Leistung ist nicht alles, aber ohne „Leistung“ ist Schule für viele nicht denkbar. Leistung und ihre Bewertung durch Noten bildet einen Schwerpunkt des dritten Heftes 2018.

Christian Nerowski setzt sich unter der Perspektive „Leistung als ‚bewertete Handlung‘“ aus pädagogischer und bildungswissenschaftlicher Perspektive mit dem viel verwendeten Begriff „Leistung“ auseinander. Seine facettenreiche Analyse fördert eine große Vielfalt definitorischer Zugänge zu Tage, macht aber deutlich, dass letzten Endes jede „Handlung“ potentiell geeignet ist, zur „Leistung“ zu werden, wenn sie mit einem Bewertungsmaßstab verbunden wird. Ein solches Verständnis wäre mit erheblichen Konsequenzen für den Umgang mit „Leistung“ verbunden, insofern andere Konzepte, die im schulischen Kontext häufig damit in Verbindung gesehen werden wie z. B. „Anstrengung“, ihre Berechtigung verlieren würden.

Christine Schmid befasst sich korrespondierend dazu mit jenem Bereich von Leistung, der in mancher Hinsicht den Kern von Schule aus macht, nämlich der Beurteilung fachlicher Leistungen auf Basis von Ziffernnoten. Ihre Untersuchung zu „Asymmetrien zwischen Noten und Testleistungen am Ende der 8. Schulstufe? Eine Analyse auf Grundlage der österreichischen Bildungsstandardüberprüfung Mathematik 2012“ stützt sich auf die in Österreich flächendeckend vorliegenden Ergebnisse von Bildungsstandards-Testungen in Mathematik und geht der Frage nach, inwieweit Fachnoten mit den in den Bildungsstandards gemessenen Kompetenzen übereinstimmen, und welche Faktoren für allfällige Abweichungen bestimmend sind. Die Ergebnisse bestätigen viele der bereits vorliegenden Forschungsergebnisse zur (geringen) Aussagekraft von Noten, wenn sie unabhängig vom Kontext der jeweiligen Schulform interpretiert werden, zeigen aber auch, dass innerhalb der jeweiligen Kontexte traditionell als hochwirksam eingeschätzte Einflussfaktoren wie der familiäre Hintergrund nur eine geringe Effektstärke aufweisen, ganz abgesehen davon, dass die Noten der Schüler/innen auch insgesamt nur einen relativ geringen Beitrag zur Erklärung der Leistungen in den Bildungsstandards leisten.

Mit Entstehung und Funktion von nichtkognitiven Professionsmerkmalen von Lehrpersonen befassen sich die weiteren Beiträge des Heftes. Tabea Kauper nimmt „Hospitationspraktika als Lerngelegenheit?“ in den Blick und untersucht in einem Längsschnittdesign die Veränderung berufsbezogener Selbstkonzepte und der Berufswahlsicherheit bei zwei Gruppen von Lehramtsstudierenden, von denen die eine an einem Hospitationspraktikum teilnimmt und die zweite als Vergleichsgruppe fungiert. Zusätzlich werden Einflüsse der in den Praktika gestellten Aufgaben sowie der moderierende Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen für die Veränderung der untersuchten Konstrukte analysiert. Die Ergebnisse geben deutliche Hinweise auf die Wirkung von Hospitationspraktika vor allem auf die Sicherheit hinsichtlich der beruflichen Entscheidung.

Um die Nutzung von datenbasierten Rückmeldungen für die Weiterentwicklung von Unterricht und Schule geht es im Beitrag von Andrea Westphal, Julia Zuber und Miriam Vock. Es wird vielfach beklagt, dass solche Rückmeldungen von den Schulen bzw. den Lehrkräften viel zu wenig genutzt werden und sich zu wenig in handlungspraktischen Konsequenzen niederschlagen. Über die Ursachen wurden einige Vermutungen angestellt. Die Autorinnen gehen systematisch den Gründen dazu nach und fragen: „Welche Rolle spielen Selbstwirksamkeit, Motivation und Einstellungen zu Diagnostik für die Nutzung datenbasierter Rückmeldungen?“ Sie können zeigen, dass alle drei genannten Faktoren dafür bedeutsam sind, ob Daten genutzt werden. Das eröffnet weitreichende Implikationen für die Arbeit an Schulen und wie Lehrkräfte dabei unterstützt werden können, auf Rückmeldungen zurückzugreifen.

Die Rezensionen des vorliegenden Heftes betreffen Werke, die für das Lehren und Lernen an den Hochschulen und Universitäten neue Perspektiven entwerfen. Katharina Kuckuck findet im Herausgeberwerk

Mieg, Harald A.; Lehmann, Judith (Hrsg.) (2017): Forschendes Lernen. Wie die Lehre in Universität und Fachhochschule erneuert werden kann. Frankfurt/New York: Campus Verlag.

einen breiten Einblick in die Praxis der Umsetzung forschenden Lernens an den deutschsprachigen Universitäten. Marianne Hirschberg und Helga Stobrawe würdigen in Ihrer Rezension des Sammelbandes von

Uta Klein (Hrsg.) (2016): Inklusive Hochschule. Neue Perspektiven für Praxis und Forschung, Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

in dem Inklusion mit Bezug auf Behinderung im Mittelpunkt steht, nicht nur den guten empirischen Überblick, sondern insbesondere, dass auch die direkte Perspektive der Betroffenen selbst einbezogen wird.

Wie immer wird das Heft durch Berichte aus der ÖFEB und Hinweise auf Publikationen von ÖFEB-Mitgliedern komplettiert.