Digitalisierung ist überall – meinte man zumindest, und dann kam Corona. Die Pandemie hat die Lücken der digitalen Organisation in vielen gesellschaftlichen Bereichen aufgezeigt, auch die der digitalen Demokratie. Zugleich führte sie zu viel digitaler Spontaneität und Kreativität bei der Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen und politischen Lebens und hat den Weg zu einer neuen „digitalen Normalität“ aufgezeigt. Die Ideen für die Beiträge dieses Heftes entstanden im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung des Arbeitskreises Politik und Kommunikation der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW), gemeinsam mit der Fachgruppe Kommunikation und Politik der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) sowie der Fachgruppe Politische Kommunikation der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft (SGKM) – allerdings im Frühjahr 2019, ein Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie.

Das Heft „Die digitalisierte Demokratie“ ist das Ergebnis dieser Tagung. Die Beiträge versammeln aus unterschiedlichen Perspektiven – theoretisch und empirisch – neue Erkenntnisse und Anschauungen zur digitalen Demokratie. Zwar sind sie größtenteils vor der Corona-Pandemie entstanden und stellen die Krise daher nicht ins Zentrum der Untersuchungen, allerdings zeigt sich durch diese Krise wie durch ein Brennglas, was ForscherInnen im Feld der Digitaldemokratie längst wussten: Digitalität als Zustand ist aus dem Leben der Menschen, aus dem gesellschaftlichen Miteinander und mithin der Politik nicht mehr wegzudenken. Die Digitalität und die mit ihr zusammenhängende Kultur (Stalder 2016) bringt eine transformative Kraft in Stellung, die alle Lebensbereiche umfasst. In Zeiten der Corona-Pandemie hat es sogar den Anschein, es sei noch viel zu wenig digitalisiert – auch in der Politik. Aus einer politik- und kommunikationswissenschaftlichen Perspektive möchte dieses Heft Antworten geben, aber noch viel mehr Fragen zum Stand und der Stellung der Demokratie im Lichte der Digitalisierung, den Veränderungen der Demokratie und den hierzu empirisch beobachtbaren Phänomenen aufwerfen. Die Beiträge sind insofern eine Bestandsaufnahme, aber auch eine Anregung zur weiteren Beschäftigung mit den Implikationen von Digitalität, Digitalisierung und einem Gesellschafts- und Kulturwandel für das demokratische Miteinander.

Auf dem Weg dorthin möchten wir ganz herzlich den ReviewerInnen der Beiträge danken. Sie haben dieses mit einem double-blind Peer-Review-Verfahren begleitete Heft qualitativ gestärkt. Wir denken, mit diesem heterogenen Produkt wird die Vielfältigkeit der digitalen Demokratie augenscheinlich, und zwar in ihren Vorteilen, Nachteilen, mit ihren Chancen und Herausforderungen, aber vor allem mit einem realistischen Blick auf den Zustand der digitalisierten Demokratie, ohne dessen Bewertung vorwegzunehmen.