sind nicht mehr allein durch die Begrenzung der Maximalbelastungen zu erreichen, sondern auch durch die Anreicherung der Arbeit mit einem Mindestmaß physischer Belastungen. Die Arbeitsanforderungen sollen mit den physischen Leistungsvoraussetzungen des Menschen „kompatibel“ sein.
Eine aktuelle Frage ist dann: Könnte die Übertragung des Begriffs der Kompatibilität auf andere Bereiche der Prävention am Arbeitsplatz einen neuen Blickwinkel ergeben und teils auseinanderdriftende Bestrebungen zusammenführen?
Das Ziel der Kompatibilitätsprüfung ist nicht zuerst die Begrenzung überfordernder bzw. schädigender Belastungen, sondern die Optimierung der Arbeit nach gesundheitlichen Kriterien und Leistungskriterien. Das sollte auch zur Freilegung gesundheitsförderlicher (salutogener) Potenziale der Arbeit führen. Arbeitssicherheit ist darin als notwendige, aber nicht hinreichende Niveaustufe eingeschlossen.
Eine Lösung könnte in einem interdisziplinären Prüfalgorithmus der Kompatibilität bestehen, der sich auf physische und psychische Belastungen richtet, von denen bekannt ist, dass ihre Optimierung Vorteile im Sinn der Stabilisierung und Förderung der Gesundheit bei möglichst hoher Arbeitsleistung bringt.
Abstract
Compatibility indicates the closest possible correspondence between human factors and work demands on people. It represents an essential criterion for the usability of machines, devices and tools. Changes in work will also have to face questions of compatibility.
The stress-strain concept is the accepted common basis of all those involved in the disciplinary canon of ergonomics in order to assess the direct effects, interactions and repercussions of the work demands and their resulting stresses.
In addition to high stresses that must be limited from a health point of view, occupational health and safety is now facing too an increasing proportion of employees with permanent physical underload: Optimal working conditions can no longer be achieved by limiting the maximum stress alone, but also by enriching the work a minimum of physical strain. The work requirements should be “compatible” with the physical performance requirements of people.
A topical question is then: Could the transfer of the concept of compatibility to other areas of prevention in the workplace result in a new perspective and bring together efforts that are sometimes drifting apart?
The aim of the compatibility test is not first to limit excessive or damaging stress, but to optimize work according to health and performance criteria. This should also lead to the uncovering of health-promoting (salutogenic) potentials in work. Occupational safety is included as a necessary but not sufficient level.
One solution could be an interdisciplinary test algorithm for compatibility, which is aimed at physical and psychological stresses, of which it is known that their optimization brings advantages in terms of stabilizing and promoting health with the highest possible work performance.
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Hartmann, B. Kompatibilität und Belastungs-Beanspruchungs-Konzept aus der Sicht der Arbeitsmedizin. Z. Arb. Wiss. 76, 327–332 (2022). https://doi.org/10.1007/s41449-021-00256-9
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