Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie auch die Diskussion um das "Verbrenner-Aus" verfolgt, die das EU-Parlament mit seiner Entscheidung angefacht hat? Diese folgt der Vorlage der EU-Kommission, ab 2035 nur noch Pkw und leichte Nfz zuzulassen, die kein CO2 ausstoßen. Laut EU-Vorgabe umfasst das nur batterieelektrische und mit Wasserstoff betankte Fahrzeuge. Der Verbrennungsmotor wird damit faktisch aus dem Portfolio einer klimaneutralen Mobilität gestrichen. Der zuletzt erarbeitete Kompromiss des EU-Rats "Umwelt" nährt die Hoffnung auf einen neuen Spielraum für synthetischen Kraftstoffe - eine Lösung, die viele Fachleute gerade auch für die mit Verbrennungsmotor angetriebene Bestandsflotte als unumgänglich erachten. Es bleibt spannend, was die nun folgenden Trilog-Verhandlungen final ergeben. Der Knackpunkt: Sowohl für die Herstellung von Batterien und den Betrieb von E-Autos als auch für die Herstellung von Wasserstoff und E-Fuels werden enorme Mengen elektrischen Stroms gebraucht. So weist das BMUV für die rund 45 Millionen Pkw in Deutschland bei reinem Elektrobetrieb einen prognostizierten Bedarf von circa 100 TWh aus. Dieser muss jedoch zwingend regenerativ erzeugt werden, um tatsächliche Klimaneutralität zu erreichen. Mit rund 233,6 TWh Strom aus erneuerbaren Trägern und einem Anteil von rund 41 % der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in 2021 laut UBA ist der Weg noch steil.

Daneben stellt der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine weitere große Hürde für einen erfolgreichen Hochlauf der Elektromobilität dar. Die KfW weist in ihrem letzten Energiewendebarometer aus, dass nach einer zu kurzen Reichweite die geringe Anzahl öffentlicher Ladestationen der zweitmeist genannte Grund ist, sich gegen ein Elektrofahrzeug zu entscheiden. Stand Mai gibt es laut Bundesnetzagentur rund 60.000 Ladepunkte. Will die Bundesregierung ihr Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen und 1 Million Ladepunkte bis 2030 erreichen, müssen hier deutliche Anstrengungen unternommen werden. Im Rahmen der KfW-Publikationsreihe "Fokus Volkswirtschaft" haben Daniel Römer und Johannes Salzgeber ermittelt, dass von 2017 bis 2019 die Zunahme von öffentlichen Ladepunkten und Elektroautos ungefähr im Gleichklang erfolgte, zuletzt aber ein Missverhältnis aufgetreten ist: "Der Bestand an Fahrzeugen hat sich in den vergangen beiden Jahren fast versechsfacht, während es nur zu einer knappen Verdopplung der Ladepunkte kam. Anders betrachtet teilen sich in Deutschland nun dreimal mehr Elektroautos einen öffentlichen Ladepunkt." Auch der EV-Readiness-Index 2022 stellt der deutschen Infrastruktur ein schlechtes Zeugnis aus: Auf jedes in 2021 zugelassene E-Auto kommt nur eine Station - beim europäischen Spitzenreiter Niederlande sind es bereits acht. Die Zahlen belegen: Es gibt noch viel zu tun. Gehen wir die Herausforderungen gemeinsam an.

Viel Spaß beim Lesen dieses ATZextra.

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Caroline Behle

Verantwortliche Redakteurin