Prof. Dr. med. Friedrich Wilhelm Schmahl, bis 2006 Direktor des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin Tübingen, verstarb plötzlich und unerwartet am 20.10.2015 im Alter von 79 Jahren.

Friedrich Wilhelm Schmahl wurde am 28.09.1936 in Velbert geboren. Nach dem Abitur nahm er in Marburg zunächst das Studium der Humanmedizin, der Mathematik und Physik auf, fokussierte sich im Verlauf aber ausschließlich auf Humanmedizin. Er absolvierte das Studium an den medizinischen Fakultäten der Universitäten Erlangen und Heidelberg, wo er im Jahr 1961 bei Professor Hans Schaefer, dem Begründer des Fachs Sozialmedizin in Deutschland, mit der Arbeit „Die Wirkung von Adrenalin und anderen gefäßaktiven Substanzen auf isolierte Muskel- und Hautarterien im Vergleich mit den Kreislaufreaktionen im Organismus“ mit der Note „Summa cum laude“ promovierte. Nach Abschluss von Studium und Promotion war Friedrich Schmahl ab 1961 zunächst als Medizinalassistent an Kliniken in Heidelberg und Mannheim und ab 1963 bis zum Frühjahr 1966 am physiologisch-chemischen Institut in Marburg tätig. Als junger Assistenzarzt und Wissenschaftler hat er sich intensiv mit Fragen der Grundlagenforschung auseinander gesetzt und erhielt in dieser Zeit auch ein Ausbildungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach Jahren der medizinisch-theoretischen Forschung vertiefte Friedrich Schmahl seine klinische Ausbildung als Assistenzarzt an den Medizinischen Universitätskliniken Mainz und Gießen, wo er im Jahr 1972 seine internistische Facharztausbildung und seine Habilitation abschloss und zunächst Universitätsdozent und im Jahr 1975 Professor wurde. Im selben Jahr war er als Gastprofessor an der Harvard University in den USA tätig und brachte von dort wesentliche Impulse für seine spätere wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich der Sozialmedizin sowie Arbeits- und Umweltmedizin mit. Diese erweiterten die von ihm in Gießen bearbeiteten, damals wie heute, aktuellen Fragen zur Bedeutung des Fettstoffwechsels für Herzinfarkte um die Betrachtung weiterer Risikofaktoren. Schon damals zeigte sich, dass solche Fragestellungen große Bedeutung für die Sozial- und Arbeitsmedizin hatten.

1979 berief die Universität Tübingen Professor Schmahl auf den Lehrstuhl für Sozialmedizin des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin, zu dessen Direktor er im Jahr 1981 ernannt wurde. Während seiner über 25 Jahre langen Tätigkeit in Tübingen erweiterte er das Spektrum der arbeitsmedizinischen Forschung am Institut und ergänzte es um vielfältige sozialmedizinische Fragestellungen. Unter anderem lagen ihm die Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund und die weltweite Gestaltung der medizinischen Versorgung am Herzen. Eine lange Publikationsliste in deutschen und internationalen Fachzeitschriften und unzählige Vorträge bei wissenschaftlichen Tagungen spiegeln seine wissenschaftliche Produktivität und Arbeitskraft wider, aber auch die intensive Förderung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unter seiner Leitung fanden zahlreiche Konferenzen mit Beteiligung von nationalen und internationalen Wissenschaftlern statt, an denen auch viele hochrangige Vertreter von Politik und Wirtschaft teilnahmen.

Sein breites Interesse sowie seine fundierte Wissenschaftlichkeit machten Professor Schmahl zu einem wertvollen Mitglied verschiedener internationaler und nationaler Gesellschaften und Gremien, so z. B. der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention, der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft für arbeitsmedizinische und umweltmedizinische Zusammenarbeit, dem Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte, dem Kuratorium der Carl Friedrich von Weizsäcker-Gesellschaft und dem Kuratorium der Theodor-Heuss-Stiftung. Ausgehend von seinem persönlichen und wissenschaftlichen Interesse an „global health“ war Professor Schmahl u. a. dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission eng verbunden.

Jahrelang war er Mitglied des inneren Kreises der Pugwash Conferences on Science and World Affairs und hatte somit Teil am Friedensnobelpreis 1995. Auf den Konferenzen thematisierte er die medizinischen Folgen der Verwendung von Atomwaffen und setzte sich aktiv für deren Reduktion ein.

Professor Schmahl war es stets ein Anliegen, dass seine Forschung den Betroffenen selbst zu Gute kam. Seine Kollegen und Mitarbeitenden schätzten insbesondere seine offene, humorvolle und freundliche Art.

Auch nach seiner Emeritierung nahm er mit großem Interesse Anteil an den Geschicken des Tübinger Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung und an aktuellen Fragen der Arbeits- und Sozialmedizin.

Wir werden ihn stets in ehrender Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Für den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V.:

Prof. Dr. med. Hans Drexler

Erlangen

Präsident der Fachgesellschaft

Im Namen aller Institutsmitarbeitenden:

Prof. Dr. med. Monika A. Rieger

Tübingen

Dr. rer. nat. Sibylle Hildenbrand

Tübingen

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