Liebe Leserin, lieber Leser,
kürzlich fiel mir eine Meldung von der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) zum Thema mobile Daten auf. Der persönliche Datenverbrauch der Nutzenden liegt demnach zwischen 4,3 und 42 GB pro Kopf - bei weltweit bald zwei Milliarden Nutzenden schwindelerregend viel. Industrielle Anwendungsfälle bis hin zur Kommunikation wie V2X kommen dazu. Wohlgemerkt bezieht sich dies auf alles bis hin zu 5G, das ja vielerorts - wenn auch bislang nicht in Deutschland - flächendeckend ausgerollt ist. Laut der Statistik sollen zudem die Maschine-zu-Maschine-Anwendungen um rund 14 % pro Jahr wachsen.
Ein Blick ins Netz zeigt in diesem Zusammenhang immense Zahlen zum Energiebedarf der Kommunikationstechnik. Eine von RWE beauftragte Studie der RWTH Aachen 2019 schätzt den Mehrbedarf für die Rechenzentren für 5G auf rund 3,8 TWh. Man kann sich dann noch ein wenig am Potenzial für die Fernwärme erfreuen, da die Abwärme der Internetknoten natürlich entsprechend groß ist und unbedingt genutzt werden sollte.
Wenn man sich das Thema insgesamt anschaut, wird aber auf jeden Fall klar, dass die Menschheit zusätzlich zu den Themen Heizung und Transport einen wirklichen Energiefresser losgelassen hat: Die exponentiell steigenden Datenmengen werden produziert und versendet, aber leider auch unendlich lang gespeichert. Der private Nutzende ist oft so überflutet, dass er nicht löscht, der gewerbliche Nutzer von Daten muss und will diese zur Analyse und Dokumentationszwecken speichern. Ob es nun die Entwicklung und Validierung von Daten für das automatisierte Fahren sind oder permanent erhobene Nutzerdaten, dies alles erzeugt einen stetig wachsenden CO2-Fußabdruck.
Dabei sind wir mit Cloud-Diensten, Analytik, KI, VR-Brillen & Co. eigentlich doch erst am Anfang einer gewaltigen Welle. Die Weiterentwicklungen der Mikroelektronik und ihrer Möglichkeiten sowie kommende Standards wie 6G oder 7G werden noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten zur Datenerfassung und -auswertung bieten, ob das nun in der Fahrzeugtechnik ist oder bei noch "fortgeschritteneren" Bezahlmöglichkeiten per Gesichtsscan in Ländern wie China. Egal wozu: Der Energiebedarf aus dem Bereich Datenmanagement wird weiter steigen. Ich wage die Prophezeiung, dass wir den Tag sehen werden, an dem der Energiehunger der Menschheit nach Kommunikation im weitesten Sinne größer ist als der jeder Industrieproduktion.
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe.
Robert Unseld
Verantwortlicher Redakteur

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Unseld, R. Hunger. ATZ Elektron 18, 3 (2023). https://doi.org/10.1007/s35658-023-1508-y
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