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Hegemonie von Männern?

Flüchtlingslager, Maskulinitäten und Gewalt in Uganda

Hegemony of Men?

Refugee Camps, Masculinities and Violence in Uganda

Zusammenfassung

Während Flucht und Flüchtlingssituationen als vergeschlechtlichte Prozesse gelten, liegt der Fokus vieler empirischer Studien in der Flüchtlingsforschung bislang auf den Bedingungen und Rollen von Frauen. In diesem Beitrag wird hingegen gefragt, wie Flüchtlingslager Männer und Maskulinitäten prägen. Mit Hilfe des Konzepts der Hegemonie von Männern von Jeff Hearn und einer Fallstudie in Uganda werden Auswirkungen der begrenzten Lebensbedingungen in Flüchtlingslagern auf Männer diskutiert. Dabei wird argumentiert, dass Flüchtlingslager soziale Zwischenwelten darstellen, die maßgeblich durch die humanitären Akteure geprägt werden. Obwohl Männer als die hegemonialen sozialen Kategorien angesehen werden, entstehen Spannungsgeflechte zwischen Rollenzuschreibung und faktischer Position im humanitären System. Zudem prägen die sozialen und hierarchischen Bedingungen in den Herkunftsregionen die Flüchtlinge mit ihren Geschlechtersystemen maßgeblich.

Abstract

Although forced migration and refugee situations are understood to be gendered processes, most empirical studies in Refugee Research focus on how conditions impact on women and their gender roles. However, this article concentrates on how refugee camps affect men and masculinities. By means of the concept of Hegemony of Men by Jeff Hearn and a case study in Uganda, impacts of the restricted living conditions in a refugee camp are discussed with a focus on men. It is argued that refugee camps are social interim-worlds which are strongly shaped by the humanitarian actors. Although men are understood to be the hegemonic social categories, there are conflicting lines between ascribed hegemonic roles of men and their actual position in the humanitarian system. Moreover, the social and hierarchical conditions in the regions of origin of refugees impact on them with their understanding gender systems.

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Notes

  1. Hierbei beziehe ich mich auf heterosoziale Prozesse, wobei mir keine wissenschaftlichen Beiträge zu LGBTI in Flüchtlingslagern bekannt sind. Im Rahmen der Fallstudie in Uganda konnte ich keine Fragen zu Homosexualität stellen, weil zu der Zeit ein Gesetz zur Illegalisierung von Homosexualität versucht wurde zu verabschieden.

  2. Die Trendwende ist einerseits eingebettet in internationalen Entwicklungen mit den Weltfrauenkonferenzen der Vereinten Nationen mit der Erklärung und Aktionsplattform von Beijing 1995 (Hyndman 2011, S. 170 ff.) und andererseits auch als Errungenschaft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu sehen, die Gefahren für Frauen unterstrichen (Martin 2010).

  3. Mit Blick auf andere Statusgruppen veröffentlichte UNHCR (2015) jüngst ein Strategiepapier zum Schutz von Personen mit diversen sexuellen Orientierungen und Gender-Identitäten.

  4. Auch im Rahmen des Forschungsprojekts „Genderbeziehungen im begrenzten Raum“, auf dem dieser Beitrag basiert, waren es weibliche Flüchtlinge, die besonders häufig der sexuellen und geschlechterbasierten Gewalt zum Opfer fielen.

  5. Ich betrachte Flucht und Flüchtlingssituationen als besondere Situationen, die maßgeblich durch das institutionalisierte Flüchtlingsregime geprägt sind und sich somit von freiwilliger Migration unterscheiden. Das Flüchtlingsregime ist entscheidend für die Rechte, Rechtszugänge und Lebensbedingungen der als Flüchtlinge kategorisierten Personen. Daher besteht an dieser Stelle sowie in meinem Beitrag per se ein Fokus auf Forschungsliteratur zu Flüchtlingen.

  6. Im Rahmen des Flüchtlingsschutzes werden die freiwillige Repatriierung in das Heimatland, die Umsiedlung in ein Drittland und die lokale Integration im Erstasylland als dauerhafte Lösungen angesehen.

  7. In Uganda werden Flüchtlinge systematisch je nach Herkunftsländern bestimmten Flüchtlingslagern zugewiesen, wodurch sich erklärt, warum die meisten Flüchtlinge in Kyaka II aus der Demokratischen Republik Kongo kommen. Daneben stammt eine geringere Anzahl von Flüchtlingen aus Ruanda, Burundi, dem Südsudan und Tansania.

  8. OPM verbot auch die Nutzung von Metallplatten als Dächer. Im Falle eines Verstoßes ist eine Gebühr an das OPM zu entrichten (Religiöse Führer, FGD, 19.03.2014, Base Camp).

  9. Sexuelle und geschlechterbasierte Gewalt wird als eine solche Gewalt verstanden, die gegen den Willen einer Person und aufgrund ihres sozial zugeschriebenen Geschlechts bzw. den Geschlechtsunterschieden zwischen Männern und Frauen ausgeübt wird (IASC 2005, S. 7). Dabei werden nicht nur physische, emotionale, sexuelle und psychische Handlungen sondern auch deren Versuche oder Androhungen berücksichtigt (UNHCR 2003b, S. 10; 2008, S. 7, 10).

  10. Der Zugang zu materiellen Ressourcen zeigt sich auch darin, dass Jungen Schulbildung genießen sollen, während es bei Mädchen als weniger oder gar nicht wichtig angesehen wird, da sie für häusliche Aufgaben zuständig sind, wozu keine Bildung nötig sei.

  11. Da in Uganda ein Gesetz zur Illegalisierung von Homosexualität zur Verabschiedung stand, konnten homosexuelle Beziehungen in der Feldforschung nicht untersucht werden.

  12. Das nationale Asylsystem entscheidet, welche Rechte Flüchtlinge haben, und auf lokaler Ebene bestimmen Organisationen, welche Ressourcen und Dienstleistungen den Flüchtlingen wann und durch wen bereitgestellt werden.

  13. Dies führt dazu, dass Fälle nicht gemeldet werden. Weitere Gründe sind Angst vor einem möglichen Anstieg der Gewalt und gesellschaftlichen Ausgrenzung (Mitarbeiterin, AHA, EI, 26.03.2014; Mitarbeiterin, UNHCR, EI, 10.04.2014).

  14. Mehrfachantworten waren in der Umfrage möglich.

  15. Beide zitierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind im Bereich der Prävention und Behandlung von sexueller und geschlechterbasierter Gewalt tätig.

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Danksagung

Dieser Artikel ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Genderbeziehungen im begrenzten Raum. Bedingungen, Ausmaß und Formen von sexueller Gewalt an Frauen in kriegsbedingten Flüchtlingslagern“ entstanden, das am Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg durchgeführt und von der Deutschen Stiftung Friedensforschung finanziert wird, bei der ich mich herzlich bedanke. Mein Dank vor allem den Flüchtlingen in Kyaka II für die Gespräche wie auch gilt Judith von Heusinger, Timothy Williams, Maria Ketzmerick und Philipp Schultheiß für die spannenden Diskussionen sowie insbesondere der Redaktion von Soziale Probleme und den anonymen Gutachtern und Gutachterinnen für die konstruktiven, wertvollen Kommentare.

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Krause, U. Hegemonie von Männern?. SozProb 27, 119–145 (2016). https://doi.org/10.1007/s41059-016-0015-2

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