Das vorliegende Heft der Zeitschrift für Bildungsforschung umfasst zwei Teile: Im ersten Teil stehen „Remediale Programme“ an Schulen nach der Covid-19-Pandemie im Zentrum. Jana Groß Ophoff (Pädagogische Hochschule Vorarlberg), Christoph Helm (Johannes Kepler Universität Linz), Nina Bremm (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Christian Reintjes (Universität Osnabrück) haben als Gastherausgeber:innen die zu diesem Themenschwerpunkt eingereichten Beiträge begleitet. In einem Einleitungsbeitrag werden die in diesem Kontext zahlreich erschienenen Studien zu Covid-19 systematisch dargestellt und kritisch aufgearbeitet. Die Darstellung dieses Hintergrundes ist notwendig, um die remedialen Programme in Deutschland und Österreich einordnen und bewerten zu können. Im Anschluss wird in die fünf Beiträge des Themenschwerpunkts, die unterschiedliche Aspekte der Etablierung von remedialen Programmen diskutieren, eingeführt. Die ZBF dankt den Gastherausgeber:innen für ihr Engagement bei der inhaltlichen Gestaltung des Themenschwerpunkts und für die Kooperation in der Umsetzung.

Im zweiten Teil des Heftes werden zwei empirische Arbeiten präsentiert:

In ihrem Beitrag „Untersuchung der Einstellung zu Inklusion: Validierung und faktorenanalytische Überprüfung einer Kurzversion der PREIS-Skala“ präsentieren Gunnar Bruns, Timo Lüke, Cornelia Gresch und Michael Grosche eine Kurzskale zur Messung von Einstellungen zu Inklusion. Lehrkräfte mit positiven Einstellungen weisen häufiger ein Verhalten auf, das als Gelingensbedingung für eine erfolgreiche Umsetzung schulischer Inklusion aufgefasst werden kann. Um diesen theoretisch gut begründeten Zusammenhang jedoch empirisch abzusichern, werden Messinstrumente benötigt, welche die Einstellungen von Lehrkräften zur schulischen Inklusion valide erfassen. Davon ist aber bei den gegenwärtig verfügbaren Instrumenten mehrheitlich nicht auszugehen. Eine Ausnahme bildet, den Autor:innen zufolge, die Professionsunabhängige Einstellungsskala zum Inklusiven Schulsystem (PREIS), welche bereits in einer Reihe von unabhängigen Studien empirisch überprüft und validiert wurde. Um für breiter angelegte Studien ein weniger umfangreiches Instrument bereitstellen zu können, wurden die Instruktion wie auch die Anzahl der Items deutlich gekürzt. Die Messgüte der auf diese Weise entwickelten Kurzskala PREIS‑K (Faktorenstruktur, Messinvarianz und Konstruktvalidität) wird in dem Beitrag geprüft, die sechs Items werden im Anhang des Beitrags zur Verfügung gestellt. Bruns et al. sprechen ein Forschungsdesiderat an und die indirekte Einladung aus, Einstellungen zu Inklusion ökonomisch mit der Kurzskale PREIS‑K zu erfassen.

Rainer Schliermann, Irmgard Schroll-Decker und Jasmin Rock untersuchen in ihrem Beitrag die „Relevanz von sozialer und emotionaler Kompetenz im Studium der Sozialen Arbeit“. Den Kompetenzbeschreibungen von Modulhandbüchern zu Studiengängen Sozialer Arbeit liegen bislang eher vereinzelt evidenzbasierte Lehrkonzepte zugrunde. Hinzu kommt eine uneinheitliche theoretische Modellierung sozialpädagogischer Handlungskompetenz, welche gegenwärtig eine von den Autor:innen geforderte Konzeptualisierung sozialer wie emotionaler Kompetenzen sowie eine daran anschließende empirische Überprüfung zusätzlich erschweren. Trotz dieser vielfach vorgebrachten kritischen Einwände werden soziale und emotionale Kompetenzen weiterhin als förderungswürdige Lernziele formuliert, wobei die leitende Annahme ist, dass sich diese Kompetenzen durch formelle Lernsettings unterschiedlichster Art fördern ließen. Eine empirisch fundierte Unterlegung dieser Annahme stand bislang aus. Hier knüpft der Beitrag an und geht der Frage nach, ob gängige formelle Lernsettings einen Beitrag zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen leisten können. Ungeachtet der Limitationen, die sich aus dem explorativen Forschungsdesign der Studie ergeben, deuten Befunde daraufhin, dass es für eine zielgerichtete Weiterentwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen im Hochschulalltag durchaus durchdachter formeller Lernarrangements bedarf, da sich diese eben nicht zwangsläufig oder gar automatisch ergeben würden.

