Zusammenfassung
Der Berliner Senat hat sich aufgrund der aktuellen Debatte über die deutsche Schulstruktur dazu entschlossen, das mehrgliedrige Schulsystem zur Disposition zu stellen und neue Formen des Lernens in der ‚Pilotphase Gemeinschaftsschule Berlin‘ zu erproben. Zentrale Akteure sind dabei die Lehrerinnen und Lehrer, deren Erfahrungen im Umgang mit heterogenen Lerngruppen Gegenstand der hier vorgestellten Fallstudie sind. Das Erkenntnisinteresse besteht darin zu untersuchen, wie Lehrkräfte ihr unterrichtliches Handeln im Kontext des Reformprozesses zur Gemeinschaftsschule entwickeln. In einem qualitativ-fallrekonstruktiven Verfahren wurden deshalb neun Lehrkräfte über zwei Jahre hinweg befragt.
Auf Grundlage des Modells der beruflichen Entwicklungsaufgaben konnten auf diese Weise äußere Anforderungen der beruflichen Tätigkeit an einer Gemeinschaftsschule und Deutungsmuster der Lehrenden im Umgang mit heterogenen Lerngruppen rekonstruiert werden. Die Fallstudie bietet damit Erklärungsansätze dafür, welche Lösungsstrategien Lehrpersonen finden, um an Gemeinschaftsschulen eine Progression ihrer Professionalisierung zu realisieren. Diese Erkenntnisse lassen sich sowohl als Reflexionsanlässe in Fortbildungen als auch für den theoretischen Diskurs über pädagogische Professionalisierung im Umgang mit heterogenen Lerngruppen nutzen.
Abstract
Due to the current debate about Germany’s educational structure, the Senate of Berlin decided to abandon the former school system consisting of three different types of school levels. Its aim is to establish new ways of learning via the project ‘Pilotphase Gemeinschaftsschule Berlin’. Main actors are the teachers whose experiences with handling heterogeneous learning groups are the focus of the investigation presented here. The research interest is to investigate how teachers develop their actions in class in relation to the reforming process leading to community schools. This was being approached via a qualitative research design in which nine teachers were being surveyed over the course of 2 years.
Based on the model of professional development-tasks two aspects of the teachers’ proficiency could be reconstructed: the findings offer insight into the external requirements that teachers are confronted with at community schools as well as interpretation patterns when dealing with heterogeneous learning groups. The study offers explanatory approaches for the question which strategy teachers consider to be a solution for realising a progression of their professionalization at community schools. These findings can be used as a motive for reflection in further teacher education as well as a source for a theoretical discourse about pedagogical professionalization dealing with heterogeneous learning groups.
Notes
Die Schulform der Gemeinschaftsschule besteht in Berlin nun als Schulversuch neben dem gegliederten Schulsystems des Gymnasiums und der in Berlin seit 2010/2011 eingeführten Integrierten Sekundarschule.
Auch in anderen Bundesländern wird und wurde die Gemeinschaftsschule als alternative Schulform im mehrgliedrigen Schulsystem eingeführt (Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen).
Die Berliner Gemeinschaftsschulen starten entweder in der Grundschule mit dem 1. Jahrgang und wachsen dann bis zur Oberstufe auf, oder sie setzen sich aus einer Grundschule und weiterführenden Schule zusammen. Da in Berlin die Grundschule bis einschließlich Jahrgang 6 stattfindet, ist entsprechend der erste Jahrgang der Sekundarstufe I der 7. Jahrgang.
Die Namen der Lehrkräfte sind anonymisiert.
Die Punkte in runden Klammern kennzeichnen im Transkript je eine Sekunde Pause, die eckigen Klammern verweisen auf Auslassungen innerhalb der Sequenzen.
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Wittek, D. Umgang mit Heterogenität als Chance und/oder Risiko für die Professionalisierung von Lehrpersonen – Wie bewältigen Lehrkräfte berufliche Entwicklungsaufgaben in Reformprozessen?. Z f Bildungsforsch 3, 219–233 (2013). https://doi.org/10.1007/s35834-013-0066-4
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