Zusammenfassung
Die Erwerbstätigkeit der Frauen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Mittlerweile sind fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland Frauen. Damit scheinen sie die gleichen Chancen für eine Beteiligung an der Erwerbsarbeit zu haben wie Männer. Allerdings sagt die Betrachtung der Personenzahlen alleine wenig über die Beschäftigungsintensität aus, da dabei die unterschiedliche Länge der Arbeitszeiten außer Acht gelassen wird. Nimmt man die Arbeitsstunden als Bezugsgröße, zeigen sich deutliche geschlechtsspezifische Diskrepanzen. Der hohe Anteil von Frauen, die Teilzeit arbeiten, führt zu einer ausgeprägten Arbeitszeitlücke zwischen Frauen und Männern. In Verbindung mit Untersuchungen zu Erwerbs- und Arbeitszeitmustern von Paaren zeigt sich, dass sich insbesondere bei Paaren mit Kindern die Unterschiede im zeitlichen Ausmaß der Erwerbsarbeit verfestigen und sich auch bei einer Realisierung der Arbeitszeitwünsche nur wenig bei der Verteilung der partnerschaftlichen Erwerbszeit ändern würde.
Praktische Relevanz Der Beitrag liefert empirische Befunde zu Erwerbsarrangements und Arbeitszeitwünschen von Paarhaushalten. Er zeigt, wie die Erwerbs- und Arbeitszeit zwischen den Partnern aufgeteilt wird, welche Gründe dafür maßgeblich sein können und welche Ansätze zu einer ausgewogeneren Verteilung der partnerschaftlichen Erwerbszeit beitragen könnten.
Abstract
Women’s employment has continuously increased in recent years. At present almost half of the total employed persons in Germany are women. Therefore it does appear that woman have equal chances as man for participation in the workforce. However, the headcount alone reveals little about work intensity, because the different length of working time is not taken into account.
Taking the working hours as a benchmark, there clearly exist gender differences. The high proportion of part time women leads to a pronounced working time gap between women and men. In conjunction with analyses of the employment and working time patterns of couples it is shown, that especially in case of children the differences in the extent of employment are strengthening. Even if the distribution of division of labour between couples would be based on their individual working time preferences there would be little change within the intra-household division of labour.
Practical Relevance The paper reveals empirical results on employment patterns and preferred working hours of partners within one household. It is shown how employment and working time are divided between the partners, which reasons are important for this division and what approaches could contribute to a more balanced division of labour between couples.
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Wanger, S. Erwerbs- und Arbeitszeitmuster in Paarbeziehungen. Z. Arb. Wiss. 70, 55–63 (2016). https://doi.org/10.1007/s41449-016-0011-1
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