Im Anschluss findet sich eine Rezension von Franz Hofmann (Universität Salzburg) zum Buch „Lehrerbildung. Zwölf Denkfiguren im Spannungsfeld von Wissen und Können“ von Georg Hans Neuweg (2022). Er empfiehlt es allen in der Lehrerbildung Tätigen zur kritischen Lektüre vor dem Hintergrund der eigenen Expertise – wie er es exemplarisch in seiner Analyse der Denkfigur „Persönlichkeit“ vormacht.

FormalPara In eigener Sache

Eine große Veränderung gibt es in der Redaktion der ZBF: Ferdinand Eder nimmt seinen 75. Geburtstag zum Anlass, um sich zunächst aus seiner leitenden Rolle und sukzessive ganz aus dem Herausgeber-Team zurückzuziehen. Die Gründung der Zeitschrift für Bildungsforschung, beginnend mit den ersten konkreten Überlegungen im Jahr 2004 (!), geht auf seine Initiative zurück. Als damaliger Vorsitzender der ÖFEB hat er die Idee einer „Österreichischen Zeitschrift für Bildungsforschung“ in den Vorstand eingebracht – wo sie lt. Protokoll „von den Anwesenden mit Wohlwollen aufgenommen“ wurde –, die Diskussion darüber vorangetrieben und schließlich auch die Verhandlungen mit dem damaligen VS Verlag für Sozialwissenschaften (Springer) geführt. Seine große Forschungs- und Publikationserfahrung, seine Vorausschau in Verbindung mit hohen Qualitätsansprüchen und sein Verhandlungsgeschick haben die Entwicklung der Zeitschrift wesentlich geprägt. Wir möchten seinen Rückzug als Sprecher der Herausgeber:innen – Ferdinand Eder bleibt uns als Berater, Reviewer und zukünftiges Mitglied des erweiterten Herausgeber-Teams hoffentlich noch lange erhalten – zum Anlass nehmen, ihm für die Zusammenarbeit seit der Gründung der Zeitschrift zu danken, die in hohem Ausmaß von seiner Kreativität und Innovationskraft geprägt war und ist.

Die Rolle der Sprecherin des Herausgeber-Teams hat mit Mitte April dieses Jahres Angelika Paseka übernommen, die ihrerseits seit dem Gründungsjahr 2011 als Herausgeberin der Zeitschrift für Bildungsforschung agiert. Angelika Paseka ist Professorin für Schulpädagogik und Schulforschung an der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Hamburg. Gemeinsam mit Ferdinand Eder und Herbert Altrichter (Herausgeber von 2011 bis 2016) hat sie die Zeitschrift für Bildungsforschung auf den Weg gebracht und seither in Zusammenarbeit mit den im Laufe der Zeit hinzugetretenen Herausgebern – Stefan Brauckmann-Sajkiewicz (seit 2017), Georg Krammer (seit 2019) und Burkhard Gniewosz (als Rezensionsherausgeber seit 2017, als Herausgeber seit 2023) – weiterentwickelt.

Als mittlerweile sehr gut etablierte Zeitschrift mit unvermindert hohen Qualitätsansprüchen befindet sich die Zeitschrift für Bildungsforschung aktuell auf dem Weg hin zu einer angestrebten Listung in einer spannenden Entwicklungsphase. Wir werden davon im Editorial des nächsten Heftes berichten.